Nervosität in Südafrika – Spar Schweiz verdient zu wenig
Auf dem Papier sehen die Zahlen von Spar Schweiz ganz gut aus. Im letzten Geschäftsjahr stieg der Umsatz um 13,6 Prozent – allerdings gerechnet in südafrikanischen Rand. In Schweizer Franken sieht es schlechter aus: minus 3,3 Prozent.
Warum ist hier überhaupt von südafrikanischen Rand die Rede? 2016 verkaufte die St. Galler Besitzerfamilie Leuthold die Firma an The Spar Group LTD im südafrikanischen Pinetown. Zur Gruppe gehören neben Südafrika auch Botswana, Mozambique, Namibia, Irland, Südwestengland, Polen, Sri Lanka und – eben – die Schweiz.
Auch der Gewinn sinkt
Im letzten Geschäftsjahr (1. Oktober 2022 bis 30. September 2023) resultierte also wie erwähnt ein Umsatzrückgang von 3,3 Prozent. Im Jahr davor waren es 3,0 Prozent gewesen. Und im letzten Halbjahr waren es nochmals 4,7 Prozent. Beim Betriebsgewinn sieht es noch schlechter aus. Er sackte im letzten Geschäftsjahr – in Franken gerechnet – um über 50 Prozent ab.
Das Problem laut den südafrikanischen Besitzern: Die Kunden gehen wieder lieber in grosse Supermärkte als in Spar-Läden. Zudem bevorzugen sie Discounter. Und die Einkäufe in den Nachbarländern hätten nach Corona auch wieder zugenommen.
Schlecht läuft auch das Geschäft in Polen. Und das belastet das Ergebnis der ganzen Gruppe. The Spar Group schreibt im letzten Geschäftsbericht: «Das Ergebnis wurde stark beeinträchtigt (…) durch die enttäuschenden Ergebnisse in der Schweiz und in Polen.»
Polen-Geschäft wird schon wieder verkauft
Die Südafrikaner sind nicht bekannt dafür, dass sie lange fackeln, wenn es nicht läuft. Erst 2020 kauften sie Spar Polen. Und bereits ist es beschlossene Sache, dass sie das Polen-Geschäft wieder verkaufen. Der «Rückzug aus dem polnischen Markt» sei «eine besondere Priorität». Ansonsten wollen die Verantwortlichen «die relevanten Entwicklungen in verschiedenen Regionen und Marksektoren im Auge behalten». Und dazu gehört zweifellos auch die Schweiz.
Dazu passt, was Infosperber aus gut unterrichteter Quelle erfahren hat: «Spar Schweiz soll verkauft werden. Erste Sondierungen laufen bereits.» Überraschen kann das nicht. Schon um den Jahreswechsel zog The Spar Group nämlich Parallelen zwischen dem Geschäft in Polen und der Schweiz. Die schlechte Entwicklung in der Schweiz und der Entscheid, das Polen-Geschäft zu verkaufen, habe «mit der fehlenden Grösse, die Spar in diesen Märkten hat», zu tun.
Spar Schweiz dementiert den bevorstehenden Verkauf kategorisch: «Es besteht keinerlei Absicht, Spar Schweiz als Ganzes oder in Teilen zu verkaufen.» Das Mutterhaus in Südafrika, das ja das Sagen hat, beantwortete die Fragen von Infosperber nicht.
Spar Schweiz – eine kurze Geschichte
Spar wurde 1940 vom Holländer Adriaan van Well unter dem Namen «de Spar» gegründet. «De Spar» bedeutet: «Door Eendrachtig Samenwerken Profiteren Allen Regelmatig.» Zu deutsch: «Durch einträchtiges Zusammenarbeiten profitieren alle regelmässig.» Das Logo zeigt eine Tanne (holländisch Spar) in einem Kreis.
1989 gründete die Familie Leuthold Spar Schweiz in Gossau SG. Juan M. Leuthold unterzeichnete einen Franchisevertrag mit Spar International. Damit erwarb er das Recht, in der Schweiz Läden unter dem Namen Spar zu eröffnen. 2016 übernahm Spar Südafrika die Mehrheit an Spar Schweiz.
Spar Schweiz betreibt gut 250 Filialen unter den Namen Eurospar, Spar, Spar Express und Spar mini. Die meisten Läden haben bloss eine Fläche von 125 bis 430 Quadratmetern. Zum Vergleich: Eine normale Filiale von Aldi oder Lidl misst um die 1000 Quadratmeter. Rund drei Viertel der Läden werden von Franchisenehmern selbständig betrieben.
Daneben gehören auch gut 50 Maxi-Läden sowie 11 Top-CC-Märkte zu Spar Schweiz. Letztere richten sich primär an Geschäftskunden wie Wirte und Hoteliers.
Mit den Go24-Boxen erlitt Spar Schiffbruch. Der nachts unbediente 24-Stunden-Laden am Zürcher Sihlquai musste nach nur einem Jahr wegen Diebstählen und Vandalismus schliessen. Auch die Boxen in Rueras GR und Surava GR sind bereits wieder geschlossen.
Der Internet-Laden Spar 2U will auch nicht recht zum Laufen kommen. Geliefert wird nur an drei Postleitzahlen in der Ostschweiz und deren fünf in der Stadt Zürich.
Der Umsatz von Spar Schweiz beträgt um die 720 Millionen Franken pro Jahr. Zum Vergleich: Derjenige der Migros beträgt allein aus dem Supermarkt-Geschäft über 12 Milliarden Franken.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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