Migros-Magazin streicht 70’000 Abos
Die Auflagezahlen des Migros-Magazins sind auffällig. In den letzten zehn Jahren lagen sie für die deutschsprachige Ausgabe mehr oder weniger konstant bei 1,56 Millionen. Letztes Jahr sackte die Auflage plötzlich um 70’000 Exemplare ab. Wie persoenlich.com schreibt, steckt dahinter «eine Strategie».
Die Migros habe sich angesichts «massiv gestiegener Rohstoff-, Beschaffungs- und Zustellungskosten» gezwungen gesehen, «aus dem vorhandenen Budget das Bestmögliche herauszuholen». Konkret: Die Migros hat 70’000 Empfängern das Abo gestrichen. Die Migros hat sie nicht einmal darüber informiert.
Laut persoenlich.com hat die Migros entschieden, «einer gewissen Lesergruppe die Publikation nicht mehr aktiv zuzustellen».
Infosperber wollte wissen: Welcher Lesergruppe? Und warum? Die Migros antwortet: «Es handelt sich um Leserinnen und Leser, die das Migros-Magazin mit seinen Inhalten nicht genug ansprechen konnte und die das Migros-Magazin folglich auch nicht mehr aktiv konsumieren.» Präziser antwortet die Migros nicht. Sie schreibt nur, sie habe «analysiert».
Damit bleibt offen, wer «die Lesergruppe» ist, die das Migros-Magazin nicht mehr erhält. Und damit bleibt auch Raum für Spekulationen. Sind es beispielsweise Bewohner und Bewohnerinnen von Altersheimen? Weil sie kaum mehr in der Migros einkaufen?
Handeln die selbsternannten Vertreter des «sozialen Kapitals» tatsächlich so? Abwegig ist der Gedanke nicht. Denn die Migros hat ihr Magazin in den letzten Jahren schleichend zu einem Kommerzblatt umgebaut. Seit Februar ist es ein reines Werbeblatt (siehe Kasten unten). Was im Migros-Magazin steht, entscheidet jetzt die Marketing-Abteilung. Für sie sind Empfänger des Migros-Magazins, die wenig einkaufen, nichts anderes als ein Kostenfaktor.
Allerdings: Wie viel die Migros spart, indem sie 70’000 Abos gestrichen hat, will sie nicht sagen.
Das Migros-Magazin – mittlerweile ein reines Werbeblatt
Immer montags erscheint das Migros-Magazin in drei Sprachen mit einer Gesamtauflage von 2,1 Millionen Exemplaren. Es ist nach der Coop-Zeitung die zweitgrösste Wochenzeitung der Schweiz. Mitglieder einer Migros-Genossenschaft sowie Cumulus-Teilnehmer erhalten das Migros-Magazin kostenlos.
Laut Migros finden sich darin «das Neueste aus unserer Welt, Tipps für den Alltag und alles, was die Gesellschaft bewegt». Allerdings hat die Migros ihr Magazin jüngst zu einem Werbeblatt umgebaut. Infosperber berichtete darüber.
Weiterführende Informationen
- Infosperber: Die Migros leitet ihr Kulturprozent in die eigene Tasche
- Infosperber: Migros-Magazin wird endgültig zum Werbeblatt
- Infosperber: Die Migros muss ihre Seele wieder finden
- Infosperber: Blaues Auge für Migros-Präsidentin Ursula Nold
- Infosperber: So wird die Migros ihre Probleme auch nicht los
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Angesichts der zahlreichen «Schocks» seitens Migros (Slogan: Ein M mieser) kann mich noch irgendwas erschüttern? Jedenfalls wüsste ich nicht, was die heutige Migros eigentlich noch gemeinsam hätte mit jener, die ich in den goldenen 70er/80er-Jahren (Charme) erlebte. Von wem ist der Satz: «Das Bewusstsein, dass rings um uns Menschen sind, die ein Recht auf den ‹goldenen Überfluss› der Welt haben, aber ihren Anteil nicht erhalten, darf uns keine Ruhe lassen. Jeder an seinem Platz muss seinen Teil tun um das zu ändern.»? Von Marx, Jesus oder Duttweiler?
Kulturprozente? Aber am Magazin (mir sagt der Begriff Brückenbauer mehr) sparen? Okay, es gibt Empfänger, wo es ungelesen ins Altpapier wandert. Aber eben, welche sind das? Idee: Das Abbestellen 1) Vereinfachen und 2) Belohnen! Vergleiche: Die übliche Abstimmungskarte ist einfach (bloss ein Kreuz machen) und via jeden Briefkasten, oder in Urne im Ladengeschäft plus eine Schoggi-Tafel Belohnung (hier als Portoersparnisäquivalent angegeben).
Dass die Migros nicht mehr informiert ist nichts Neues. Hat sie bei den Seniorenrabatten auch so gemacht. Und hat dazu geführt, dass wir keine Kunden mehr sind. Dabei waren wir mal absolut treue Migroskunden. Doch so geht man nicht mit Kunden um…,,
Nicht selten schickt einem die Coop-Gruppe pro Woche um 140 Seiten Werbung und Zeitung ins Haus. Macht pro Ausgabe 360 Milllionen Seiten, entspricht pro Jahr rund 19 Milliarden Seiten. Und daneben Oekoplan, greenwashing, Bienenschutz und vorgespieltes ökologisches Gewissen, Umweltschutzlabels noch und nöcher, Verpackungen, die nicht transportfest oder lagerungsbeständig sind und Plasticsäckli für 5 Rappen. Der Unsinn dieser Magazine ist für mich ein grosses Ärgernis, denn es sind kaum interessante Informationen vorhanden und die Aufwendungen werden auf die Preise geschlagen. Wer liest das schon alles durch? Könnte man sich nicht auf das Bewerben von Aktionen beschränken? Braucht es die sinnleeren, belanglosen Kolumnen, die Rezepte und konsumfördernden Tipps, die alle im Internet zu finden sind heute noch?
«70’000 Empfänger erhalten das Migros-Magazin plötzlich nicht mehr.» Vermeidet eine grosse Menge Altpapier! TOP!
Die Migros Zeitung ist seit langem ein Werbeinstrument. Sie dient uns als Einkaufshilfe für Aktionen.
Wer selber nicht in der Migros regelmässig einkauft, braucht diese Werbung nicht. Warum soll er sie noch erhalten? zum weg schmeissen?
Wer Migros Kunde ist mit Karte und Cumulus usw. ist der Migros seit Jahren bekannt. Wir haben zugestimmt, dass sie unsere Einkaufsdaten auswerten darf.