Zur Geschichte des «Subventionsmonsters»
Red. Hans Ulrich Jost war Professor für Neuere Allgemeine und Schweizer Geschichte an der Universität Lausanne.
«Im Würgegriff der Bauernlobby», «Jahrmarkt der Sonderinteressen», «Kein Salto rückwärts in die Agrarzukunft», «Entzauberung einer heiligen Kuh» – dies sind nur einige Titel der Beiträge zur Landwirtschaftspolitik, die in den letzten Jahren in der NZZ erschienen sind.
Gewiss, Bauern und Landwirtschaft gehören seit über hundert Jahren zur politischen Agenda der eidgenössischen Politik. Dabei gab es immer viel zu reden. Doch die Beschlüsse und Massnahmen fielen in der Regel zugunsten der Landwirtschaft aus. In den vergangenen Jahren haben sich die Kritiker dieser Politik nun stärker bemerkbar gemacht.
Die Artikel der NZZ zu diesem Thema geben einen guten Einblick in die Entwicklung dieser Debatte. Die Schweizer Landwirtschaft, heisst es 2006 in einem Beitrag, sei trotz der Agrarreform der neunziger Jahre «von unrentablen und ineffizienten Strukturen» geprägt Es gäbe «zu viele und zu kleine Betriebe, zu viele Beschäftigte, zu kleine Ställe und zu viele Traktoren». Man zähle gut «60’000 Bauernbetriebe», doch «ausreichen würden […] 25’000, um die rund eine Million Hektaren umfassende landwirtschaftliche Fläche zu bewirtschaften» (NZZ 5./6.August 2006).
Es geht bei dieser kritischen Einschätzung der Landwirtschaft in erster Linie um eine radikale, dem liberalen Credo verpflichtete Strukturreform, der sich die Bauern zu unterwerfen hätten. Doch es geht auch ums Geld, d.h. um die den Bauern zugestandenen Subventionen. Schon 1982 hiess es in einem Artikel, das «Leistungsfähigkeitsprinzip» verlange eine «Betriebskonzentration», wobei «die Produktions- und die Preisbewegungen möglichst weitgehend dem Markt zu überlassen» seien («Mehr Staat» für einen gesunden Bauernstand? NZZ 4./5.Sept. 1982). Mit andern Worten: Die Landwirtschaft solle sich dem freien Markt und der Globalisierung anpassen und Subventionen oder Schutzmassnahmen seien tunlichst einzuschränken oder abzuschaffen. Die wirtschaftliche Sonderstellung der Bauern gefährde, so die These der Kritiker, die für die Exportindustrie und den Finanzplatz lebenswichtigen Freihandelsabkommen. Oder auf eine Kurzformel gebracht: Die Bauern schaden der Heimat.
Halali auf das «Subventionsmonster»
Der Ton dieser Kritik ist nun eindeutig noch harscher geworden. «Subventionsmonster mit Folgekosten» titelt die NZZ nun. Bei den Stützungsmassnahmen zugunsten der Landwirtschaft handle es sich «um ein kostspieliges Subventionsmonster, dessen Pranken in die unterschiedlichsten öffentlichen Bereiche hineinreichen» (NZZ 2.Juni 2018). Die liberale Denkfabrik «avenir suisse» griff ebenfalls zum grossen rhetorischen Schwert. In ihrer im September 2018 publizierten Studie «Agrarpolitik mit Zukunft» stellt sie das Monster in Zahlen vor. Die 3,8 Milliarden Franken der Ausgaben des Bundes seien nur «die Spitze des Eisbergs», denn die «gesamten Kosten des Schweizer Agrarkomplexes» beliefen sich auf «rund 20 Milliarden Franken pro Jahr».
Dieses Monster, der «Agrarkomplex», sei selbst von Fachleuten kaum durchschaubar. «Der Umstand», schrieb die NZZ 2017, «dass nur ganz wenig Leute im Land die komplexen Mechanismen der Agrarpolitik gänzlich durchschauen, kommt Subventionsjägern und Stimmensammlern natürlich sehr entgegen. Zusammen mit einem Quentchen bäuerlicher Rührseligkeit ist das Spiel praktisch schon gewonnen» (NZZ 10./11.März 2007). Man befinde sich im «Würgegriff der Bauernlobby» (15.Mai 2015) . Die «Bauerlobby» überlade das Fuder, heisst es ein Jahr später. Das Parlament erfülle den Bauern jeden Wunsch, wobei die Kollateralschäden in der Volkswirtschaft gross seien. Die Schweiz, könne «es sich je länger je weniger leisten, eine einzelne Berufsgruppe derart stark unter Heimatschutz zu stellen» (NZZ 25.Mai 2016).
