Unter Donald Trump droht ein «ethischer Krypto-Sumpf»
Bitcoin und Kryptowährungen im Allgemeinen – seit Donald Trumps Wahl hat die damit verbundene Szene unglaublichen Rückenwind. Der Mann versteht zwar offensichtlich kaum etwas von der Thematik, hatte aber erkannt, dass er seine eigene Agenda mit den überaus generösen Krypto-Spenden voranbringen und die naive, junge Krypto-Wählerschaft ohne politische Kosten mit grossartigen Versprechen abholen konnte. Zum Beispiel damit, in den USA eine «Bitcoin-Währungsreserve» aufzubauen, «transparente regulatorische Leitlinien» zu erarbeiten und sicherzustellen, «dass die USA zur Bitcoin-Supermacht der Welt» werden».
Seitdem sind die Kurse der angeblichen Vermögenswerte zum Teil gewaltig gestiegen – und damit auch das Selbstbewusstsein der Szenevertreter. Nicht nur in den USA, sondern auch in der Schweiz. Hierzulande haben sich die Lobbyisten jüngst neu aufgestellt und sie werben in Bern penetrant für ihre Anliegen. Sie wollten gegenüber den Amerikanern nicht ins Hintertreffen geraten, behaupten sie.
Die Trumps haben enorme kommerzielle Eigeninteressen im Krypto-Bereich
Dort rührt Trumps Sohn Eric gewaltig die Krypto-Werbetrommel. Kryptowährungen könnten jederzeit gehandelt werden, sie schalteten die «sklerotische Banken» aus und das Geschäft mit diesen innovativen Finanzinstrumenten sei in der Vergangenheit zu Unrecht von Regulierungsbehörden gegängelt worden, leiert er die Propaganda der Branche inbrünstig herunter. Er betont, sein Vater werde ein starker Verbündeter der Szene sein.
Nicht ohne gewaltiges Eigeninteresse: Tatsächlich hat die Familie Trump in den vergangenen Monaten ein eigenes Krypto-Projekt namens World Liberty Financial lanciert. Sie profitiert direkt von den Verkäufen des ihr angeschlossenen Tokens WLFI und möchte damit möglichst hohe Gewinne erzielen. In den vergangenen Wochen hat sich gezeigt, wie das geht. Da hat der in China geborene Krypto-Unternehmer Justin Sun 30 Millionen Dollar in World Liberty investiert – genau der Betrag, ab dem die Trump-Familie Gebühren kassiert. Sobald diese Schwelle überschritten ist, fliessen drei Viertel der Projekterlöse an Unternehmen, die mit Trump verbunden sind.
Dabei ist Sun eine schillernde Figur. Im vergangenen Jahr haben ihn Aufsichtsbehörden gemäss Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg wegen Betrugs und Marktmanipulation angeklagt. Und das ist nicht alles, denn in der künftigen Regierung werden nach jetzigem Wissen mehrere Personen hohe Ämter einnehmen, welche ähnlich gelagerte Ideen haben und welche entsprechende Eigeninteressen verfolgen.
Howard Lutnick zum Beispiel, der Handelsminister in spe. Der Wallstreet-Milliardär, der nach eigenen Angaben über den von ihm geführten Broker Cantor Fitzgerald «Unmengen» Bitcoin besitzt, ist ausserdem geschäftlich mit Krypto-Währungsanbieter Tether verbandelt. Dieser «Stable Coin» ist für die Krypto-Szene ausserordentlich bedeutend, da er im Markt wie ein Schmiermittel wirkt. Faktisch hat Lutnik dem Tether-Management amerikanische Staatsanleihen in grossem Stil als Sicherheiten vermittelt, obwohl es unter Skeptikern als ominös und intransparent gilt. So gab es in der Vergangenheit verschiedenste Berichte und Analysen, wonach Tether aus dem Nichts geschaffen und zum Teil mit dubiosen Sicherheiten hinterlegt werden, um seltsame Transaktionen zu tätigen und um die Bitcoin-Spekulationen anzuheizen.
