Sparbillette sind Glückssache
Hier gibt es sie, dort gibt es sie nicht – die Sparbillette der SBB. Beispiel Erlenbach ZH:
- Wer von der Haltestelle Bahnhofstrasse in Erlenbach nach Zermatt VS reist, zahlt für ein einfaches Billett mit Halbtaxabo Fr. 68.80. Inbegriffen sind eine einminütige Busfahrt sowie die anschliessende Bahnfahrt. Sparbillette gibt es ab der Haltestelle Bahnhofstrasse nicht.
- Ganz anders ab dem Bahnhof Erlenbach. Ab da gibt es Sparbillette. Und zwar zu Preisen ab Fr. 31.40. Das ist nicht einmal die Hälfte.
Wer sich im Tarifdschungel des Öffentlichen Verkehrs auskennt, kauft daher Bus- und Bahnbillett separat. Oder legt die gut 200 Meter zu Fuss zurück. Das spart bis zu Fr. 37.40.
Haltestellen nicht integriert
Doch warum gibt es zwar Sparbillette ab dem Bahnhof Erlenbach, jedoch nicht ab der benachbarten Bushaltestelle? Das hat mit dem System des sogenannten Nationalen Direkten Verkehrs (NDV) zu tun. Sparbillette sind nur ab Haltestellen erhältlich, die im NDV integriert sind. Der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) hat bei weitem nicht alle seine Haltestellen registriert. Er ist völlig unsystematisch vorgegangen.
Infosperber berichtete darüber und bat den ZVV damals um Erklärungen. Doch sowohl der ZVV als auch die Branchenorganisation Alliance Swiss-Pass antworteten nur ausweichend. Quintessenz aus den Antworten: Ob die Reisenden zu viel zahlen oder nicht, ist den Verantwortlichen egal. Wahrscheinlich ist es ihnen sogar recht. Denn so dürften gesamtschweizerisch Dutzende von Millionen Franken zusammenkommen.
Auch in der Region Bern
Ungerechtigkeiten gibt es nämlich nicht nur auf dem Gebiet des ZVV, sondern auch für Reisen von und nach anderen Tarifverbünden. Daher nochmals ein Beispiel:
- Vom Bahnhof Bolligen BE gibt es Sparbillette für die Reise nach Sargans SG ab Fr. 15.20.
- Von der Haltestelle Altes Schulhaus aus, die vier Busminuten vom Bahnhof entfernt ist, gibt es nur Normalbillette. Sie kosten Fr. 39.80. Also mehr als das Doppelte.
Inzwischen ist es aber auch dem Bundesamt für Verkehr (BAV) zu bunt geworden. Es verlangt, dass alle Haltestellen in den NDV integriert werden. Laut SBB soll es «ab Mitte Juli» so weit sein.
Weiterführende Informationen:
Infosperber: Der ZVV ist renitent – und kassiert Millionen
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Wahrscheinlich würden die SBB diesen ganzen Mist noch als «gamification» verkaufen wollen. Billetkaufen wird zum Computerspiel.
Es wäre ja theoretisch noch vertretbar, wenn man für einen Zug, der erfahrungsgemäss fast leer ist, ein billigeres Ticket kaufen könnte. Das müsste aber sehr offen kommuniziert werden, und es müsste natürlich völlig unabhängig von Ort und Zeitpunkt des Billetkaufs sein.
Die heutige Praxis ist vielfach eine Verarschung der normalen Kunden.