Mastercard-Kampagne instrumentalisiert den Gletscherschutz
«Klimaschutz kann so einfach sein», behauptet Mastercard in einem Tweet im Rahmen einer aktuellen Imagekampagne. Damit suggeriert das Unternehmen, man könne nun mit seiner Kreditkarte die Klimaerwärmung bremsen. Für jede zwischen 1. Oktober und 31. Dezember 2021 getätigte Transaktion via Mastercard spendet das Unternehmen der Cover Project Foundation Gletscherschutzfolie in Grösse einer Kreditkarte. «Mastercard garantiert dabei eine Mindestabdeckung von 50’000 Quadratmetern. Indem die Gletscher im Sommer abgedeckt und so gegen die Sonneneinstrahlung geschützt werden, kann über den Zeitraum von fünf Jahren das Abschmelzen von zirka 300’000 m3 Eis verhindert werden», lässt das Unternehmen in einer Mitteilung verlauten.
Matthias Huss, Glaziologe an der ETH in Zürich kritisiert die Kampagne: «Ich finde sehr problematisch, dass Gletscherabdecken mit Vlies, was selber CO2-Emissionen verursacht und dazu synthetisches Material in eine sensible, hochalpine Umwelt bringt, als Klimaschutz verkauft wird. Mastercard vermittelt mit der Kampagne gegenüber den Kunden einen falschen Eindruck.» Um die Klimaerwärmung abzuschwächen müsse man zum Beispiel Treibhausgas-Emissionen senken oder abbauen. Das Abdecken eines Gletschers gehe bloss die konkreten Folgen der Klimaerwärmung auf sehr kleiner Skala an. Nicht aber die Erwärmung selbst.
Felix Keller ist Fachdidaktiker für Umweltlehre und Stiftungsratspräsident der Cover Project Foundation, welche von Mastercard Geld erhalten wird, um die Gletscher abzudecken. Er sagt: «Wenn das Mastercard-Projekt es schafft, Menschen für den Klimaschutz zu motivieren, ist es ein kleiner Beitrag zu einer dringend notwendigen Lösung. In meinen Augen ist Umweltlehre erst erfolgreich, wenn Umwelthandeln entsteht und gerade beim Thema Klima sind wir leider noch sehr weit weg vom Handeln.» Als überzeugter Klimaschützer weiss er, dass die teilweise Abdeckung dreier Gletscher durch seine Stiftung die Klimaerwärmung nicht bremst. Sie könnten damit bloss die Süsswasserversorgung für ein paar SAC-Hütten und eine Alp sicherstellen. «Ich stehe hinter der Kampagne und finde es nicht schlecht, wenn sie eine Kontroverse auslöst. Hoffentlich wird eine Kontroverse eher bei einigen die Augen öffnen.»
Klimaschutz mit Konsum?
Die beiden ETH-Kollegen Matthias Huss und Felix Keller haben die Aktion besprochen. Huss findet Kellers konkretes Projekt grundsätzlich nicht unberechtigt. Mit lokalen Massnahmen könne man durchaus gewisse lokale Folgen des Klimawandels abschwächen. Nur hätte Mastercard das seiner Meinung nach auch so kommunizieren müssen. Und nicht als Klima- und Gletscherschutz mit Bildern von Eisriesen. Leider werde immer häufiger versucht, mit falschen Bildern etwas zu verkaufen, was so nicht umsetzbar ist. «Und schmelzende Gletscher geben halt starke Bilder her.» Zudem kritisiert er viel grundsätzlicher, dass die Gletscherabdeckung an einen Konsumanreiz gekoppelt ist: «Mit Konsum betreibt man keinen Klimaschutz, sondern das Gegenteil.»
Für Mastercard hingegen ist die Auflösung dieses Widerspruchs offensichtlich Hauptanliegen der Kampagne. In der Mitteilung lässt sich Daniela Massaro, Country-Managerin Schweiz bei Mastercard folgendermassen zitieren: «Wir tragen mit unserer Nachhaltigkeitsstrategie massgeblich dazu bei, ein Umfeld zu schaffen, in dem Menschen ihr volles Potenzial ausschöpfen können, im Einklang mit einem Wirtschaftswachstum, welches uns alle miteinbezieht und dabei sicherstellt, dass unser Planet gesund erhalten bleibt».
Dass Mastercard ihre Unterstützung an die Transaktionszahl knüpft, ist zweifellos als Anreiz zur Benutzung der Kreditkarte zu verstehen, was aber gar nicht nötig wäre. Zwar garantiert man eine Mindestabdeckung von 50’000 m2. Allerdings setzt Mastercard bei 100’000 m2 eine Obergrenze. Diese ist bereits bei knapp 22 Millionen Transaktionen erreicht.
