Sperberauge
Niemand will die Post
Ende Monat schliesst die Postagentur in der Bäckerei Merz am Weinmarkt in Luzern. Darüber hat Infosperber im Januar berichtet. Nach der Kündigung hatte die Post in einer Medienmitteilung noch geschrieben: «Die Post ist auf der Suche nach einer Alternative.»
Auch die Stadt Luzern half
Doch die Suche verlief erfolglos, obwohl auch die Stadt Luzern dabei geholfen hatte. Niemand will in der Luzerner Altstadt eine Postagentur in seinem Ladenlokal. Die Folge: In der Altstadt gibt es keine Postagentur und auch keine Post mehr. Denn die Poststelle am Löwengraben ist schon seit über zehn Jahren geschlossen.
Für die Leute in der Luzerner Altstadt bedeutet das: Sie müssen mit der Post am Bahnhofplatz, an der Zürichstrasse oder mit der Postagentur am Kasernenplatz vorliebnehmen – solange es diese noch gibt.
Kein Einzelfall
Die Kündigung der Bäckerei Merz ist kein Einzelfall. Viele Ladenbesitzer beklagen sich darüber, dass der Betrieb einer Postagentur zu viel Arbeit mache, für zu viel Ärger sorge und zu wenig einbringe. 2021 kündigten 51 Geschäfte ihren Postagentur-Vertrag. Letztes Jahr sogar deren 73. Die Postagentur in Glion VD existierte gerade mal zweieinhalb Jahre.
Gegenwärtig gibt es rund 1250 Postagenturen. Die Post schreibt: «In einzelnen Fällen kommt es vor, dass die Zusammenarbeit zwischen der Post und den Partnern aufgelöst wird. Die Post ist bestrebt, in solchen Fällen mögliche Alternativen zu finden.» Einfach ist es offenbar nicht. Laut der Post gelingt es in gut der Hälfte aller Fälle.
Übrigens: Die Post bezeichnet ihre Postagenturen hochgestochen als «Filiale mit Partner». Das klingt so, als hätte sie das Sagen. Doch das Gegenteil trifft zu. Die Post besetzt nur eine kleine Nische. Und wenn es den Ladenbesitzern zu viel wird – dann fliegt sie raus.
Weiterführende Informationen:
Infosperber: Viele Postagenturen sind am Ende
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Da nutzen dann auch Elektrofahrzeuge zum Zustellen der Sendungen nichts mehr wenn die Postkunden kilometerweit fahren müssen um Sendungen zu erhalten weil sie nicht zuhause waren oder sonstige Postgeschäfte zu erledigen. Umweltschutz sieht anders aus.
Wir müssen umdenken, heute und in der Zukunft noch viel mehr. Briefe werden womöglich elektronisch (in gesicherte Datenkästen) zugestellt und Pakete holt man an Sammelstellen ab oder bezahlt für die (einmalige) Heimzustellung. Der Zeitpunkt der Zustellung kann genau bestimmt werden, wer nicht erreichbar ist, muss andere Möglichkeiten nennen, z.B. alternative Übergabeorte. Es kann nicht Aufgabe der Post sein, sich nach den Terminplänen der Kunden zu richten. Und es kann nicht Pflicht aller Postbenutzer sein, die individuellen Kundenwünsche beliebig mitzufinanzieren.
Das Argument, dass alte Leute damit nicht klarkommen, ist in den meisten Fällen unzutreffend. Nur ein kleiner Teil der Senioren ist nicht grundsätzlich fähig, dazuzulernen, mit der Zeit mitzuhalten. Viele wissen sehr gut mit dem Smartphone umzugehen und sind geistig genug fit, dazuzulernen. Den Wenigen, die dazu wirklich nicht in der Lage sind, muss man Hilfe anbieten.
PS. Ich bin 73, ich weiss, wovon ich rede.