Krankenkassen-Millionen für Profi-Sportler
So mancher Haushalt ächzt unter markant steigenden Krankenkassenprämien, doch viele Krankenversicherer geben trotzdem massiv Geld aus für Werbung und Sponsoring im Profisportbereich. Das belegt das Konsumentenmagazin K-Tipp. Die angeführten Zahlen zeigen: Es sind Millionen, mit denen die Prämienzahler ungefragt die Sportprofis unterstützen – für Werbung, die wenig bis nichts mit den Angeboten der Krankenkassen zu tun hat, sondern primär ihrem Image dienen soll.
Kassen und Vereine halten die Sponsoring-Zahlen geheim
Der K-Tipp liess Marketingexperten und Branchenkenner die aufgewendeten Summen einschätzen. So dürfte zum Beispiel die KPT pro Saison gegen 1 Million Franken für die Trikot- und die Stadionwerbung beim Fussballklub Young Boys zahlen. Dazu kommen Sponsoringbeträge zugunsten des Schweizer Eishockeyverbands und der Nationalmannschaft sowie der Vereine SC Bern und SCL Tigers. Insgesamt dürfte die KPT für die Profibereiche in Eishockey und Fussball jährlich geschätzt zwischen 2,35 und 3,25 Millionen Franken ausgeben. Die KPT bestreitet diese Zahlen, sie seien «zu hoch». Doch gesichert ist: Die Kasse zahlte 2021 für Sponsoring und Werbung 6,2 Millionen Franken aus dem Prämientopf der obligatorischen Krankenversicherung (Vorjahr: 4 Millionen). Das ergibt sich aus den Erhebungen der Aufsichtsbehörde, des Bundesamts für Gesundheit.
Fast alle Versicherer mischen mit
Viele grosse Krankenversicherer glauben, beim Sport-Sponsoring mit Prämienerträgen aus der Grundversicherung mitmachen zu müssen. So schätzt der K-Tipp, dass die Helsana von total 9 Millionen Franken Werbebudget im letzten Jahr rund 1 Million an die Clubs HC Lugano, HC Ambrì-Piotta, EHC Biel und FC Sion überwiesen hat. Die Krankenkasse Swica sponsert die Fussballklubs Basel, Luzern und Winterthur sowie den Hockeyverein Fribourg-Gottéron. Das kostet laut Branchenkennern mindestens 500’000 Franken pro Jahr. Ähnliches gilt für die Visana, welche die Young Boys, den EHC Biel und den SC Bern sponsort. Die Kassen Helsana, Swica und Visana haben die Höhe dieser Beträge laut K-Tipp weder bestätigt noch dementiert.
Die Imagekampagnen der Krankenkassen ufern aus
Man sollte meinen, dass Krankenkassen eigentlich mit günstigen Prämien und vorteilhaften Versicherungsleistungen werben würden. Doch es zeigt sich, dass sie die Werbegelder immer stärker für reichlich schwammige Imagepflege ausgeben (Infosperber berichtete). Das ist zulässig. Denn das Krankenversicherungsgesetz (KVG) verbietet Werbung und Sponsoring mit Geldern aus der Grundversicherung nicht. Da haben die Prämienzahler nichts zu sagen und nichts zu lachen, auch wenn die Helsana in ihrer Werbekampagne aufruft: «Lache, es stärkt. Es lebe das Leben.»
In Deutschland weiterhin erlaubt – aber mit Einschränkungen
In Deutschland ist der Versuch, Sponsoring über Trikot- und Bandenwerbung für Krankenversicherer gänzlich zu verbieten, an der massiven Opposition von Dachverbänden aus Sport und Krankenversicherung gescheitert. Sie ist aber seit Anfang dieses Jahres nur noch zulässig, wenn dabei die sachbezogene Information über Leistungen im Vordergrund steht und die Werbung «mit konkreten Angeboten der Gesundheitsförderung und Prävention verbunden ist». Dies kann auch über ergänzende Informationen auf Flyern und Plakaten gewährleistet werden. Verwehrt ist den Kassen neu Werbung im Sport, die «ausschließlich der Steigerung des Bekanntheitsgrades der Krankenkasse dient». Unter bestimmten Bedingungen müssen die Versicherer Kooperationsvereinbarungen mit hochklassigen Sportvereinen oder Einzelsportlern den zuständigen Aufsichtsbehörden melden (aus der Pharmazeutischen Zeitung).
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Vielen Dank für diesen Artikel.
Die Krankenkassen benehmen sich auch anderswo fragwürdig.
Einige zahlen Ihren Chefs sehr hohe Löhne aus (https://www.medinside.ch/post/so-viel-verdienen-die-krankenkassen-manager).
Des Weiteren werden jedes Jahr Dividenden ausbezahlt. Bei einigen KK zweistelligen Millionenbeiträge. Die Helsana gehört zur Spitze, (es ist die KK, die sich verweigert hat, eine Erkrankung von mir als Unfall anzuerkennen, nur, damit ich mehr bezahlen musste (Franchise und Kostenanteil).
Ich habe nichts dagegen, wenn eine KK eine gewisse Reserve hat. Aber hier wird mit dem Geld, das wir gezwungenermassen einzahlen müssen, gewinnorientiert gewirtschaftet und wer genug Geld hat um sich Aktien zu kaufen, schöpft jedes Jahr Gewinn ab.
Ein solches System ist doch einfach krank.
@Costantino. Ihr Angaben sind nicht korrekt. Den Krankenkassen ist es gesetzlich verboten, mit der obligatorischen Grundversicherung Gewinne zu erzielen und Dividenden auszuschütten. Die Kassen dürfen nur mit den privaten freiwilligen Zusatzversicherungen Gewinne erzielen und auch Dividenden auszahlen.
Die unternehmerische Abgrenzung zwischen Grund- und Zusatzversicherungen kann manchmal zu Diskussionen führen. Doch das Bundesamt für Gesundheit beaufsichtigt die Prämieneinnahmen und die Ausgaben für die Grundversicherung.
Eine klare Zweckentfremdung von Kundengeldern. Und dies, während die nächste Prämienerhöhung ins Haus steht. – Höchste Zeit, dass sich die Räte des Problems annehmen. Noch vor den nächsten Wahlen bitte !