So sieht das «Winterwunderland» aus
«In der Jungfrau-Skiregion lässt es sich jetzt noch einmal entspannt in ein traumhaftes Winterwunderland eintauchen», schrieb die Sonntags-Zeitung am 26. März 2023 über das Berner Oberländer Skigebiet. Der Artikel erschien als «Paid post» in «einer Zusammenarbeit der Sonntags-Zeitung mit der Jungfrau-Ski-Region.» Im Artikel schwärmten die Zeitung und die Tourismus-Organisation gemeinsam von «glitzernden Skipisten», von «perfekt präparierten Pisten» und sogar von Pisten in «einem Topzustand».
Der Grund: «Dieses Jahr meint es die Frühlingsgöttin besonders gut mit der Region. Mitte März hat es noch einmal tüchtig geschneit.» Und für alle, die es bis dahin noch nicht begriffen hatten. «Die Pistenbedingungen sind bestens.» Und: «Wer gern durch verschneite Landschaften wandert, kommt bis zum Saisonende auf seine Kosten.»
Kein Schnee in Grindelwald und Wengen
Nur: Die Realität sah anders aus. In Grindelwald lag kein Schnee. In Wengen auch nicht. Und in Mürren hatte es nur ein paar kümmerliche Schneeresten. Trotzdem trugen die Betreiber des Skigebiets im Wintersportbericht von Schweiz-Tourismus für Mürren eine Schneehöhe von 19 Zentimetern ein.
Keine Spur von «Winterwunderland»
Die Hänge waren nicht weiss, sondern braun. Oder sogar schon grün. Da und dort waren sie von schmalen Kunstschneebändern durchzogen. Keine Spur also vom «Winterwunderland». Und auch nicht von Pisten in «einem Topzustand». Das zeigte auch der Pistenbericht.
Kein Verlass auf den Wintersportbericht
Das Skigebiet reicht von Grindelwald über Wengen bis nach Mürren. Es bietet gut 200 Pistenkilometer. Wie viele tatsächlich offen waren, lässt sich nicht sagen. Denn den Angaben im Wintersportbericht von Schweiz-Tourismus kann man keinen Glauben schenken. Unter «Grindelwald» erscheinen andere Angaben als unter «Wengen». Und unter «Mürren» nochmals andere. Obwohl es ein einziges Skigebiet ist. Es ist allerdings davon auszugehen, dass am Tag, als der Artikel in der Sonntags-Zeitung erschien, nur etwa die Hälfte der Pisten offen waren.
Keine Ahnung
Die widersprüchlichen Angaben können sich die Verantwortlichen der Jungfraubahnen nicht erklären. Sie teilen mit: «Wir werden mit Schweiz-Tourismus Kontakt aufnehmen, um zu erfahren, woher die Angaben sind. Denn wir hatten schon verschiedentlich die Rückmeldung, dass die Angaben dort nicht korrekt sind.» Die Jungfraubahnen verweisen daher auf ihre eigene Website.
Nach Erscheinen des Artikels in der Sonntags-Zeitung schneite es übrigens im Berner Oberland tatsächlich. Deshalb frohlockten die Jungfraubahnen, in den höheren Lagen seien die «Wintersportverhältnisse sehr gut». Doch die Freude war von kurzer Dauer. Bei Temperaturen von bis zu 12 Grad und Regenfälle, war der Schnee rasch wieder weg. Die Jungfrauregion sah nach wenigen Tagen aus wie vorher.
Keine Schlangen — angeblich
Die Autoren des Artikels in der Sonntags-Zeitung schwärmten übrigens auch von den Bahnen in der Region. «In der Jungfrau-Ski-Region muss man dank optimaler Infrastruktur nie besonders lang anstehen.» Wer den Flaschenhals an der Talstation der Firstbahn kennt, kann darüber nur lachen.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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