NZZ_Blei

Ausschnitt aus der NZZ vom 31.12.2012: Flüssiges Blei wird verhüttet © cm

NZZ freut sich über hohen Rohstoff-Verbrauch

upg /  Je mehr Blei, Zink, Silber oder Kupfer gefördert und verschwenderisch verbraucht werden, desto besser, lautet die Devise der NZZ.

Im Untertitel des Seitenaufmachers schreibt die NZZ: «Blei hat ein besseres Jahr hinter sich als andere Industriemetealle».
Wer unter «besserem Jahr» versteht, die Wirtschaft habe dieses hochgiftige Schwermetall besonders rationell und sparsam eingesetzt und damit auch die Blei-Vorräte für künftige Generationen geschont, wird bald eines Besseren belehrt. Wer dazu noch glaubt, wegen eines geringeren Verbrauchs sei wohl auch der Preis günstig geblieben, liegt total daneben.
Solche Kriterien für «gut» und «besser» sind gelegentlich im Inland- oder Auslandteil der NZZ zu lesen, nicht aber auf den Seiten «Wirtschaft» oder «Rohwaren».
Diese Seiten verteilen die Note «gut», wenn die Preise steigen. Dies gilt für praktisch alle Produkte, mit denen an Börsen spekuliert wird. Wenn sich das Schwermetall Blei «im Aufwind» befindet, dann dank enormen Wachstumraten bei den Autoverkäufen und den «boomenden» E-Bikes, und weil der – stark umweltbelastende – Abbau von Blei nicht schnell genug ausgeweitet wird.
NZZ auf der Seite der Spekulanten
Gemessen an der Preisentwicklung habe Blei «relativ gut abgeschnitten», schreibt die NZZ, u.a. weil «die Nachfrage weiter angezogen» hat. Eine Tonne Blei koste fünfzehn Prozent mehr als vor einem Jahr. Leider hätten andere Industriemetalle wie Kupfer oder Nickel gegen Ende Jahr «bereits wieder an Schwung verloren».
Die Konsumenten und verarbeitenden Betriebe freuen sich, wenn die Preise fallen. Doch die NZZ steht im Wirtschafts- und Rohwarenteil auf der Seite der Produzenten und Börsen-Spekulanten.
Je mehr Autos desto besser
Weil Autos viel Blei und und andere Rohstoffe brauchen, begrüsst es die NZZ, wenn möglichst viele verkauft werden. Und natürlich lieber schwere Offroaders als kleine Smarts. Besonders freut sich die NZZ über das «Wachstumspotenzial in China und andern Schwellenländern». Pro tausend Einwohner seien in den USA im Jahr 2010 fast 640 Autos im Verkehr gewesen, in der Schweiz rund 520, in China habe jedoch «lediglich» jeder 23. Einwohner überhaupt ein Auto gehabt. Zum Glück würde sich im Reich der Mitte mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern die Zahl der Autos in den nächsten neun Jahren dank eines jährlichen Wachstums von 8 Prozent verdoppeln. Und ein Trost für die noch niedrige Autodichte in China: Es würden bereits heute 120 bis 130 Millionen E-Bikes durch die Strassen Chinas rollen, so dass das «Geschäft mit den günstigen Bleibatterien» davon profitieren könne.


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2 Meinungen

  • am 4.01.2013 um 11:00 Uhr
    Permalink

    Ich freue mich darüber, wie Urs P. Gasche das wahre Gesicht der NZZ blosslegt und -stellt.
    Markus Gautschi

  • am 7.01.2013 um 15:03 Uhr
    Permalink

    Für möglichst hohen, zu Wachstum führenden Rohstoffverbrauch, wird sich wohl auch die WEF-Führung einsetzen. Im gestrigen Gespräch in der SonntagsZeitung hat Herr Klaus Schwab die Aussage gemacht, dass der Schwerpunkt in Davos bei der Frage liegt, wie wir wieder zu mehr Wachstum kommen. Wie er auch sagt, hofft er für die Verdienste des WEF noch den Nobelpreis zu erhalten! Ich habe Herrn Schwab per E-Mail Ihr Buch «Schluss mit dem Wachstumswahn: Plädoyer für eine Umkehr» empfohlen.

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