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Ein Wissenschaftler nimmt eine Wasserprobe aus einem Teich. © public-domain Centers for Disease Control and Prevention (CDC)

Kalifornien verklagt PFAS-Hersteller 3M und DuPont

Daniela Gschweng /  PFAS-Fabrikanten sollen für die Entfernung «ewiger Chemikalien» bezahlen. Es könnte die teuerste Klageserie der USA werden.

Es ist nicht die erste Klage, aber die bisher umfangreichste: Kalifornien klagt gegen 18 Hersteller von per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS), darunter die Konzerne 3M und DuPont.

Der US-Bundesstaat macht geltend, dass die 18 beklagten PFAS-Fabrikanten jahrzehntelang von der Gefährlichkeit der «ewigen Chemikalien» wussten, ohne etwas dagegen zu unternehmen. Nun sollen sie für die Entfernung der Giftstoffe aus Wasser und Boden bezahlen.

Bisher grösste PFAS-Klage eines Bundesstaats

Die am 10. November eingereichte Klage Kaliforniens ist der bisher umfangreichste Anspruch, der durch einen US-Gliedstaat eingereicht wurde. Zuvor hatten bereits North Carolina, New Jersey und New York Klage gegen grosse Konzerne wie DuPont, Chemours und 3M eingereicht. Hersteller wie 3M und DuPont sehen sich zudem mehr als 2000 Klagen von Wasserversorgern, Feuerwehren und anderen Organisationen gegenüber.

Kalifornien sieht sich besonders betroffen. «Nirgendwo in diesem Land gibt es einen Fall dieses Ausmasses, dieser Grösse und mit diesen Auswirkungen», zitiert das «Wall Street Journal» den kalifornischen Generalstaatsanwalt Rob Bonta. Es geht um hunderte Millionen Dollar.

«PFAS sind in Kalifornien so allgegenwärtig wie schädlich», so Bonta in einer Pressemitteilung. «Nach einer jahrzehntelangen Täuschungskampagne befinden sich PFAS in unseren Gewässern, unserer Kleidung, unseren Häusern und sogar in unseren Körpern.» Der Schaden, den 3M, DuPont und andere Hersteller von PFAS angerichtet hätten, sei «geradezu atemberaubend».

Ohne drastische Massnahmen werde Kalifornien für Generationen unter den giftigen Chemikalien leiden. Die Schädlichkeit von PFAS sei speziell 3M seit den 1950er-Jahren bekannt. Die Hersteller hätten dazu bis in jüngste Zeit gegen Verbraucherschutz- und Umweltgesetze verstossen. Das zeige eine gerade beendete Untersuchung.

Sanierung könnte die Hersteller hunderte Milliarden kosten

Als erster Bundesstaat erreichte Minnesota 2018 einen Vergleich in Höhe von 850 Millionen Dollar.

Die gesamte Prozessserie könnte laut «Politico» zur teuersten juristischen Auseinandersetzung in der Geschichte der USA werden. Das Trinkwasser im ganzen Land von PFAS zu befreien koste nach ersten Schätzungen rund 400 Milliarden.

PFAS wurden in den USA seit den 1950er-Jahren in grossen Mengen produziert. Ihre fett-, wasser-, und schmutzabweisenden Eigenschaften machten sie zum breit eingesetzten Bestandteil von Kleidung, Kosmetika, Haushaltsgegenständen, Dämmstoffen und Feuerlöschschäumen und zu wichtigen Chemikalien in der Fertigung.

Ende der 1990er-Jahre machte der Anwalt Rob Bilot die Auswirkungen der damals nicht regulierten Chemikalie PFOA (Perfluoroctansäure) öffentlich. PFAS werden mit Gesundheitsschäden einschliesslich Krebs, Schädigung des Immunsystems und Fruchtbarkeitsstörungen in Verbindung gebracht.

PFAS-Sanierung ist aufwendig und teuer 

Inzwischen hat sich weltweit die Erkenntnis durchgesetzt, dass die quasi unzerstörbaren Chemikalien aus der Umwelt entfernt werden müssen. Die USA wollen diesen Herbst verbindliche Trinkwasser-Grenzwerte für PFOA und PFOS auf den Weg bringen.

Die Entfernung der giftigen Chemikalien aus dem Wasser und die Sanierung von Mülldeponien wird aufwendig und teuer. Dazu kommt die medizinische Betreuung von Betroffenen. Kosten, die nicht den Steuerzahlenden überlassen werden dürften, sagt Shawn LaTourette, Leiter des Umweltministeriums von New Jersey, zu «Politico».

Hersteller sehen sich nicht in der Verantwortung

Die Klage Kaliforniens konzentriert sich auf sieben von tausenden PFAS, darunter die bekannten Chemikalien PFOA und PFOS, die laut dem Kläger im Blut von 99 Prozent der kalifornischen Bevölkerung gefunden wurden. Auch in Flüssen, Seen, Trinkwasser, Fischen und Wildtieren finden sich die giftigen Stoffe.

3M sieht sich an den Pranger gestellt und betont in einer Pressemeldung, dass es «verantwortungsbewusst gehandelt» habe. In der Tat hatte 3M sowohl DuPont über die sachgerechte Entsorgung des giftigen PFOA wie auch beispielsweise die Käufer von Feuerlöschschäumen über die Gesundheitsgefahren bei der Verwendung informiert.

Ein Sprecher von DuPont sagte, DuPont habe niemals PFOA, PFOS (Perfluoroctansulfonsäure) oder PFAS-haltige Feuerlöschschäume hergestellt und fühle sich zu Unrecht angeklagt. Was PFOA betrifft, ist das richtig. DuPont nutzte die Chemikalie aber bei der Teflonherstellung und wusste um deren Giftigkeit. Der Konzern wurde von der Umweltagentur EPA wegen Umweltverschmutzung durch die unsachgemässe Entsorgung von PFOA bereits mehrmals mit Strafen belegt.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

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