Die von der NZZ verbreitete Botschaft, die sich auf das seit 30 Jahren herrschende liberale Credo stützt, ist kompromisslos. Die Bauern hätten sich dem herrschenden Marktdogma anzupassen, selbst wenn dabei über zwei Drittel der Betriebe ausgemerzt und die restlichen, umstrukturierten Betriebe, dem bisher verbreiteten Bild des Schweizer Bauern nicht mehr entsprechen würden. Es geht eigentlich nicht mehr um die «Entzauberung einer heiligen Kuh» (NZZ 22./23.Nov. 2003), sondern um die Schlachtung der heiligen Kuh. Die Schweiz als Land der Bauern und Hirten muss entsorgt werden – womit auch die Hälfte der eidgenössischen Mythenwelt vernichtet wird.
Die Bauern, Stützen des Bundesstaates von 1848
Es geht mir in diesem Beitrag nicht darum, die komplexe und widersprüchliche eidgenössische Landwirtschaftspolitik und deren Kosten darzustellen. Ich möchte vielmehr zeigen, wie die bürgerliche politische Rhetorik das Bauerntum während Jahrzehnten umarmte, um es dann am Ende ohne Hemmungen auf dem Altar der freien Marktwirtschaft zu opfern.
1848, bei der Gründung des Bundesstaates, zählte ein beträchtlicher Teil der Bauernschaft zum treuen Fussvolk des Freisinns. Gleichzeitig profitierte die Landwirtschaft von einem nicht unbedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung, wobei die Viehwirtschaft zunehmend den Anbau von Getreide überlagerte. Damit verbunden war ein massiver Ausbau des Käseexportes, der innerhalb zweier Jahrzehnte um mehr als das Dreifache zunahm. Doch von dieser Entwicklung profitierten weniger die Bauern als die grosse Zahl der Zwischenhändler, die sogenannten Käsebarone, die sich zu Schwergewichten der Bundespolitik aufschwangen.
Diese goldene Zeit fand in der Krise des letzten Viertels des 19. Jahrhunderts ein jähes Ende. Doch da die Bauernschaft und die Agroindustrie ein nicht übersehbares politisches Gewicht hatten, schuf der freisinnige Bundesrat die Grundlage für jenes Subventionssystem, das heute als Monster angeprangert wird. In den 1880er Jahren erfolgten die ersten regelmässigen Subventionen. 1893 wurde dann das Bundesgesetz betreffend Förderung der Landwirtschaft geschaffen. Die Subventionen stiegen von 1,3 Millionen Franken (1893) auf 3,9 Millionen (1935). Gemessen an den gesamten Ausgaben waren das noch keine grossen Summen (2,7 respektive 1 Prozent der Ausgaben).
Politische Mobilisierung der Bauern
Im Rahmen dieser Politik des Bundes kam es zu einer umfassenden Mobilisierung der Bauernschaft. Diese hatte sich in unzähligen Vereinen, Genossenschaften und Bünden organisiert. Es gab in jener Zeit kaum einen andern gesellschaftlichen Bereich mit einer ähnlichen dichten Struktur. Damit war ein Wählerpotential geschaffen, an der die Politik nicht vorbei gehen konnte. Diese Situation machte sich der mit Bundesgeldern subventionierte Schweizerische Bauernverband, der Zentralverband schweizerischer Milchproduzenten, oder die Genossenschaft schweizerischer Käseexporteure (Käseunion) zunutze. Unter dem Bauernkönig Ernst Laur (1871-1964) schwang sich der Bauernverband zu einem Schwergewicht der eidgenössischen Politik auf. Mit seinen 180’000 Mitgliedern (1914), seinen 3000 Vertrauensmännern und einer starken Verbandspresse stand Laur eine die politischen Parteien schwer konkurrenzierende Organisation zur Verfügung.
