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Bis zu einem Betrag von 20'000 Kronen müssen Geschäfte in Norwegen Bargeld annehmen. © Norges Bank

Norwegen beschliesst: Bargeld bleibt

Marco Diener /  Wer in Norwegen mit Bargeld zahlen wollte, hatte es immer schwerer. Doch das ändert jetzt: mit dem Recht auf Zahlung mit Bargeld.

«Kein Bargeld akzeptiert.» Oder: «Nur Kartenzahlung.» In Norwegen stiessen Kunden und Kundinnen in den letzten Jahren in immer mehr Geschäften auf solche Schilder. Doch damit ist jetzt Schluss. Im Juni beschloss das norwegische Parlament, dass Konsumenten in jedem Geschäft bar zahlen dürfen.

Bis zu 20’000 Kronen

Bisher war die Rechtslage unklar. Seit dem 1. Oktober gilt nun: Geschäfte müssen Bargeld bis zu einem Betrag von 20’000 Kronen entgegennehmen. Das entspricht gegenwärtig knapp 1600 Schweizer Franken.

Der Schritt ist erstaunlich. Denn Norwegen gilt als das Land in Westeuropa, in dem bargeldlose Zahlungen am beliebtesten sind. Nur noch bei zwei Prozent der Zahlungen ist Bargeld im Spiel.

Ein Unbehagen

Ende letzten Jahres gab es im ganzen Land gerade noch 74 Bankfilialen, bei denen Geld bezogen und einbezahlt werden konnte. Die Zahl der Bancomaten lag nur noch bei gut 800. Zum Vergleich: In der Schweiz gibt es laut der Nationalbank etwa 6300 Automaten. Dies, obwohl die Fläche der Schweiz nur gut einen Zehntel der Fläche Norwegens ausmacht.

Dennoch hat sich in Norwegen in den letzten Jahren ein gewisses Unbehagen darüber breit gemacht, dass ohne Smartphone oder Karte die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben immer schwieriger wurde. Davon betroffen sind nicht nur alte und kranke Menschen, sondern auch arme.

In Norwegen geht man davon aus, dass rund zehn Prozent der Bevölkerung Mühe hat, mit Smartphone oder mit Karte zu bezahlen, oder gar kein solches Zahlungsmittel hat. Hinzu kommen all jene, die zwar mit der modernen Technik vertraut sind, aber nicht überall eine Datenspur hinterlassen möchten.

Kluger Rat – Notvorrat

Das neue Gesetz soll sicherstellen, dass nicht ganze Bevölkerungsteile beim Zahlen behindert werden – ausser sie liessen sich von gewiefteren Verwandten oder Bekannten helfen. Es geht auch darum, dass das einzige Zahlungsmittel, das ohne Strom und ohne Internet funktioniert, gestärkt werden soll. Schon bisher empfahlen die norwegischen Behörden der Bevölkerung, einen gewissen Betrag in Bargeld zu halten – im Sinne eines kleinen Notvorrats.

In der Schweiz hat sich der Bundesrat vor zwei Jahren gegen eine Regelung, wie sie nun Norwegen eingeführt hat, ausgesprochen. Eine Annahmepflicht wäre für ihn ein zu starker Eingriff in die Wirtschafts- und Vertragsfreiheit.

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