Migros besinnt sich auf ihre Eigenmarken – aber nur halbherzig
Ob der Chips-Hersteller Zweifel wohl Freude am neuen «Migros-Magazin» hat? Auf der Titelseite ist ein Schälchen mit Pommes-Chips abgebildet. Der Unterschied zwischen der linken und der rechten Bildhälfte ist kaum erkennbar. Darunter steht denn auch: «Merkst du den Unterschied?»
Auf der nächsten Seite folgt die Auflösung. Auf der linken Bildhälfte sind die Pommes-Chips der Migros-Eigenmarke M-Classic zu Fr. 4.60 abgebildet, auf der rechten Seite die Pommes-Chips der Marke Zweifel zu Fr. 5.95. Und darunter steht die Antwort auf die Frage «Merkst du den Unterschied?». Sie lautet: «Dein Portemonnaie schon.»

Bereits letzten Sommer hatte die Migros mit einer frechen Kampagne für ihre Eigenmarken geworben. Sie hatte etwa Ketchup von Heinz abgebildet und daneben geschrieben: «Aus Tomaten.» In der anderen Bildhälfte ein Ketchup der Eigenmarke M-Classic und die Information: «Auch aus Tomaten.»
Das gleiche Spiel mit Taschentüchern («weich» und «auch weich»), Fertig-Fondue («stinkt» und «stinkt auch») oder Orangensaft («Saft» und «auch Saft»).

Die frechen Sprüche deuten darauf hin, dass sich die Verantwortlichen der einstigen Stärke der Migros durchaus noch bewusst sind. Diese Stärke waren Nachahmerprodukte zu günstigen Preisen. Sogar den Namen des Originals imitierte die Migros seinerzeit.
Den Produkten ist es unterschiedlich ergangen. Drei Beispiele:
- Den koffeinfreien Kaffee verkauft die Migros noch immer unter dem Namen «Café Zaun». Das Original «Café Hag» gibt es in der Migros nicht.
- Einen schwereren Stand hat «Eimalzin». Es steht zwar noch immer in den Regalen. Aber neben dem Original «Ovomaltine».
- «Mivella» hingegen ist verschwunden. Die Migros verkauft stattdessen das Original «Rivella».
Mit anderen Worten: Die Migros wirbt mit ihrer neuen Kampagne durchaus selbstbewusst für die Produkte der Eigenmarken. Aber in den letzten Jahren hat sie auch viele Eigenmarken eliminiert: «Blox»-Riegel gibt es nicht mehr. Kalorienreduzierte «Slimline»Produkte sind weg. «Bellena»-Kosmetika ebenfalls.
Dafür flutet die Migros ihre Filialen mit Produkten von Marken wie «Haribo», «Sugus», «Lindt» oder «Evian». Denn das Geschäft mit den Markenprodukten will sich die Migros nicht entgehen lassen. Und ahmt damit weiterhin Coop nach.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
_____________________
➔ Solche Artikel sind nur dank Ihren SPENDEN möglich. Spenden an unsere Stiftung können Sie bei den Steuern abziehen.
Mit Twint oder Bank-App auch gleich hier:
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Die Eigenmarken der Migros sind nur deswegen günstiger, weil sich die Migros die Produkteentwicklung spart und bei der Markteinführung die übliche Floprate von 60% vermeidet, da sie ja bestehende, im Markt erfolgreiche Produkte einfach kopiert und sozusagen ohne Fahrschein auf den fahrenden Zug aufspringt. Seit Jahren entwickelt die Migros auch eigene Produkte, doch wenn ich bspw. an das vegane Ei denke, würden sie es besser lassen, mit solchen Produkten kann man sich ja nur lächerlich machen.
Das Preisniveau in der Schweiz ist unter anderem eben wegen diesen Eigenmarken hoch: Migros und Coop verteuern die Markenprodukte, denn die Markenhersteller müssen die Entwicklungs- und Einführungskosten berappen, haben aber weniger Absatz, da sie ja kopiert werden. Ergo benötigen sie höhere Margen, die natürlich durch die Konsument:innen berappt werden müssen.
Mivella wurde übrigens von Rivella produziert, kein Wunder ist diese «Eigenmarke» nicht mehr in den Regalen.
Ihre Aussage betreffend Mivella trifft für die Zeit zwischen 1995 und 2008 zu. Aber es gab schon in den 70er-Jahren ein Mivella, das nicht von Rivella produziert wurde. Rivella klagte wegen des Namens und bekam recht. Deshalb verkaufte die Migros ihr Milchserumgetränk bis 1995 unter dem Namen Surelli.