Schlechte Bewertungen druckt Coop nicht auf die Packung
Seit vergangenem November kennzeichnet Coop einige Produkte mit einem so genannten Eco-Score. An sich ist es eine sinnvolle Bewertung: Der Eco-Score zeigt auf einer Skala von A bis E, wie stark sich die verschiedenen Lebensmittel auf unsere Umwelt auswirken.
Das Problem ist aber: Coop nutzt diese Bewertung nicht als neutrale Information für die Kunden, sondern als Werbung. Und zwar auf taktisch geschickte Art: Das grüne A ist auf den Produkten in den Coop-Regalen häufig zu finden. Der Zeitschrift «Saldo» (Bezahlschranke) ist aufgefallen, dass Coop auf seinen Bio-Biscuits, Bio-Chips und Bio-Popcorn den grünen Eco-Score abdruckt, aber beim Bio-Fleisch auf den Abdruck verzichtet.
Infosperber hat bei Coop nachgefragt, ob überhaupt auf einer Packung ein rotes E aufgedruckt sei. Derzeit gibt es laut Coop genau ein Produkt: Geräuchertes Lachsfilet.
Nun könnte man meinen, dass das Coop-Sortiment sehr ökologisch sei. Das ist aber ein Trugschluss. Denn der Grossverteiler hat 2500 Produkte mit dem Eco-Score bewerten lassen, und ganz viele haben ein rotes E erhalten. Doch diese roten E versteckt Coop gut.
Kaum jemand erfährt, dass der Bündner Rohschinken, der Naturafarm-Hinterschinken und das Naturafarm-Hackfleisch einen roten Eco-Score haben. Um das zu wissen, müssten Kundinnen und Kunden im Internet jedes einzelne Produkt aufrufen und dann auf die Produktinformationen klicken. Erst dort findet sich die Bewertung.
Umgekehrt präsentiert Coop den Kunden im Laden viele grüne A-Bewertungen. Sie sind vorne auf die Packung gedruckt. Damit schmückt Coop derzeit vor allem sein veganes Betty-Bossi-Sortiment und seine Bio-Biscuits.
Grüner Eco- statt roter Nutri-Score
Die Bewertung mit dem Eco-Score stammt von einer privaten Firma, die keine Auflagen dazu macht, ob und wie die Bewertung auf die Packung gedruckt wird. Das heisst: Coop darf die gut bewerteten Produkte mit dem Eco-Score bedrucken und es bei den schlecht bewerteten bleiben lassen.
Anders beim Nutri-Score: Die französischen Gesundheitsbehörden haben dieses Ampelsystem eingeführt. Die Firmen dürfen zwar entscheiden, ob sie es verwenden oder nicht. Doch wenn sie es verwenden, müssen sie es auf allen Produkten aufdrucken, auch auf den schlecht eingestuften.
Indem sich Coop für den Eco-Score entschieden hat, kann der Detailhändler frei wählen, auf welchen Packungen er die Bewertungen abdruckt. Damit lässt sich die Produkte-Palette schönen.
Auffällig ist das bei Coop vor allem im Biscuit-Regal: Dort heben sich die grün bewerteten Bio-Süssigkeiten der Coop-Eigenmarke deutlich von den Nestlé-Süssigkeiten ab, die fast durchwegs rot sind. Nur wer genau hinschaut, merkt: Die beiden Bewertungen haben rein gar nichts miteinander zu tun: Nestlé druckt auf seinen Produkten nämlich den Nutri-Score ab.
Der Nutri-Score bewertet den Nährwert. Und dieser ist bei Schokolade und Biscuits in der Regel schlecht – auch bei den Bio-Biscuits. Weil sie zu süss, zu fett und zu kalorienreich sind, würden sie ein rotes E erhalten. Würden. Denn Coop täuscht mit seinem fast gleich aussehenden Umwelt-Logo darüber hinweg, dass auch Bio-Biscuits nicht gesünder sind als konventionelle.
Infosperber berichtete darüber, dass der Eco-Score den Nutri-Score auf täuschende Art nachahmt und auf diese Weise Lebensmittel mit schlechtem Nährwert, aber guten Umweltdaten A-klassig macht.
Sowohl gegenüber Infosperber als auch gegenüber «Saldo» schreibt die Coop-Pressestelle: Es sei nicht der Fall, dass der Eco-Score nur auf den gut bewerteten Produkten abgedruckt werde. Doch sie konnte kein einziges weiteres Gegenbeispiel nennen, das in den Läden zu finden war.
Testen Sie selber!
Eine Studie zeigt: Sehen Konsumenten auf einer Packung eine Bewertung, die grün ist, gehen sie automatisch davon aus, dass es ein gutes Produkt ist: gesund, geschmackvoll und umweltfreundlich – alles aufs Mal.
Als «Halo-Effekt» wird diese kognitive Fehlbewertung bezeichnet: Aus einem dominanten Merkmal folgern Menschen fälschlicherweise oft, dass dieses auch für andere Produkteigenschaften gilt. So werden Chips, die eine gute Umweltbewertung haben, in den Augen der Konsumenten auch zum gesunden und geschmackvollen Produkt.
Umgekehrt wird ein Joghurt, das wegen der Milch als weniger umweltfreundlich eingestuft ist, automatisch auch als ungesünder und weniger geschmackvoll wahrgenommen. Die Studie zeigt einen deutlichen Einfluss auf den Kaufentscheid: Grün Bewertetes wird häufiger gekauft als rot Bewertetes.
Würden Sie sich auch täuschen lassen?
Welcher Lachs ist besser?
Welche Schokolade würden Sie kaufen?
Welche Biskuits sind gesünder?
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Würden sich die meisten dafür interessieren was sie in sich hineinstopfen (Stichwort «Container»), wäre jeder Score hinfällig und ganze Industrien würden zusammenbrechen.
Ich kaufe halt schon aus Prinzip keine hoch verarbeiteten Produkte diese enthalten viele Inhaltsstoffe die uns schaden. Lieber kaufe ich ganzes Gemüse und bereite es selber zu als das ganze vegane und Plastik Zeugs das in den Regalen hängt. Auch das ganze verpackte Fleisch schaudert mich man weis kaum noch was man isst. Mit frischen und regionalen Lebensmitteln hilft man der Natur den Bauern und hat eine gesunde Ernährung. Achten sollte man deshalb kaum auf die Bewertung Anderer die sowieso nicht nachvollziehbar ist.
Bewertungen sind manipulierbar. Lykes kann man kaufen. Was sagen Bewertungen denn aus? Das der Bewerter mit dem Preis oder dem Geschmack zufrieden war? Je besser die Bewertungen desto höher der Preis? Auf wessen Kosten gehen Bewertungen? Auf Kosten derjenigen die nicht täuschen mit der Zugabe von Aromastoffen und Geschmacksverstärkern? Ab welcher Zugabemenge muss man Additive deklarieren? Welche Zugaben,z.B. bei Lachs, muss man gar nicht deklarieren? Erinnern wir uns mal an die gehärteten Fette. Nach dem härten haben wir ein Liposom das in der Natur nirgends existiert. Wir leben in einer Welt der Lügen und Täuschungen, nicht immer, aber immer öfter, und es ist Systemimanent, da im Lande des ungenügend regulierten Kapitalismus von mancher Not ein Anderer profitieren kann. Was für eine Schande für unsere systemregulierenden Eliten im Lande der Teil-Scheindemokratie.