In der bürgerlichen Presse erschien die Bauernschaft nicht nur als wertvolles Stimmenreservoir. Sie wurde ebensosehr zu einem staatspolitischen Gründungsmythos aufgebaut. Selbst die NZZ liess sich damals zu pathetischen Kommentaren hinreissen. Da die Landwirtschaft fähig sei, «das in Zersetzung begriffene Blut der menschlichen Gesellschaft […] zu erneuern», müsse man sie schützen und ehren (NZZ 31. März 1883). Solche Ansichten verdichteten sich in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Ernst Laur, während fast vier Jahrzehnten Direktor des Schweizerischen Bauernverbandes, schrieb beispielsweise 1918:
«Die Landwirtschaft ist nicht nur notwendig im Hinblick auf die Produktion von Lebensmitteln und die Sicherung der Volksernährung in Kriegszeiten, nicht nur für die Blutauffrischung der städtisch-industriellen Kreise und zur Erhaltung der physischen und geistigen Kraft der Völker, wir müssen auch die Erhaltung des Bauernstandes fordern, als der besten Pflanzstätte für das Innenleben des Menschen.»
Die Landwirtschaft in den Weltkriegen
In beiden Weltkriegen konnten die Bauern dank ihrer Stellung in der Landesversorgung nicht nur ihre Einkommen, sondern auch ihr gesellschaftliches Prestige erhöhen. Da im Landesstreik vom November 1918 in erster Linie Einheiten aus bäuerlichen Regionen gegen die streikenden Arbeiter eingesetzt wurden, erschien zudem die Bauernschaft in der politischen Propaganda der Bürgerlichen als für den Ordnungsdienst bestens geeignete patriotische Truppe. Der Bauernkönig Laur erklärte Ende November 1918 in einem Brief an Eugen Bircher, dem Organisator der damals allenthalben geschaffenen Bürgerwehren:
«Die Sozialisten hofften darauf, dass die Armee versagen wird, das wäre voraussichtlich auch geschehen, wenn man die städtischen Bataillone aufgeboten hätte. An der Entschlossenheit und dem patriotischen Sinne unserer Bauernsöhne, Bauernbataillone und unserer Kavallerie sind die Beeinflussungen der Streiker abgeprallt.»
Diese Sichtweise übernahm die 1918 gegründete Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB, heute SVP), um ihre politische Bedeutung aufzumöbeln. Ein erster Schritt war 1929 die Wahl von Rudolf Minger in den Bundesrat. Mit der Übernahme des Militärdepartements durch Minger erhielt die patriotische Heirat von Armee und Bauerntum ihre staatspolitische Weihe. Die «Anbauschlacht» im Zweiten Weltkrieg, d.h. die vom Bund organisierte Erweiterung der Anbaufläche, half dann erneut mit, den gesellschaftlichen Stellenwert der Bauern weiterzutragen. Ihre privilegierte Stellung im gesellschaftspolitischen Bewusstsein prägte schliesslich auch das Landwirtschaftsgesetz von 1951.
Landwirtschaftspolitik in der Sackgasse
Diese schöne Geschichte beruht allerdings auf einer komplexen materiellen Grundlage, die in eklatantem Widerspruch zum harmonischen gesellschaftspolitischen Bild des Bauerntums steht. Wirtschaftspolitisch gesehen sollte die schweizerische Landwirtschaft sich den Preisen und der Doktrin des sogenannt freien Marktes anpassen. Man glaubte, mit ökonomischer Rationalisierung, staatlicher Produktionslenkung und einer die Ein- und Ausfuhren regulierender Zollpolitik die Schweizer Landwirtschaft umbauen und in die Industriegesellschaft hineinführen zu können. Im Zentrum dieser Politik standen die Subventionen, von denen allerdings nicht allein die Bauern, sondern ebensosehr eine umfangreiche Verwertungs- und Konsumindustrie profitierten.
Dieses planwirtschaftliche Konzept mussste aber unvermeidlich zu jenem von der bürgerlichen Politik geförderten und heute verdammten Subventionsmonster führen. Doch solange die Bauernstandsideologie politisch verwertet werden konnte und die Bauern genügend Stimmvolk mobilisierten, wurde das sogenannte Subventionsmonster gehegt und gepflegt.
