Wer sucht, der findet vielleicht
Die Lebensmittel-Verordnung ist klar: Auf Lebensmitteln muss das Haltbarkeitsdatum «an gut sichtbarer Stelle in leicht lesbarer und unverwischbarer Schrift angebracht werden». Doch die Lebensmittelhändler halten sich nicht daran. Das zeigte kürzlich die Konsumentenzeitschrift K-Tipp auf.
Der K-Tipp bildete einige Beispiele ab. Infosperber zeigt noch ein paar weitere. Dabei gibt es jeweils zwei Probleme: Zum einen ist das Haltbarkeitsdatum manchmal kaum zu finden. Zum anderen ist es kaum zu lesen.
Zum Beispiel der Eistee
Beim Eistee von Lidl ist das Haltbarkeitsdatum auf den Flaschenhals gedruckt. Die Schrift ist vor dem dunklen Flascheninhalt unsichtbar. Erst nach den ersten Schlucken lässt sich die Schrift entziffern.
Zum Beispiel die Pizzasauce
Bei der Pizzasauce aus der Migros ist das Haltbarkeitsdatum über ein Wappen gedruckt und über den Hinweis, dass sich das Vakuum durch Drücken auf den Deckel überprüfen lässt. Zudem besteht die Schrift aus lauter kleinen Punkten. Auch wer sie findet, wird sie kaum lesen können.
Zum Beispiel der Vanillinzucker
Das Haltbarkeitsdatum ist zwar in einigermassen grosser Schrift aufs Zellophan, das die Vanillinzucker-Briefchen von Aldi umhüllt, gedruckt. Doch darunter stehen auf den Briefchen die Zutatenliste und die Nährwerte ebenfalls in schwarzer Schrift. Die eine schwarze Schrift lässt sich über der anderen schwarzen Schrift kaum lesen.
Und: Wer das Zellophan wegwirft, kann sich auch nicht mehr über das Haltbarkeitsdatum informieren. Denn auf die 15 Briefchen ist es nicht aufgedruckt.
Zum Beispiel das Toastbrot
Ähnlich ist es beim Toastbrot von Denner. Das Datum ist zwar einigermassen leicht lesbar auf die Verschlussklammer aufgedruckt. Doch wer die Klammer verliert, findet auch kein Haltbarkeitsdatum mehr.
Zum Beispiel das Mineralwasser
Wie die Migros das Haltbarkeitsdatum auf seinen Mineralwasser-Flaschen anbringt, ist fast schon originell. Die Migros druckt es nicht auf. Sie graviert es ein. Das macht es aber auch nicht einfacher. Die Schrift lässt sich kaum finden – und auch nicht lesen.
Zum Beispiel der Senf
Ebenfalls speziell: Lidl druckt das Datum nicht auf die Senftube, sondern prägt es nur ins Alu ein. Das ist schlecht lesbar. Hinzu kommt: Viele Leute rollen die Tuben auf, um sie möglichst vollständig zu leeren. Aber wer die Tube aufrollt, kann das Haltbarkeitsdatum nicht mehr lesen.
Zum Beispiel die Mayonnaise
Aldi druckt im Gegensatz zu Lidl das Datum auf die Tube. Doch weisse Schrift auf hellblauem Grund macht es den Konsumenten und Konsumentinnen nicht einfach.
Zum Beispiel die Oliven
Die Oliven und deren Saft aus der Migros sind genau so schwarz wie die Schrift mit dem Haltbarkeitsdatum. Die Folge: Die Schrift ist unlesbar.
Niemand kümmert sich darum
Der K-Tipp legte dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit ein paar Beispiele von schlecht lesbaren Haltbarkeitsdaten vor. Doch dort sieht man keinen Handlungsbedarf. Es verwies an die Kantonschemiker. Und diese beschieden wie üblich, dass sie gegenüber Dritten «keine Etiketten beurteilen» würden. Mit anderen Worten: Das Gesetz ist klar formuliert. Aber niemand schaut, ob es auch eingehalten wird.
Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdatum
Das Schweizer Lebensmittelrecht kennt zwei verschiedene Daten.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum: Die meisten Lebensmittel sind mit einem solchen versehen. Es besagt, wie lange ein Produkt bei normaler Lagerung seine Qualität behält. Der Verzehr ist auch später noch möglich, sofern das Produkt geruchlich, optisch und geschmacklich in Ordnung ist.
Das Verbrauchsdatum: Lebensmittel, die besonders empfindlich auf krankmachende Keime oder die Bildung schädlicher Stoffe sind, müssen mit einem Verbrauchsdatum versehen sein. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit rät vom Verzehr nach Ablauf des Verbrauchsdatums ab, da sich verdorbene Ware unter Umständen weder geruchlich noch optisch oder geschmacklich als solche erkennen lässt.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Die Sendung «besseresser» deckt regelmässig Beschiss, Betrug und Mischeleien in Lebensmittelproduktionen auf. Wahnsinnig daran : Es ist alles legal und gesetzlich abgesegnet. Die Lebensmittelproduktionen haben eine immense Narrenfreiheit und können weitgehend tun und lassen was sie wollen, es gibt kaum Einschränkungen.
Dahinter operiert eine sehr starke Politlobby die sich für diese «Freiheiten» einsetzt.
Endlich ein Artikel über dieses leidige Thema, das aufgedruckte Datum! Wie oft habe ich mich genervt, wenn ich das Datum kaum lesen konnte und es sich zusätzlich noch verwischte.
Allerdings, die erwähnten Produkte sind alle deutlich länger als das aufgedruckte Datum haltbar und geniessbar. Da muss ich immer wieder schmunzeln, wenn das Datum auf den Tag genau angegeben wird. Das sind ja alles mehr oder weniger Konserven.
Ich habe oft solche Produkte geöffnet und genossen, deren Datum schon seit Jahren abgelaufen war. Oje, was sagt das über mich aus….?
Wirklich wichtig ist das genaue Datum hingegen bei Produkten wie Frischfleisch, Milch, Gemüse (hier fehlt es oft), u.ä.
Dies sagt über Sie aus, dass Sie sich von der Lebensmittelindustrie nicht in’s Boxhorn jagen lassen. Für mich sind dieses Ablaufdaten ein reines Geschäftsmodell, ohne Sinn und Zweck, als Ablenkungsmanöver der realen Mischeleien in diesem Sektor.
Bei den im Artikel gezeigten Lebensmitteln spielt das Datum ausser beim Brot kaum eine Rolle, da sie viel länger haltbar sind als angegeben. Da finde ich es richtig, wenn das Haltbarkeits- bzw. Verkaufen-bis-Datum nicht prominent ist. Bei letzterem dürften ältere Lebensmittel kaum noch verkauft werden. Bei uns (u.a. COOP) werden sie zuerst um 20% und dann um 50% reduziert, und teilweise sogar verschenkt.