rollstuhl Unbenannt

Trotz Umbaus nicht wirklich rollstuhlgängig: die IC-2000-Züge der SBB. © SBB/Uni Heidelberg, Montage: Marco Diener

Noch mehr Bahnhöfe sind nicht rollstuhlgängig

Marco Diener /  Die SBB investieren Milliarden in rollstuhlgängige Bahnhöfe. Jetzt stellt sich heraus: Bei mindestens 21 ist der Umbau misslungen.

Die Reklamationen häufen sich: Rollstuhlfahrer und Rollstuhlfahrerinnen berichten von immer mehr Bahnhöfen, in denen sie nicht selbständig in die alten IC-2000-Doppelstöcker gelangen können. Und dies, obwohl Bahnhöfe und Doppelstöcker für bisher eine Milliarde Franken umgebaut worden sind. Weitere anderthalb Milliarden werden in den nächsten Jahren noch verbaut.

Bisher waren erst elf Bahnhöfe bekannt, die trotz neuer Rampen, erhöhter Perrons und neuer Lifte nicht wirklich behindertengängig sind. Darunter auch der Zürcher Hauptbahnhof. Infosperber berichtete im Juni darüber. Nun mussten die SBB bekannt geben, dass weitere zehn Bahnhöfe betroffen sind.

Das Problem laut SBB: ««Es gibt sowohl bei Zügen als auch bei Bahnhöfen gewisse Toleranzen bezüglich der Normen. Punktuell kann die Kombination dieser Toleranzen leider dazu führen, dass für Reisende im Rollstuhl im IC 2000 an gewissen Bahnhöfen zum selbständigen Ein- und Ausfahren entscheidende Zentimeter fehlen.» Konkret: Die Spaltbreite zwischen Trittbrett und Perron ist zu gross. Die Höhendifferenz ebenfalls.

In den letzten Monaten haben die SBB versucht, bei den alten Doppelstöckern und den Bahnhöfen nachzubessern. Aber sie haben technische Lösungen «aufgrund von ungenügendem Nutzen bei zu hohen Kosten verworfen». Deshalb vermerken sie im Online-Fahrplan, dass die betreffenden Bahnhöfe nicht rollstuhlgängig sind. 55 Bahnhöfe, an denen IC-2000-Züge halten, müssen die SBB noch vermessen. Es kann also gut sein, dass sich herausstellt, dass neben den 21 bekannten Bahnhöfen weitere nicht wirklich rollstuhlgängig sind.

Und was bleibt Rollstuhlfahrern und Rollstuhlfahrerinnen übrig? Die SBB schreiben: «Hält der IC 2000 an einem der erwähnten Bahnhöfe, können Reisende Hilfe durch das Personal anfordern.» Das bedeutet: Rollstuhlfahrer müssen sich – je nach Bahnhof – eine bis zwei Stunden vorher melden. Und die Umsteigezeiten, die der Online-Fahrplan errechnet, reichen möglicherweise nicht. Einfacher ist wohl, wenn Rollstuhlfahrer einen Mitreisenden um Hilfe bitten.


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Eine Meinung zu

  • am 12.10.2024 um 11:09 Uhr
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    Ein wesentlich grösseres Problem ist, dass die Perronrampen für viele Gehbehinderte – speziell mit Rollator – zu steil sind. Für sie sind die meisten Bahnhöfe nicht benutzbar, weil Lifte fehlen.

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