«Ein schmerzlicher Prozess»
Dem schönen Traum der heilen Landwirtschaft soll nun ein Ende bereitet werden. Schon 2003 schrieb die NZZ unter dem poetischen Titel «Schweizer Bauern und die grosse, weite Welt», dass in keinem andern Land «der Anteil der öffentlichen Unterstützung am Einkommen der Bauern in Form von Subventionen, Direktzahlungen und gestützten Preisen so hoch» sei wie in der Schweiz. Angesichts der Öffnung der Märkte müsse sich auch die Schweizer Landwirtschaft anpassen. «Die Liberalisierung im Agrarbereich», heisst es weiter, «ist dennoch ein unaufhaltsamer und nötiger, wenn auch für die Bauern sicherlich schmerzlicher Prozess. Sie müssen nicht zuletzt jetzt die Zeche zahlen für frühere Versäumnisse in der Agrarpolitik».
Die Zeche bezahlen die Bauern
Dass für diese «früheren Versäumnisse» nicht nur die Bauernvertreter und die Agrarindustrie, sondern auch die freisinnige Partei die Hauptverantwortung tragen, bleibt unerwähnt. Anstelle einer kritischen Rückschau auf die eigene Politik schiessen sich die liberalen Denker und Politiker auf die «Bauernlobby» ein. In historischer Perspektive sieht die Sache allerdings etwas anders aus. Solange die Bauern als Träger eines nationalen Mythos den bürgerlichen Parteien zu ihrer Machterhaltung dienlich waren, wurde die Landwirtschaft und die Agrarindustrie privilegiert und geschützt. Heute, im Rahmen der Globalisierung, sollen sich die Bauern wegschrumpfen und die wenigen dann noch bestehenden Grossbetriebe weltmarktkonform organisieren.
Die schweizerische Agrarpolitik beruht auf einem grundlegenden Missverständnis. Es ist, meiner Ansicht nach, eine Illusion zu glauben, die Schweizer Landwirtschaft könne in einer liberalen internationalen Marktwirtschaft überleben. Bestenfalls ist es möglich, mit einer beschränkten Zahl industrialisierter Betriebe eine Produktion und Verwertungsindustrie zu organiseren, die in gewissen Bereichen marktfähig wäre. Man kann jedoch eine Landwirtschaft nicht durchrationalisieren, ohne die Umwelt zu zerstören und die Bauern abzuschaffen. Sollte dies bei uns durchgezogen werden, so gilt es Abschied nehmen vom Bild der Schweiz, in der Landschaft, Land und Bauernbevölkerung als gesamtgesellschaftliche Bereicherung integriert waren.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine. Hans Ulrich Jost ist Historiker. Er war von 1981 bis 2008 ordentlicher Professor für Neuere Allgemeine und Schweizer Geschichte an der Universität Lausanne.
Für mich ist unsere Landwirtschaftspolitik ein ‹Subventionsmonster› erster Güte.
– Niemand ist so tüchtig im Ansammeln offener oder verdeckter Subventionen unter den ver-rücktesten Titeln. Es geht Alles in Allem um gegen CHF 7 Mia. / Jahr für eine Bevölkerungsgruppe von (je nach Zählart) vielleicht noch 1.5 %.
– Was wenn jede andere Bevölkerungsgruppe für sich auch diesen Einkommensschutz beansprucht?
Welche Kuh ist heiliger, die indigene Landwirtschaft oder der uneingeschränkte Wirtschaftsliberalismus? Welche Kuh bringt wem mehr Milch? Die Frage muss gestellt werden.
Ich empfehle der Bauernlobby selbstbewusst aufzutreten. Kann sein, dass sie neue Allianzen finden muss um ihr Ziel zu erreichen. Berührungsängste wären meines Erachtens fehl am Platz.
Sie singen, sangen, sungen so wunderschön…. die NZZ, die ach so Liberalen Freisinnigen, die neoliberalen von Avenir Suisse…. und sie singen weiter. Bis in den Tod. Und es sind diejenigen die singen, die längst die Hymne der verfassungslosen, demokratisch nicht legitimierten EU angestimmt haben. Mein Orakel: „Diese Akteure entstammen der Generation, die mit Ritalin, statt Muttermilch aufgewachsen sind. Heute dekorieren sie sich mit dem auf Versimpelung deutenden Begriff Neoliberalismus“.
