March for Science 2017

Schon 2017 protestierten Wissenschaftler in den USA gegen die Politik von Präsident Trump. Nun tun es sie wieder. © cc-by-sa-3 Another Believer / Wikimedia Commons

Gesundheitsforschung: Der grösste Sponsor muss Ausgaben kürzen

Martina Frei /  Die US-Regierung setzt den Rotstift an. Auch Forschung in der Schweiz ist vom US-Sponsoring abhängig. 

Wie stark die biomedizinische Forschung von US-Geldern abhängt, zeigte das Wissenschaftsmagazin «Nature» vergangene Woche anhand mehrerer Grafiken auf. 

Die US-«National Institutes of Health» (NIH) sind bisher mit einem Budget von rund 47 Milliarden Dollar jährlich der mit Abstand grösste Geldgeber für Wissenschaftler und Forschungseinrichtungen weltweit.

Grafik
Die grössten Geldgeber für Forschende in den biomedizinischen Wissenschaften (Beträge in Millionen Dollar im Jahr 2022). Hinter den NIH steht an zweiter Stelle der «Wellcome Trust».

Zum Vergleich:

  • Das EU-Projekt «Horizon Europe» verfügt laut «Swissinfo» während sieben Jahren über ein jährliches Budget von rund 13 Milliarden Franken.
  • Chinas Nationale Stiftung für Naturwissenschaften habe 2023 umgerechnet etwa 610 Millionen Franken in die Gesundheitsforschung investiert.
  • Der Schweizerische Nationalfonds sponserte im gleichen Jahr hier zu Lande Forschungsvorhaben in Biologie und Medizin mit 430 Millionen Franken.

Mehr als 1,3 Milliarden Dollar öffentliche Gelder für ein neues Medikament

Die US-biomedizinische Wissenschaft dominiere weltweit in Bezug auf die Zahl der veröffentlichten Studien, Entdeckungen und Medikamente, zitiert «Nature» eine Wissenschaftlerin. Bei fast allen zwischen 2010 und 2019 in den USA neu zugelassenen Medikamenten sponserten die NIH die Grundlagen- oder anwendungsorientierte Forschung. Über 1,3 Milliarden Dollar trugen die NIH einer anderen Berechnung zufolge im Mittel für die Grundlagenforschung zu jedem neuen Medikament bei.

Grafik Infektionskrankheiten und vernachlässigte Erkrankungen
Die grössten Geldgeber im Jahr 2023 für Forschende im Bereich HIV, Tuberkulose und Malaria (oben) und auf dem Gebiet der sogenannten vernachlässigten Krankheiten (unten) wie zum Beispiel Lepra, Krätze oder infolge von Schlangenbissen.

Nun setzt die US-Regierung bei der Forschung den Rotstift an. Hier einige kürzliche Schlagzeilen:

Finanzierer wissenschaftlicher Publikationen

Grafik wissenschaftliche Veröffentlichungen
Welche Sponsoren wurden in wissenschaftlichen Publikationen im letzten Jahrzehnt verdankt? Die NIH (orange Linie) waren der am häufigsten genannte Geldgeber von Fachartikeln, die in der grossen Datenbank Pubmed gelistet sind. Doch die nationale chinesische Stiftung für Naturwissenschaften (dunkelblau) holt auf und lag 2024 bereits bei über 60’000 Publikationen. Der «Wellcome Trust» (gelb), die EU (hellblau) und die «Bill & Melinda Gates»-Stiftung (grau) spielten verglichen damit kleine Rollen.

Wer zahlt, hat Einfluss

Die finanzielle Macht der NIH birgt Interessenkonflikte, beispielsweise bei der Frage, woher das Pandemievirus stammte: aus dem Labor oder aus der Natur?

Ein führender Vertreter der NIH, Anthony Fauci, verbreitete bereits im ersten Pandemiejahr, die wissenschaftlichen Beweise würden «sehr, sehr stark» darauf hinweisen, dass das Pandemievirus «nicht künstlich oder absichtlich manipuliert worden sein kann».

Der Interessenkonflikt: Faucis Abteilung förderte unter anderem die umstrittene «Gain-of-Function»-Forschung, bei der Krankheitserreger absichtlich gefährlicher gemacht werden, und hatte daher ein Interesse daran, die These eines natürlichen Ursprungs zu favorisieren. Auch im chinesischen Wuhan sponserte sie Virenforschung. Von dort – vermutet unter anderem der deutsche Bundesnachrichtendienst – soll das Pandemievirus aus einem Labor entkommen sein.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die eine Karriere anstrebten, werden sich davor gehütet haben, den Vertretern der NIH öffentlich zu widersprechen.

Auch die Schweiz erhält Geld von den NIH

Rund 99 Prozent der NIH-Gelder gehen laut «Swissinfo» an Forschungseinrichtungen in den USA. Die Schweiz zähle zu den anderen Ländern, die noch am meisten Geld von den NIH erhalten würden. Schweizer Forschungseinrichtungen seien im Jahr 2024 an 489 NIH-Projekten beteiligt gewesen. Zu den erfolgreichen Bewerbern um NIH-Gelder gehörte die Universität Bern. Sie hat seit 2006 fast 50 Millionen Dollar von den NIH erhalten (Infosperber berichtete). Dem «Swiss Institute for Bioinformatics» in Genf hätten die NIH letztes Jahr 10 Millionen Dollar zugesprochen. Diesem Institut gehört Tanja Stadler an, die frühere Leiterin der Schweizer Covid-19 Science Taskforce.


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