Coca-Cola

«Recycle me»: Die Kampagne der PR-Agentur Ogilvy gewann vier goldene Löwen am Cannes Werbefilm-Festival. © Ogilvy

Recycling-Werbe-Kampagne von Coca-Cola gewinnt Löwen in Cannes

Philippe Stalder /  Die PR-Agenturen der grössten Umweltverschmutzer der Welt räumen zahlreiche Preise ab – auch in der Kategorie Nachhaltigkeit.

Das Cannes Lions International Festival for Creativity prämiert jedes Jahr die besten Werbefilme und verleiht goldene, silberne sowie bronzene Löwen in unterschiedlichen Kategorien. Es ist weltweit eines der bedeutendsten Festivals der Werbebranche. 

In der Kategorie «nachhaltige Entwicklungsziele» werden gemäss Website «kreative Problemlösungen, Lösungen oder andere Initiativen gewürdigt, die Kreativität nutzen, um die Welt positiv zu beeinflussen.» Die Juroren bewerten die eingereichten Werbefilme danach, wie sie «zur UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung in den Bereichen Mensch, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft beigetragen oder diese vorangebracht haben.»

Der schlechte Witz: Viele der diesjährigen Gewinner arbeiten für einige der grössten Umweltverschmutzer der Welt. So gewann etwa die britisch-amerikanische Werbeagentur Ogilvy einen Grand Prix für eine Recycling-Werbung für Coca Cola – den weltweit grössten Plastikverschmutzer.

Eine weitere Goldmedaillengewinnerin in der Kategorie Nachhaltigkeit ist die Agentur AKQA, die wie Ogilvy zum globalen Medienkonzern WPP mit Sitz in London gehört. AKQA wurde für die Kampagne Pink Chip ausgezeichnet, einem Börsenindex für von Frauen geführte Unternehmen.

Dies hielt AKQA jedoch nicht davon ab, gleichzeitig einen Vertrag mit Saudi Aramco einzugehen. Im elfköpfigen Verwaltungsrat des staatlichen Ölkonzerns von Saudi-Arabien sitzt gerade mal eine Frau. Auch Ogilvy unterhält seit langem Beziehungen zu einer Reihe von Öl- und Gaskunden, darunter BP, Shell und Chevron. Dies ergaben Recherchen von Clean Creatives und DeSmog.

Parallel dazu arbeiten die PR-Agenturen für Öl-Konzerne

Der Hauptpreis in der Kategorie Nachhaltigkeit ging an die Pariser Werbeagentur Publicis Conseil und den Automobilriesen Renault. Für eine Kampagne, bei der Renault Arbeitnehmenden mit schlechtem Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln während ihrer Probezeit im neuen Job gratis Fahrzeuge zur Verfügung stellt. Falls sie die Probezeit bestehen, müssen sie die Fahrzeuge dann bezahlen.

So halst Renault Arbeitslosen ihre Autos auf: Die Care-Makers-Kampagne von Publicis Conseil. Video: Youtube / Publicis Conseil

Während sich Publicis Conseil vorne herum für ihren vermeintlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit feiert, arbeitet sie hinten herum bereits seit 2015 mit dem französischen Energieunternehmen Engie zusammen und hatte zuvor einen Vertrag mit TotalEnergies, dem sechstgrössten Öl- und Gasunternehmen der Welt, so die Recherchen von DeSmog.

Edelman, die grösste private PR-Firma der Welt, nahm eine Goldmedaille in der Kategorie Nachhaltigkeit für eine Kampagne mit der Reederei DP World entgegen. Die Kampagne mit dem Titel «The Move to -15» beschreibt, wie die Kühlhaustemperatur für den Transport von Tiefkühlkost sicher von -17 auf -15 Grad Celsius erhöht werden kann.

Die Änderung verspricht Energieeinsparungen von «25 Terawattstunden und 17,7 Millionen Tonnen Kohlenstoff jährlich», heisst es auf der Website von Edelman.

In der Werbung argumentiert eine Stimme aus dem Off, dass «in einer sich erwärmenden Welt jedes Grad eine bedeutende Auswirkung hat».

Edelmann fördert eine «umweltfeindliche» Agenda

Gleichzeitig arbeitet Edelmann jedoch seit langer Zeit schon mit Kunden, deren Geschäftstätigkeiten das Klima aufheizen. Die Agentur hat vor kurzem ihren globalen PR-Vertrag mit Shell erneuert und unterhält Geschäftsbeziehungen zu den Öl- und Gaskonzernen Chevron und Sasol.

Das Climate Investigations Center bezeichnet Edelman deshalb als «die dominierende PR-Firma für Handelsverbände, die eine umweltfeindliche Agenda fördern.» 

Nur wenige Wochen vor der Verleihung der Cannes Löwen forderte der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Gutteres, die Regierungen der UN-Mitglieder dazu auf, Werbung für fossile Brennstoffe zu verbieten. PR-Agenturen rief er dazu auf, alle Verbindungen zu dieser Branche zu kappen.

In seiner Rede am 5. Juni im American Museum of Natural History in New York forderte Guterres die Werbeindustrie auf, «nicht länger als Ermöglicher der Zerstörung unseres Planeten zu agieren». In Cannes blieben seine Worte indes ungehört.


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