Danke für diesen sehr interessanten Rückblick über die schweizerische Landwirtschaftspolitik. Ihre Schlussfolgerung finde ich auch richtig: Unsere Lanwirtschaft kann nicht ohne Schutzmassnahmen überleben und, wenn sie stirbt, sind auch katastrophale Folgen für die Umwelt und unseren Lebensraum zu erwarten. Es ist ein Fehler zu glauben, dass Agrarprodukte genau wie Industrieprodukte auf den globalisierten Weltmarkt gebracht werden können. Zu unterschiedlich sind die klimatischen Rahmenbedingungen in den verschiedenen Ländern. Ganz abgesehen davon, dass grossflächige Monokulturen der Biodiversität schaden. Unsere landwirtschaftliche Zukunft sind mittelgrosse Biobetriebe, die qualitativ hochstehende Produkte vorwiegend für den schweizerischen Markt produzieren und die Umwelt nachhaltig pflegen. Zudem brauchen Bergbauer besondere Unterstützung, damit die Alpen keine Wildnis werden.
Aus meiner Sicht der beste Artikel, den ich zum Thema Bauern und Subventionen je gelesen habe. Hut ab Herr Jost. Als Journalistin schreibe auch für die «Bauernzeitung», den «St.Gallerbauer» und lebe auf dem Land, das eben landwirtschaftlich genutzt und gepflegt wird. Das heisst: Ich komme häufig mit Bauern ins Gespräch – vor allem mit meinem Nachbar. Und was höre ich immer häufiger?: «Wir wollen keine Subventionen, sondern faire Preise, genauso wie beispielsweise ein Handwerker (Sanitär, Schreiner, Maler etc.) für ihre Arbeit bezahlt werden.
Das sind nicht einzelne Bauern, das sind viele Bauern, die so denken. Zu diesem Thema wurde auch die Bewegung Svizra Agricultura vor einem Jahr gegründet, die seit etwa einem halben Jahr aktiv ist. Es tut sich also etwas – in Sachen möglichst regionale, einheimische natürliche Nahrungsmittel zu einem fairen Preis für die Bauern und für die Konsumenten. Es darf nicht sein, dass Emmi und Co. den Preis derart bestimmen, das den Bauern die Existenz genommen wird – um ein Beispiel zu nennen. Die Menschen in der Schweiz können durch die bäuerliche Landwirtschaft hoch qualifizierte Nahrungsmittel geniessen und auf Massenprodukte aus dem Ausland verzichten. Das ist ein Segen, den wir aufrecht erhalten wollen – aber nicht mit Globalisierung und Freihandelsabkommen bis zum «geht nicht mehr». Dagegen stemmen sich Bauern der Alpenländer (CH, D, A,I und F) wie kürzlich an der Bodensee Konferenz im Vorarlberg mit guten Begründungen thematisiert wurde.
Den grössten Teil des historischen Ablaufs schweizerischer Landwirtschaftspolitik habe ich persönlich miterlebt. Ich habe als Bub Kühe gemolken, Kartoffeln und Rüben geerntet, Heu eingetragen, die Schweine gefüttert und beim Schlachten auf dem Hof mitgeholfen. Auch von der bäuerlich puritanischen Lebensphilosophie gotthelfscher Prägung habe ich einiges abbekommen. Kein Zuckerlecken!
Wenn man das Drama der Entwicklung des Bauernstandes in Europa und der Schweiz illustrieren will, genügt es, eine Milchkuh von 1942 einer heutigen Milchkuh gegenüberzustellen. Als Sinnbild der Umfunktionierung eines natürlichen Lebewesens zu einem denaturierten Milchautomaten. Diese Sinnbild entspricht der Ideologie einer industrialisierten «liberalen» Landwirtschaft à la NZZ. Keiner der Schreiberlinge der NZZ hat wohl je auch nur eine Stunde auf dem Bauernhof gearbeitet. Sie haben an stattdessen der UNI Liberalismus studiert. Der Unterschied zwischen einer Hornkuh und einem Milchautomaten verstehen sie nicht. Milch kommt aus dem Beutel, nicht von der Kuh. Und Milchschwemme und Preiszerfall sind für sie Marktversagen.
