Und was ist eigentlich mit Interdiscount & Co.?
Die Migros steht vor einer turbulenten Zukunft. M-Electronics? Will sie verkaufen. SportX? Ebenfalls. Micasa? Steht vor einer ungewissen Zukunft. Ebenso wie Bike-World, Do it + Garden und Obi.
«Umsätze unter Druck»
Anfang Februar berichtete die Migros erstaunlich offen: «Die Umsätze der stationären Geschäfte im ‹Non-Food›-Bereich sind zunehmend unter Druck geraten. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung stark beschleunigt.»
Alles in bester Ordnung?
Bei Coop hingegen ist alles in bester Ordnung – könnte man meinen. Der Konzern teilte Mitte Februar mit: «Coop-City, Import-Parfümerie, Coop-Vitality, Update-Fitness sowie die Bereiche Gastronomie/Bâle-Hotels» hätten «eine positive Entwicklung verzeichnet.»
Wenig berauschend
Interessant sind jedoch die Tochterfirmen, die Coop nicht erwähnte. Deshalb schaute sich Infosperber deren Zahlen im Geschäftsbericht 2023 an. Diese Zahlen sind wenig berauschend:
- Beim M-Electronics-Konkurrenten Interdiscount sank der Nettoerlös um 8,8 Prozent. Der Nettoerlös ist der mehrwertsteuerbereinigte Umsatz.
- Der Baumarkt Jumbo schrieb ein Minus von 7,1 Prozent.
- Beim Möbel- und Lampen-Händler Livique/Lumimart betrug das Minus 5,5 Prozent.
- Fust schnitt mit minus 1,8 Prozent noch verhältnismässig gut ab.
- Bei Body-Shop betrug der Rückgang 13,6 Prozent.
Insgesamt resultierte bei den Coop-Fachmärkten ein Minus von 4,0 Prozent. Das ist zwar niedriger als bei den Migros-Fachmärkten (7,7 Prozent). Doch die Alarmglocken dürften auch in der Coop-Chefetage klingeln.
Umsatz-Rückgang bei Interdiscount
Umso mehr als auch das neue Jahr nicht gut angelaufen zu sein scheint. Aus gut unterrichteter Quelle hat Infosperber erfahren, dass die Umsätze von Interdiscount gegenwärtig 30 Prozent unter denjenigen im Vorjahr liegen. Das neue Ladenkonzept, das derzeit eingeführt wird, scheint auch nicht zu helfen. Schliessung oder Verkauf, so die Quelle, kämen im Moment aber nicht in Frage. Denn Coop überlasse die Negativ-Schlagzeilen im Moment lieber der Migros. Coop will dazu nichts sagen: «Wir äussern uns während des laufenden Geschäftsjahres grundsätzlich nicht zur Geschäftsentwicklung der Fachformate.»
Coop «prüft die wirtschaftliche Entwicklung»
Coop gibt sich gegen aussen sehr gelassen. Sie tut, als wären die schlechten Zahlen kein Grund zur Sorge: «Nach dem überproportionalen Aufschwung während der beiden Pandemie-Jahre entwickelte sich der Business-to-Client-Markt in allen diesen Branchen rückläufig.»
Mag sein. Deshalb verglich Infosperber die Zahlen aus dem Geschäftsbericht 2023 nicht nur mit dem Vorjahr, sondern auch mit dem letzten Vor-Pandemie-Jahr, dem Jahr 2019. Dabei zeigte sich, dass die neusten Zahlen auch gegenüber denjenigen von 2019 schlecht sind:
- Interdiscount minus 9,0 Prozent.
- Livique/Lumimart plus 3,0 Prozent.
- Fust minus 8,1 Prozent.
- Body-Shop minus 29,6 Prozent.
- Jumbo gehörte 2019 noch nicht zur Coop-Gruppe. Daher gibt es keine Vergleichszahlen.
Ob Coop – wie die Migros – bei den Fachmärkten nun Handlungsbedarf sieht, beantwortet der Konzern gegenüber Infosperber nicht. Nur so viel: «Wir prüfen die wirtschaftliche Entwicklung und die Perspektiven laufend.»
Ein Minus auch im Online-Handel
Bei Coop läuft es nicht nur im stationären Handel schlecht. Für die Online-Fachmärkte resultierte letztes Jahr ein Minus von 10,2 Prozent. Auch das erklärt Coop damit, dass «der Online-Handel aufgrund pandemiebedingter Ladenschliessungen überproportional profitiert» habe. «In den darauffolgenden Jahren ging er mit der vollständigen Aufhebung der Pandemie-Sanktionen wieder zurück.»
Coop-Warenhaus in Kriens schliesst
Besser läuft es im Moment noch bei den Coop-Warenhäusern. Sie legten letztes Jahr um 0,5 Prozent zu. Aber offenbar nicht überall. Das Coop-City in Kriens LU soll demnächst geschlossen werden. Einen Termin gebe es aber noch nicht, lässt Coop verlauten.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Sehr interessant! Ich denke der Onlinehandel sowie der Onlinehandel aus dem Ausland werden noch vermehrt den Business-to-Client Handel schädigen! Vielleicht müsste man auch zurück Anfang der 2000er gehen als der Konsum stark anstieg und sich dann wieder normalisierte. Ich denke die Detailhändler sind in einer Marktbereinigungsphase angelangt wo nur die stärksten und innovativsten überleben. Einen Detailhandel Business-to-Client wird aus meiner Sicht aber immer seinen Platz haben.
Anfang Februar berichtete die Migros erstaunlich offen: «Die Umsätze der stationären Geschäfte im ‹Non-Food›-Bereich sind zunehmend unter Druck geraten. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung stark beschleunigt.»
Ja klar, die Umsätze sind unter Druck, da muss die Migros schon handeln. Jedoch von den wirklich dicken Eiern spricht sie nicht. Auch nicht dass Verantwortlicher nicht etwa entlassen wurde, sondern einfach seitwärts auf anderen Chefposten verschoben wurde. Wehe eine Kassiererin macht kleinsten Fehler, da droht dann schnell Entlassung!