SRF-Meteo-Quiz: Zuerst die Lösung, dann das Rätsel, dann Kasse
Jeden Dienstag veranstaltet SRF-Meteo nach der Hauptausgabe der Fernseh-Tagesschau einen kleinen Wettbewerb. Für die Meteo-Leute scheint das Aushecken der Fragen eine ziemliche Strafaufgabe zu sein. Die Fragen sind jedenfalls nicht sehr geistreich. Vielmehr scheinen sie darauf ausgerichtet zu sein, dass möglichst viele Leute anrufen. Drei Beispiele.
Zuerst die Antwort
Moderatorin Sandra Boner spricht über den Brienzersee: «Es ist ein relativ kalter See, weil doch relativ viel Gletscherwasser hineinfliesst. Zum Teil leuchtet der See wunderschön in allen Blaufarben und Türkisfarben.»
Danach folgt die Frage, auf die sie die Antwort eigentlich zuvor bereits gegeben hat: «Warum leuchtet der Brienzersee so intensiv grünblau?» Es gibt zwei mögliche Antworten:
- Geringe Seetiefe
- Gletscherschmelzwasser
Falsche Fährte
Zwei Wochen davor legte Sandra Boner falsche Fährten, indem sie von der Schafskälte sprach, von einer Affenhitze und davon, dass es Katzen hagle. Die Frage lautete: «Wie heisst eine heisse Phase im Hochsommer?» Auch da gab es zwei mögliche Antworten:
- Katzennächte
- Hundstage
Und eine Woche darauf verkündete Jan Eitel: «Ostermundigen ist rot eingefärbt, denn von dort kommt der letzte SRF-Meteo-Gewinner. Er wusste nämlich, dass die heisseste Phase im Hochsommer Hundstage heisst. Herzliche Gratulation.» Ob sich der Zuschauer wohl darüber freute, dass er öffentlich mit Namen erwähnt wird, weil er in der Lage war, die dumme Frage zu beantworten? Wahrscheinlich tröstete er sich mit dem gewonnenen 1000-fränkigen Gutschein für die Miete einer Ferienwohnung in Brigels GR.
Zum Schämen
Bei manchen Fragen schämt man sich beinahe, dass man überhaupt vor dem Fernseher sitzt. Dann etwa, wenn alle Eisheiligen vorgestellt werden und die Frage schliesslich lautet: «Wie heisst die Letzte der Eisheiligen?» Die möglichen Antworten sind:
- Kühle Susi
- Kalte Sophie
Wegen des Geldes
Warum veranstaltet das Fernsehen SRF überhaupt ein Deppen-Quiz, wie man es bisher eher von Privatsendern gewohnt war? Die Antwort ist einfach: Wegen des Geldes. Rentabel ist das Quiz aus zwei Gründen:
- Die Firmen zahlen dafür, dass sie Wettbewerbspreise spenden dürfen. Wie viel sie zahlen müssen, will SRF nicht sagen. Aber der Betrag dürfte den Wert der verteilten Gutscheine um ein Mehrfaches übersteigen. SRF ködert die Firmen mit dem Versprechen: «Ihre Marke erreicht sowohl bei der Ankündigung des Wettbewerbs und der möglichen Preise als auch bei der Preisvergabe maximale Präsenz. Machen Sie Ihre Produkte zu begehrten Preisen!»
- Gleichzeitig verdient SRF auch noch an den Leuten, die am Wettbewerb mitmachen. Denn jeder Anruf kostet Fr. 1.20. Und je einfacher die Frage ist, desto mehr Zuschauer und Zuschauerinnen rufen an. Eine Gratisteilnahme ist zwar möglich. Aber nur via Smartphone. Und auf der Website schwer zu finden.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Zugegeben, anspruchsvoll sind die Fragen nicht. Ich sehe da allerdings die KosumentInnen in der Verantwortung: Laufend erhöhte Ansprüche an die Diversität und Qualität und anderseits Konzessionsgebühren abschaffen passt nicht zusammen. Fairerwesie kommt der Quiz am Schluss; man kann also den Fernseher vorzeitig ausschalten.