Später durfte ich miterleben, wie die «liberale» Landwirtschaftspolitik der EU, der die NZZ ja nacheifert, einen ganzen Bauernstand in Frankreich ruiniert hat. Die Art und Weise wie die Schweizer-Landwirtschaft aus der heutigen Situation herausfindet ist nicht einfach. Aber von der NZZ kam und kommt die richtige Lösung mit Sicherheit nicht.
An den Beispielen der Massentierhaltung in Deutschland zeigt sich die unakzeptable Misere der industrialisierten Landwirtschaft. In idealisierten Werbebotschaften wird den Verbrauchern eine gesunde Landwirtschaft vorgegaukelt, hinter der endlose und mitleidlose Tierquälerei steckt. Industrialisierte Landwirtschaft bedeutet auch den grenzenlosen Einsatz von Pestiziden wie Glyphosat: Zum Schaden der Umwelt und mit nicht absehbaren Folgen für die Biodiversität und vor allem das Wasser, von dem wir alle leben. Leider verschließen die Agrarfunktionäre vor diesen Problemen ihre Augen: Es geht nur um Profit.
Ach ja, die Bauern abschaffen, entlastet das Budget, keine
Subventionen, wie toll.
Noch nicht lange her, da buckelte man vor den Studierten, da war natürlich der Bauer dumm. und so begann man sie zu manipulieren. Man redete Ihnen alles mögliche ein von Chemie, Gift usw. alle glaubten es, die Produzenten reiben sich die Hände. Die Politik macht mit. Die Kosten hat man in
Subventionen versteckt. Warum zahlt man nicht dem Bauer
was seine Arbeit wert ist? Man würde merken, dass die diversen Chemikalien Kosten verursachen, die wir zahlen ohne es zu wissen, Kosten die sich in der Medizin fortsetzen. Dabei hat die Schweiz DEN Spezialisten
Auch Insekten reagieren. Mit richtiger Bepflanzung kann man z.B. Malaria zurück drängen, oder den Boden verbessern, so dass die Rendite jährlich steigt, Hans Rudolf Herren mit Stiftung Biovision hat den alternativen Nobelpreis und andere. Also sollte man doch ihn zu Wort kommen lassen und handeln. Aber was gilt der Bürger? Umsatz, Boni sind wichtig. Aber letztendlich können wir Bürger entscheiden, was wir kaufen oder eben nicht. Und auch unsere Bauern werden sich danach richten. z.B. eine
Grossbäckerei hat beschlossen, dass sie ab 1020 nur noch
Mehl von Getreide ohne Chemie verwendet. Also stützt sie
damit den Bauer, unser aller Gesundheit, Klima, die Rendite
und so wird das Subventionsmonster Vergangenheit werden. Herr Jost helfen Sie mit, dass mehr über die positiven Bauern berichtet wird.
Vom Acker auf den Tisch
Die Landwirtschaft in der Schweiz verweigert sich modernen Produktionsmethoden letztlich. Der ewige Kampfreflex es gehe hier um neoliberale Dogmen, um Marktideologien, welche die Natur zerstören würden, ist einfach nur noch fauler Zauber. Er verhallt glücklicherweise zunehmend. Verliert zunehmend die Lufthoheit.
Erstens geht es nicht um Ideologien. Es geht ganz einfach um Produktivität auf Höhe der Zeit. So einfach der Zusammenhang, dass man meint, diesen nicht annehmen zu können.
Zweitens ist die Befürchtung oder Unterstellung, dass aktuelle Produktionsmethoden die Natur stärker belasten würden, völlig befreit von Evidenz. Gerade in der Schweiz ist die Artenvielfalt, selbst im Vergleich zum angrenzenden Ausland, besonders mager. Die übergepflegte Landschaft dient nicht der Natur. Sie ist nur Maskerade und Mantra zugleich.
Die Schweiz täte gut daran, in den Niederlanden ein Vorbild zu suchen. Gewiss müsste es auf hiesige Verhältnisse etwas angepasst werden.
Bei uns fehlt es schon an der Zielsetzung, nicht nur an der Umsetzung.
Die Geschichte ist letztlich auch nur Geschichte. Sie ist heute schlicht nicht mehr entscheidungsrelevant. Man sollte daraus gewiss nicht die Zukunft ableiten.
Jede Verpolitisierung der Produktion erhöht die Kosten, schont keinesfalls Ressourcen und fördert grundsätzlich Verschwendung in allen Bereichen durch faule Kompromisse, Intrigen und Planspiele.
Auf lange Sicht wird dieser Zustand von der Bevölkerung nicht mehr getragen werden.
Strukturwandel in der Landwirtschaft schrittweise vollziehen
Wenn der Rückgang der Landwirtschaftsbetriebe pro Jahr rund 2% beträgt, können wir den notwendigen Strukturwandel sozial verträglich über den Generationenwechsel gestalten. Die Öffnung der Agrarmärkte muss deshalb schrittweise und nicht überstürzt erfolgen.
Der Titel war vielversprechend, aber wo das Subventionsmonster hockt, hat der Schreiber nur angetönt. Das die Subventionen am Schluss nicht bei den Bauern landen, sondern bei den Banken wegen des Fuhrparks und bei Chemiekonzernen für das Saatgut samt Dünger und bei der Lebensmittel-Grossindustriellen, wäre mal mit wirklichen Berechnungen darzustellen – nicht nur so schwammig hinzuweisen, dass man es nicht druchschaue. Wer macht diese Arbeit? rsp warum nicht? Dass das dazugehörige Regelwerk nicht von den Bauern kommt ist ja wohl klar – es kommt von deren Verwaltern und Ausnützern.
Dtsch Arztebl 2013; 110(42): A-1962 / B-1732 / C- von HERREN Hans Rudolf, Welternährungspreisträger, Stiftung Biovision,
Jetzt mal nachdenken zu den Kommentaren: Die Bauern sind nicht irgend-eine Berufsgruppe. Die Qualität Ihrer Arbeit und Produkte betrifft jeden von uns, jeden Wirtschaftszweig, KMU, Konzern, auch Krankenkassenbeiträge usw. Die Qualität beginnt bei den winzigen Mikröbli im Boden, Regenwurm,
die bestimmen wie die Pflanzen (Obst, Gemüse, Heu, …)sich entwickeln,
und davon hängt u.a. unsere Gesundheit, Leistungsfähigkeit ab, Kosten und
Rendite. Ich schreibe aus Sicht Buchhalterin.
Es braucht den Bäuerlichen Klein- und Mittelbetrieb mit Liebe zum Beruf, und uns Verbraucher, die kostendeckende Preise zahlen, kosten-deckend für den Bauer!! Dann braucht es keine Subventionen.
Subvention, weil Rübli vernichtet werden (sollen) weil sie nicht in die Standardverpackung passen.
Wenn man mit kostendeckenden Preisen und Qualität arbeitet, spart man –
jeder Einzelne und die Wirtschaft – anderenorts, so dass es ein Schub fürs
BIP sein kann. Selbst WHO setzt Industrielle Nahrung dem Problem Alkohol gleich.
Subventionsmonster ade!!!!!
Wer ständig den Strukturwandel in der Landwirtschaft fordert und auf die Preise ännet der Landesgrenze schielt, müsste sich vielleicht mal Folgendes überlegen. Sind diese Kreise von Lohnempfängern mit Schweizer Einkommen eventuell bereit, diesen Strukturwandel auch in ihren Lohntüten in Kauf zu nehmen und ihr Einkommen demjenigen in Deutschland oder in Frankreich anzupassen? Dort gäbe es wahrscheinlich unzählige Beamte, Lehrer und andere Berufe, die ihren Job gerne zum halben CH-Lohn oder noch tiefer hier bei uns ausüben würden.
"Geht doch nicht mit unseren Lebenskosten», rufen Sie jetzt womöglich aus. Genau, das trifft auch bei unseren Bauern zu.
Bitte aufhören, auf der Landwirtschaft rumzuhacken. Früher als uns recht ist werden wir noch froh sein über jeden Bauer und über jeden Quadratmeter fruchtbaren Boden noch froh sein.
