Wirtschaftswachstum heisst nicht Lebensqualität
Fast täglich wird uns vorgegaukelt, dass unser Glück davon abhänge, ob das Wirtschaftswachstum nur ein halbes Prozent oder zwei oder sogar drei Prozent im Jahr wächst. Dass ein höhere Bruttoinlandprodukt BIP unsere Lebensqualität kaum mehr erhöht oder diese sogar verschlechtern kann, ist von Wirtschaftswissenschaftlern schon längst belegt. Je mehr Abfall, je mehr Wegwerfprodukte, je mehr Kranke, je mehr Zweit- und Drittwohnungen die Landschaften verschandeln, desto stärker steigt das Bruttoninlandprodukt.
Abholzen von tropischem Regenwald
Jetzt endlich will auch das Bundesamt für Statistik die Lebensqualiät erfassen. Um die Grenzen des BIP zu illustrieren, zitiert das BfS ein Beispiel aus dem Ausland: «Wird zum Beispiel in Borneo der tropische Regenwald abgeholzt, geht natürliches Kapital unwiederbringlich verloren. Dennoch steigt dort das Bruttoinlandprodukt (BIP).» Der unerwünschte Verkauf und die Verarbeitung des Tropenholzes beeinflusse das BIP positiv.
«Geld alleine macht nicht glücklich. Fachleute wissen dies, doch die Entwicklung des BIP widerspiegelt definitionsgemäss nur die Wirtschaftskraft, nicht aber die sozialen und ökologischen Entwicklungen oder die individuellen Befindlichkeiten», erklärt Sébastien Morard vom BfS.
Gesundheit, Bildung, Wohnen, Wohlbefinden
Für das BfS hat das BIP zwar noch lange nicht abgedankt, es will jedoch zusätzliche Indikatoren zum Erfassen der Lebensqualität entwickeln. Das BFS arbeitet konkret an Messgrössen, welche die Bereiche Soziales, Ökonomie und Ökologie verbinden. Das BfS möchte internationale Kriterien übernehmen, damit auch Vergleiche der Schweiz mit dem Ausland möglich werden.
Die vorgesehenen Indikatoren betreffen vor allem die finanzielle Situation, Gesundheit, Bildung, Stellung im Arbeitsmarkt, Wohnen, soziale Integration und das subjektive Wohlbefinden. Diese Bereiche würden sich aus den Sozialzielen der Bundesverfassung ableiten (Art. 41 BV).
Zum Thema «Wohlstand und Lebensqualität» gibt das BfS ein neues halbjährliches Magazin mit Namen «ValeurS» heraus, dass man gratis abonnieren kann (info@bfs.admin.ch).
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine