Gesundheitsforschung: Der grösste Sponsor muss Ausgaben kürzen
Wie stark die biomedizinische Forschung von US-Geldern abhängt, zeigte das Wissenschaftsmagazin «Nature» vergangene Woche anhand mehrerer Grafiken auf.
Die US-«National Institutes of Health» (NIH) sind bisher mit einem Budget von rund 47 Milliarden Dollar jährlich der mit Abstand grösste Geldgeber für Wissenschaftler und Forschungseinrichtungen weltweit.

Zum Vergleich:
- Das EU-Projekt «Horizon Europe» verfügt laut «Swissinfo» während sieben Jahren über ein jährliches Budget von rund 13 Milliarden Franken.
- Chinas Nationale Stiftung für Naturwissenschaften habe 2023 umgerechnet etwa 610 Millionen Franken in die Gesundheitsforschung investiert.
- Der Schweizerische Nationalfonds sponserte im gleichen Jahr hier zu Lande Forschungsvorhaben in Biologie und Medizin mit 430 Millionen Franken.
Mehr als 1,3 Milliarden Dollar öffentliche Gelder für ein neues Medikament
Die US-biomedizinische Wissenschaft dominiere weltweit in Bezug auf die Zahl der veröffentlichten Studien, Entdeckungen und Medikamente, zitiert «Nature» eine Wissenschaftlerin. Bei fast allen zwischen 2010 und 2019 in den USA neu zugelassenen Medikamenten sponserten die NIH die Grundlagen- oder anwendungsorientierte Forschung. Über 1,3 Milliarden Dollar trugen die NIH einer anderen Berechnung zufolge im Mittel für die Grundlagenforschung zu jedem neuen Medikament bei.

Nun setzt die US-Regierung bei der Forschung den Rotstift an. Hier einige kürzliche Schlagzeilen:
- «NASA beginnt Massenentlassung von Wissenschaftlern»
- «‹Meine Karriere ist vorbei›: Wissenschaftler an der Columbia University hart von den Einschnitten von Trumps Team betroffen»
- «‹Alles ist in der Krise›: US-Universitäten kürzen Personal und Ausgaben, weil Trump Kürzungen durchsetzt»
- «Diese frustrierten Wissenschaftler wollen die USA verlassen»
Finanzierer wissenschaftlicher Publikationen

Wer zahlt, hat Einfluss
Die finanzielle Macht der NIH birgt Interessenkonflikte, beispielsweise bei der Frage, woher das Pandemievirus stammte: aus dem Labor oder aus der Natur?
Ein führender Vertreter der NIH, Anthony Fauci, verbreitete bereits im ersten Pandemiejahr, die wissenschaftlichen Beweise würden «sehr, sehr stark» darauf hinweisen, dass das Pandemievirus «nicht künstlich oder absichtlich manipuliert worden sein kann».
Der Interessenkonflikt: Faucis Abteilung förderte unter anderem die umstrittene «Gain-of-Function»-Forschung, bei der Krankheitserreger absichtlich gefährlicher gemacht werden, und hatte daher ein Interesse daran, die These eines natürlichen Ursprungs zu favorisieren. Auch im chinesischen Wuhan sponserte sie Virenforschung. Von dort – vermutet unter anderem der deutsche Bundesnachrichtendienst – soll das Pandemievirus aus einem Labor entkommen sein.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die eine Karriere anstrebten, werden sich davor gehütet haben, den Vertretern der NIH öffentlich zu widersprechen.
Auch die Schweiz erhält Geld von den NIH
Rund 99 Prozent der NIH-Gelder gehen laut «Swissinfo» an Forschungseinrichtungen in den USA. Die Schweiz zähle zu den anderen Ländern, die noch am meisten Geld von den NIH erhalten würden. Schweizer Forschungseinrichtungen seien im Jahr 2024 an 489 NIH-Projekten beteiligt gewesen. Zu den erfolgreichen Bewerbern um NIH-Gelder gehörte die Universität Bern. Sie hat seit 2006 fast 50 Millionen Dollar von den NIH erhalten (Infosperber berichtete). Dem «Swiss Institute for Bioinformatics» in Genf hätten die NIH letztes Jahr 10 Millionen Dollar zugesprochen. Diesem Institut gehört Tanja Stadler an, die frühere Leiterin der Schweizer Covid-19 Science Taskforce.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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