Was in den Niederlanden geschah, ist mehr als bemerkenswert:
»…Diese sogenannte Präzisionslandwirtschaft ist ein Grund, weswegen van den Bornes Felder so produktiv sind: Weltweit liegt die durchschnittliche Kartoffelernte pro Hektar bei 20 Tonnen, bei van den Borne sind es regelmäßig mehr als 47. Das ist umso bemerkenswerter, wenn man sich anschaut, wie wenig der Landwirt dafür in das System einbringen muss: Innerhalb von zwei Jahrzehnten haben van den Borne und viele andere Bauern den Wasserverbrauch für den Anbau wichtiger Nutzpflanzen um bis zu 90 Prozent gesenkt. In Gewächshäusern werden außerdem fast keine chemischen Pflanzenschutzmittel mehr verwendet, und seit 2009 haben niederländische Geflügel und Viehproduzenten den Einsatz von Antibiotika um bis zu 60 Prozent reduziert…"
Quelle: https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2017/09/wie-holland-mit-hightech-die-landwirtschaft-revolutioniert
Die Aussage des Autors, es sei eine Illusion zu glauben, die Schweizer Landwirtschaft könne in einer liberalen internationalen Marktwirtschaft überleben kann nicht unwidersprochen bleiben. Ein liberaler Agrarhandel ist im Gegenteil die einzige Überlebenschance für eine Schweizer Landwirtschaft, welche sich dem Prinzip der Nachhaltigkeit verpflichter und alleine damit ihr hohes Preisniveau rechtfertigen kann!
Also Herr Reusser muss ich nochmals darauf hinweisen, dass was die Bauern produzieren, betrifft jeden Einzelnen von uns. Und wenn die Qualität
(nicht Schönheit) so ist, dass sie unser Körper gut verwerten kann, geht es uns Besser. Und auch Krankheitskosten hängen davon ab. Und es ist kostengünstiger – wenn man auf dieser Ebene reden – mit vollwertiger Nahrung das Entstehen von Defekten vermindert, als diese Defekte behandel müssen. (Sie polieren das Auto auch, damit es nicht rostet).
Aus einem WHO Vortrag:"50% der Nichtübertragbaren Krankheiten könnte/
sollte vermieden werden. » Und in «Deklaration von Saas Fee» kommt man auch zu dem Schluss, dass die Qualität – Natürlichkeit – ganz wesentlich ist.
Vor Jahren schon, Chefin der WHO setzt «BIG FOOD» gleich «BIG Alkohol» .
Kann ich damit verständlich machen, dass es die Bauern sind, die mit der
Qualität Ihrer Arbeit /Ihrer Produkte ganz wesentlichen Einfluss aufs BIP
haben, weil sie zum Vermeiden von Kosten auf allen wirtschaftlichen Ebenen beitragen. ( Wenn Sie Herr Reusser, weniger oft krank sind, profitiert
u.a. auch ihr Arbeitgeber, und wenn er so entlastet wird, kann er eine Investition tätigen usw…) Sollten die Berechnungen und Zusammenhänge
nicht überdacht werden?? Wie wäre es mit Ferien am Bauernhof für mehr
Verständnis?
Ich finde, dass kleine Bio-Bauern genügend Subventionen erhalten sollten, damit sie nicht mit Bauern konkurrenzieren müssen (ob In- oder Ausland), die unsere Böden und Gewässer sowie unsere Nahrung mit Pestiziden, Fungiziden, Antibiotika, etc… vergiften. Grosse Landwirtschaftsbetriebe können unmöglich biologisch und Tiergerecht produzieren. Betriebe welche Gifte einsetzen sollten nicht weiter subventioniert werden.
Eine intakte Natur sowie gesundes Essen ist mir solch eine Subvention wert.
Zur Finanzierung von Klein- und Mittelgrossen Bauernbetriebe hat sich in Österreich eine Kombination von Landwirtschaft mit Reha und Senioren bewiesen. Es geht unter dem Motto: …wo der Mensch aufblüht und nicht da kann man sie günstig abschieben.
Man kann da auch eben ein kombinierte Ausbildung absolvieren, je nach Interesse und Motivation bis zum ANERKANNTEN Universitätsabschluss. Kann ein sehr interessanter und vielseitiger Beruf sein.
Kann Bauernhöfe retten, was speziell um Umfeld von Städten die Versorgung mit
Bio-Produkten verbessert, sowie Lebensqualität von Personen (was Kosten spart)
sowie Krankenkassen entlastet
Aber es muss im Sinn von …"dort wo der Mensch aufblüht» sein und nicht «dort wohin
er /sie abgeschoben» wird.