Montage Migros Trockenfleisch kleiner

Gibt es angeblich gar nicht: Migros Trockenfleisch aus Brasilien. © Marco Diener

Noch immer brasilianisches Rind bei Migros und Coop

Daniela Gschweng /  Trotz gegenteiliger Behauptungen verkaufen Migros und Coop noch immer Rindfleisch aus Brasilien, fand Greenpeace heraus.

Greenpeace Schweiz ist durch die Regale der beiden Schweizer Grossverteiler gegangen und hat Rindfleisch aus Brasilien gefunden. Fleisch, dass es eigentlich gar nicht geben dürfte, glaubt man den Versicherungen der Detailhändler.

Sowohl Coop als auch Migros geben in ihren Nachhaltigkeits-Statements an, dass sie problematische Lieferketten ausschliessen und kein Fleisch aus Brasilien mehr importieren.

Denn dort, das weiss mittlerweile jedes Kind, wird besonders viel Regenwald für die Soja- und die Rindfleischproduktion abgeholzt und die Lieferketten sind nicht immer nachvollziehbar. 2022 haben deshalb viele grosse europäische Handelsketten angekündigt, Rindfleisch aus Brasilien auszulisten (Infosperber berichtete).

Migros: Gebrochene Versprechen

Die Migros legt in ihrer Deforestation- and Conversion-Free Supply Chain Policy vom August 2023 dar, dass sie seit 2020 auf brasilianisches Rindfleisch verzichte, was sie seither nochmals bekräftigt hat.

Migros auszug
Die Migros hält in ihrer Deforestation- and Conversion-Free Supply Chain Policy fest, dass sie seit 2020 kein Rind aus Brasilien mehr importiert.

Dennoch fanden Tester von Greenpeace mit M-Budget Trockenfleisch und Bresaola zwei Produkte mit brasilianischem Rindfleisch in den Migros-Regalen. «Infosperber» hat bei einem Augenschein mit Beef Jerky sogar noch ein drittes gefunden. 

Bei Coop gibt es Corned Beef der Marke «Bofine», das brasilianisches Rind enthält. Coop strebt bis 2026 eine entwaldungsfreie Lieferkette an. Die Migros will ihre Supermärkte bis 2025 entwaldungsfrei gemacht haben. Die Migros-Gruppe hat sich zudem in einer Partnerschaft mit dem WWF verpflichtet, «die Mindeststandards in den Bereichen Klima und Entwaldungs- und umwandlungsfreie Lieferketten bis 2030» zu erfüllen. Umwandlungsfrei heisst, dass keine Umnutzung natürlicher Ökosysteme wie tropischer Wälder für den Anbau von Lebensmitteln oder zur Schaffung von Weideflächen stattgefunden hat.

Ein von Greenpeace beauftragtes Unternehmen verfolgte für Greenpeace die Lieferketten zurück. Kein aussergewöhnliches Verfahren – die EU verlangt bereits Rechenschaft über die Wege, die ein Produkt nimmt, bis es im Regal steht. Nachforschungen kommen häufiger vor. Die Verordnung über entwaldungsfreie Produkte (EUDR) fordert von den Händlern einen Nachweis über abholzungsfreie Lieferketten für bestimmte kritische Produkte wie Rindfleisch, Soja oder Palmöl.

Wo ein Rind herkommt, ist gar nicht so leicht zu sagen

Was zu einer Herkulesaufgabe werden kann – wenn es konkret wird, ist häufig schwer nachzuvollziehen, woher ein Rind nun kommt, wo es bis zur Schlachtung gestanden hat und was dann mit dem Fleisch geschieht. Ein Tier wird während seines Lebens mehrmals verschoben und verkauft. Während die Kälber auf illegal gerodetem Boden stehen, das Mastvieh vielleicht auch, steht das Schlachtvieh womöglich auf einwandfreien Flächen. Die grossen fleischverarbeitenden Konzerne wie JBS, Mafrig und Minerva sind auch wenig daran interessiert, Transparenz zu schaffen.

Migros rechtfertigte sich gegenüber dem «Blick», dass die Produkte aus brasilianischem Fleisch nicht aus Entwaldungsregionen stammten und man mit dem Produzenten schon lange arbeite. Kann sein, aber «kein Rindfleisch aus Brasilien», was die Migros auch mehrmals bekräftigte, heisst keines. Das Transparenzversprechen, dass der Detailhändler damit gibt, wird mit solchen Ausnahmen ins Gegenteil verkehrt.

Coop: Holziger Nachgeschmack beim Corned Beef

In der Lieferkette des Coop-Corned-Beef fand Aid Environment einen problematischen Landwirtschaftsbetrieb. Die Fazendo Rio Preto wurde schon mehrmals wegen illegaler Aktivitäten verurteilt – unter anderem wegen Abholzung. Greenpeace zeigt in seinem Bericht Satellitenbilder, die über 800 Hektaren abgeholzte Fläche dokumentieren.

«Entweder weiss Coop davon und unternimmt nichts, um das Problem zu lösen, oder Coop weiss nicht, was am Anfang seiner Lieferkette passiert, was ebenso beunruhigend wie unverantwortlich wäre», schreibt Greenpeace Schweiz in einer Medienmitteilung.

Coop schiebt die Verantwortung auf den Lieferanten ab

Coop erklärte gegenüber dem «Blick», der Hersteller des Corned Beef habe sich vertraglich verpflichtet, die Coop-Richtlinie zur nachhaltigen Beschaffung einzuhalten, die auch entwaldungsfreie Lieferketten regle. Sollte sich bestätigen, dass wegen Bofine-Corned-Beef Wald abgeholzt werde, würde man das Produkt aus dem Sortiment nehmen.

Weiterführende Informationen


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Zum Infosperber-Dossier:

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Migros, Coop, Aldi, Lidl & Co. in der Verantwortung

Die Detailhändler sprechen ständig von Nachhaltigkeit und Regionalität. Aber sie bewerben Lebensmittel vom anderen Ende der Welt.

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Eine Meinung zu

  • am 20.10.2024 um 11:14 Uhr
    Permalink

    Der neue Trick bei Grossverteiler bei Deklarationen : Herkunft aus Brasilien, Ungarn, Schweiz, Spanien,
    Damit wird diese Pflicht clever aber unhaltbar umgangen.

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