Verquickte Interessen – ethischer Sumpf
David Sacks ist neben Lutnik ein weiterer Fall. Er zählt zur «Paypal-Mafia»: Damit sind neben ihm vor allem auch Peter Thiel und Elon Musk gemeint. Dieses Dreigestirn war mit der Gründung, der Entwicklung und dem späteren Verkauf des Zahlungsverkehrsunternehmens Paypal vor etwa 20 Jahren reich geworden, hatte das Vermögen durch geschickte Folgeinvestitionen stark vermehrt und hat auch heute noch erhebliche politische und betriebswirtschaftliche Eigeninteressen. Trump möchte Sacks zum «Zar für künstliche Intelligenz und Kryptowährungen» machen, obwohl dieser mit seiner Investmentfirma an Projekten für virtuelle Vermögenswerte beteiligt ist.
Bei beiden genannten Persönlichkeiten, und bei mehreren weiteren, liegen die möglichen Konflikte zwischen den Interessen der öffentlichen Hand und den kommerziellen Zielen der eigenen Firmen offen auf der Hand. Längst warnen kritische Regierungsbeobachter vor einem ethischen Sumpf, wenn die Familie des künftigen Präsidenten und dessen Berater die Regeln bestimmen, denen die Geschäfte im Krypto-, im Banken- oder auch in anderen Bereichen folgen sollen, während sie dort gleichzeitig unternehmerisch tätig sind und ihre privaten Gewinnziele maximieren wollen.
Wer würde Lobbyisten und andere, die sich beim künftigen Präsidenten einschmeicheln wollen, davon abhalten, in die ziemlich umsatz- und ertragsschwache Trump Media & Technology Group oder in die trumpschen WLFI-Token zu investieren? Schon im Präsidentschaftswahlkampf vor wenigen Wochen waren enorme Käufe aufgefallen, die den Kurs der Medienfirma nach oben getrieben und Trumps Anteile wertvoller gemacht hatten.
Da darf es eigentlich keine Wildwest-Mentalität geben
Das überparteilichen Project on Government Oversight warnt vor «regulatorischem Neuland» und fürchtet, die Rahmenbedingungen könnten ausser Kontrolle geraten. Auch Donald Sherman, Chefsyndikus bei Citizens for Responsibility and Ethics in Washington, hat Bedenken. Selbst der neue Wirtschaftsnobelpreisträger Daron Acemoğlu sagte in einem Interview mit der FAZ «Man darf nicht vergessen, dass Trump angekündigt hat, bei Kryptowährungen und Künstlicher Intelligenz zu deregulieren. Gerade da darf es keine Wildwest-Mentalität geben. Krypto ist ein hochspekulatives Geschäft und für Betrug und unerlaubte Dinge genutzt worden».
Wo wird das wohl hinführen, nachdem Gary Gensler seinen Rückzug ankündigte? Der Mann hatte als Vorsitzender der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde einen restriktiven Kurs eingeschlagen und versucht, etwas Ordnung in den Wilden Westen der Krypto-Szene zu bringen. Längst lässt sich die Antwort auf die Frage an der Entwicklung des Bitcoin-Kurses ablesen. Obwohl der «Vermögenswert» keinen inneren Wert hat, ist der Kurs phasenweise auf mehr als 100 000 Dollar gestiegen, nachdem Donald Trump angekündigt hatte, mit Paul Atkins einen Krypto-freundlichen Anwalt an die Spitze der Börsenaufsicht zu setzen.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Man kann wohl davon ausgehen dürfen, dass Donald Trump und seine geschäftstüchtigen Kinder die
Zukunft realistisch sehen und die geschäftlichen Missgeschicke der Vergangenheit und den unbeholfenen Problemlösungen in die Mühlen der Justiz geraten könnten und brauchen grosse finanzielle Reserven alles überstehen zu können und meinen wohl Sumpfgeschäftemacher ermöglichen die Kohle, die man braucht aus dem Sumpf der Vergangenheit zu kommen und so könnte das Weisse Haus zur Geldmaschine umfunktioniert werden. Scheint alles sehr sumpfig zu sein.
Gunther Kropp, Basel