Trump verliert Zoll-Poker: Nun steht er als Loser da
US-Präsident Donald Trump hat seine Eröffnungsschlacht der zweiten Amtszeit verloren. Kolossal.
Sein 90-tägiges Zoll-Moratorium ist das Eingeständnis, dass er sich total verschätzt hat. Die Tafel mit den Kingsize-Strafzöllen, die Coolness rund um den Aktien-Crash, das Gebärden als römischer Cäsar: Alles nur Bluff. Enttarnt durch die Crowd.
Die Investoren-Crowd. Sie geriet in Panik: Rezession, Handelskrieg, Inflation – nix wie weg hier. Grosse Player schmissen ihre Aktien auf den Markt, Apple, UBS, der ganze SMI verloren wie im Covid-Exodus.
Nach der Ankündigung des Moratoriums ging es schnurstracks in die Gegenrichtung. In Japan schoss der Nikkei um 9 Prozent hoch. Die US-Börsen kannten schon in der Nacht kein Halten mehr. Die Anleger wittern eine Once-in-a-Lifetime-Kaufchance.
Trump brach wegen der Zinsen ein. «Der Obligationenmarkt ist verzwickt. Ich habe mir die Sache angeschaut … den Leuten wurde ein bisschen mulmig», sagte er bei der Ankündigung seines Zoll-Moratoriums.
Die bekannte Financial-Times-Analystin Gillian Tett sieht China als «den Elefanten im Raum»: «Das Risiko, dass sich der Handelskrieg zwischen den USA und China ausweitet und Peking dazu veranlasst, sich aus Dollar-Anlagen zurückzuziehen.»
Wer gibt dem hoch defizitären US-Staat noch Geld? Wenn nicht die Chinesen: Wer sonst? Niemand will noch mehr US-Schulden im Portefeuille.
Gleichzeitig machten die verrückten Zölle eine weltweite Rezession wahrscheinlich; die Aktien drohten, ins Bodenlose zu fallen.
Grosse der Finanzwelt, allen voran Jamie Dimon und Bill Ackman, machten Trump Anfang Woche klar, was er mit seinem Zoll-Krieg angerichtet hat: Playing with the world.
Jetzt ist Trump, der noch übers Wochenende von «Medizin» schwafelte, die es manchmal brauche, wenn der Patient zu krank sei, eingeknickt. Effektiv hatte er der Welt Gift verabreicht. Die Medizin wäre jetzt vom Fed nötig geworden.
Dass die Finanzwelt ein Kartenhaus ist – da hat Trump schon recht mit seinem Hinweis auf eine schwere Krankheit. Nur war seine Chemo mit Bestrahlung kombiniert mit 100-Grad-Sauna und türkischem Bad der absolute Killer zu einem Zeitpunkt, als alles ruhig war; zumindest oberflächlich.
Der US-Präsident ist damit als Wirtschafts-Zauberlehrling entlarvt, der die Welt als sein Puppenhaus sieht, in dem er herumfuchteln kann, wie es ihm gerade passt. Den Meister gezeigt haben ihm ausgerechnet die von Trump geliebten «Märkte».
Der 47. Präsident der Vereinigten Staaten hat nicht nur seine Glaubwürdigkeit verloren. Sondern er steht da als das, was er nie, nie, nie sein wollte: als Loser.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine. Der Autor ist Redaktor und Inhaber des Portals Inside Paradeplatz, auf dem dieser Beitrag zuerst erschien.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Einverstanden. Der Caesar steht mit heruntergelassenen Hosen da.
Aber wir wissen immer noch nicht, was er eigentlich wollte. Was war sein Plan? Nur die Handelsbilanzdefizite («unfairer Handel» – wie er das nennt) ausgleichen, wie es seine Idiotenformel vermuten lässt? Oder war da sonst noch was? Der Insiderhandel?
Viele Fragen. Auf die wir vielleicht keine Antwort kriegen.
Aus meiner Sicht wird Donald Trump zwar aktuell vielfach als Verlierer wahrgenommen, dennoch kann nicht bestritten werden, dass er in wesentlichen Punkten den verhandlungspolitischen Rahmen neu definiert hat. Zahlreiche Staatsoberhäupter – darunter auch Vertreter der Schweiz wie Bundesrätin Karin Keller-Sutter – reisten nach Washington, um mit ihm direkt zu verhandeln.
Ferner gelang es ihm, China aussenpolitisch unter Druck zu setzen und in Teilen zu isolieren. Diese Strategie, ob man sie gutheisst oder nicht, entspricht der klassischen US-amerikanischen „Deal-Making“-Mentalität, die Trump wie kaum ein anderer verkörpert.
In diesem Kontext halte ich die Einschätzung von Herrn Hässig zwar kurzfristig für nachvollziehbar, jedoch könnte sich mittelfristig bis langfristig ein anderes Bild zeigen – insbesondere angesichts Massnahmen wie der generellen Zolluntergrenze von 10 %, die ihm bereits heute als Verhandlungserfolg angerechnet werden kann.
Nun. Das ist eine Sichtweise. Eine andere wäre, dass diese Schritte durchaus äusserst erfolgreich gewesen sind. Aus zwei Gründen: China kann keine Einseitigkeit vorwerfen, da die Zölle gegen alle gingen/gehen. Das nimmt dieser Seite sicherlich etwas den Wind aus den Segeln, vor allem auch bezüglich des Ansehens bei der Internationalen Gemeinschaft.
Zweitens: Trump und seine Buddies sind durch Insiderhandel mit diesem Stunt ziemlich reich geworden. Interessant in welchen Bereichen es grössere Verschiebungen gab, vor, wie auch nach den Ankündigungen inklusive der anschliessenden Talfahrt. Auch die 4 Stunden vor der Ankündigung abgesetzten Tweets sprechen eine klare Sprache. Ein klarer Fall für die Börsenaufsicht ausser bei den Trickbetrügern die derzeit schamlos schalten und walten können ohne Konsequenzen.
Wenigstens das. Die USA muss tatsächlich aufpassen, dass sie in ein paar Jahren keinen Bürgerkrieg haben.
Möglich, dass Donald Trump als Präsident sein Zölle-Spiel verloren hat und als gewiefter Geschäftsmann die Boersen-Entwicklungen seiner Politik richtig eingeschätzt und richtig investiert und gewonnen hat, weil der Staat seinen persönlichen Interessen zu dienen hat.
Günther Kropp,Basel
Das 90-tägige Zoll-Moratorium ist für Donald Trump eine verlorene Etappe im Rennen. Den Verlust im ganzen Rennen wird ihm China, der Elefant im Raum, bescheren. Die Chinesen denken in Jahrzehnten, Donald Trump in Stunden, falls er überhaupt denkt.
Vorsicht – nicht zu früh triumphieren!
Gekränkte Narzissten sind gefährlich.
Sehr richtig. Dem traue ich eben alles zu.
Heute wird T. von einigen kritisiert. Wo waren denn diese Stimmen vor ein paar Jahren ? Wenn man gewollt hätte , hätte ma wissen können was das für ein Despot ist. Das empfinde ich als reine Heuchelei.