Gemäss Marcel Stadelmann, welcher an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften den Swiss Payment Monitor unterhält, dürfte Mastercard im genannten Zeitraum aber etwa 60 Millionen Transaktionen durchführen. Seine – wohlgemerkt – grobe Schätzung basiert auf der Gesamtzahl der letztjährigen Kreditkartentransaktionen in der Schweiz und der eigenen Berechnung des letztjährigen Marktanteils von Mastercard. Die Verknüpfung von Transaktionen und abgedeckter Gletscherfläche dürfte also keinen Einfluss auf die abgedeckte Gletscherfläche haben, da die Obergrenze mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit ohnehin erreicht wird. Sie dient somit in erster Linie als Kundenanreiz, um Transaktionen zu tätigen. Und an diesen verdient nur Mastercard.
Mastercard windet sich
Mastercard Schweiz wollte keine Auskunft über die erwartete Transaktionszahl geben. Auf die Frage danach antwortete das Unternehmen bloss: «Unabhängig der Anzahl Transaktionen setzt Mastercard einen maximalen Spendenbetrag von rund 420’000 Schweizer Franken ein.»
Zur Kritik daran, dass die abgedeckte Gletscherfläche an die Anzahl getätigter Transaktionen gekoppelt ist und dies damit einem Konsumanreiz gleichkomme, lässt das Unternehmen verlauten: «Das Engagement von Mastercard sieht eine Spende im Sinne einer Fläche Gletscherschutzfolie pro Transaktion und nicht im Sinne eines Beitrags pro Transaktion vor, womit Konsument:innen nicht zum Mehrkonsum angeregt werden, denn jede reguläre Transaktion zählt, unabhängig ihres Betrags.»
Zur Kritik schliesslich, dass die Kampagne ein Engagement gegen die Klimaerwärmung suggeriert, obschon es um Süsswassererhaltung geht, schreibt das Unternehmen: Man werde dies in Zukunft anders formulieren, um Missverständnisse zu vermeiden.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Ja, und BMW wirbt unter anderem mit «there is no planet B», wer soda stream kauft rettet auch die Welt.
Nun schlägt rot/grün vor, einen Klimafonds per Gesetz zu installieren, der jährlich mit 7 Milliarden Franken Steuergelder allimentiert werden soll. Und auch Covid wird mit zig Milliarden Franken und einem Produkt der Pharmamultis bekämpft, welches alleine Biontech in den ersten drei Quartalen 2021 7.2 Milliarden Gewinn beschert hat.
Und weil rot/grün von sich auf alle anderen schliesst, sollen die Ungeimpften zur Impfung bewegt werden, indem man ihnen den Konsum erschwert; das wohl absolute eigene Horrorszenario der Weltretter (meine Waldspaziergänge kosten dagegen nichts und es braucht kein Zertifikat dazu).
Und obwohl unsere Verfassung mit dem Satz: «Im Namen Gottes des Allmächtigen» beginnt, werden gläubige Menschen von linken Geiszeswissenschaftlerinnen pathologisiert, indem man uns «Magisches Denken» diagnostiziert.
Mastercard ist nicht das Problem, sondern das ihre eigentlich absurde Marekting-Aktion gerade bei denen auf fruchtbaren Boden fällt, die sich selber als moralisch, bildungsmässig und geistig für total überlegen halten.
Die Gefahr für unsere Gesellschaft und unsere Direkte Demokratie liegt nicht im Pöbel, der in seiner angeblichen Dummheit für einen Polterabend nach Mallorca fliegt; sondern das die Eliten mehr eingebildet, als wirklich gebildet sind.
Interessant, der Artikel handelt weder vom Pöbel, noch von Rot/Grün oder irgendwelchen Eliten oder linken Geisteswissenschaftlerinnen. Ich schreibe ja nicht einmal, bei wem die Aktion auf irgendeinen Boden fällt. Wünsche ihnen eine zufriedene Adventszeit.
Muss ich diesen Schwachsinn wirklich lesen und kommentieren? Er zeigt mit welchem Krämer denken die Bankenwelt die Welt retten will. Ich empfehle Mastercard eine Abdeckfolie für den Nord- und eine für den Südpol zu sponsern. Mit der Ausführung könnte sie die NATO beauftragen, die dafür die Aufrüstung Europas streicht.
Es geht nur noch mit Satire!