Sperberauge
Wolf-Verdacht: «Walliser Bote» krebst zurück
Die Empörung war gross beim «Walliser Boten» (WB). Am 17. November 2021 titelte die Regionalzeitung gross auf der Frontseite: «Jetzt macht sich der Wolf über Kälber her.»
«Eine neue Dimension» habe die Wolfsproblematik erreicht, warnte WB-Chefredaktor Armin Bregy in seinem Kommentar mit dem Titel «Der Irrtum der Städter». Nachdem das «Raubtier» Wolf im Sommer «im Tagesrythmus» Schafe gerissen habe, seien «auch Kälber nicht mehr sicher».
Die Empörung auf der Frontseite fand im Blattinneren dreiviertelseitig ihre Fortsetzung unter dem Titel:
Dabei stützte sich der WB auf die Aussage des zuständigen Wildhüters des Kantons: «Aufgrund des Rissmusters gehen wir von einem Wolf als Verursacher aus.» Obwohl die Fakten noch nicht geklärt waren, bauschte der WB die Vermutung zur Tatsache auf.
Kein Wort hingegen verlor die Zeitung zum Fakt, dass hier ein Kalb auf einer Weide geboren wurde. In Bezug auf ähnliche Fälle im Kanton Graubünden hatte Kaspar Jörger, Leiter Tierschutz beim Bundesamt für Veterinärwesen (BLV), im Herbst 2020 gegenüber «Schweiz Aktuell» von SRF Klartext gesprochen. Für gebärende Kühe und ihre Kälber trügen die Tierhalter laut Tierschutzverordnung eine Fürsorgepflicht. In der sensiblen Phase der Geburt dürften sie nicht sich selbst überlassen werden.
Die Meldung des WB zog Kreise. Auch die «Bauernzeitung» übernahm die Schreckensmeldung des «Walliser Boten» und schrieb: «Vor wenigen Tagen ist es passiert: Erstmals in diesem Jahr verliert ein Landwirt ein Kuhkalb an die Wölfe.»
Keine DNA-Spuren vom Wolf, aber von Füchsen
Letzte Woche musste der WB zurückkrebsen. Denn die DNA-Analyse zeigte, dass keine DNA-Spuren von einem Wolf gefunden wurden, sondern von mehreren Füchsen. Darauf titelte die Bauernzeitung: «Totes Kalb wurde nicht vom Wolf gerissen.» Und der «Walliser Bote»:
Dennoch bleibe unklar, wie das Kalb zu Tode gekommen sei, erklärte Nicolas Bourquin, Chef der Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere, gegenüber dem WB. Das Kalb sei «stark genutzt» gewesen. Deswegen sei es «nicht mehr möglich» gewesen, «Spurenproben in ausreichender Menge sicherzustellen».
Es war übrigens nicht das erste Mal, dass sich der WB etwas gar weit aus dem Fenster lehnte und nachher zurückkrebsen musste. Im Herbst 2019 wurde aus einem Wolf kurze Zeit später ein Hund (siehe Infosperber: Der Wolf war «wohl» ein Hund).
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
War es nicht ein Tiger ? Oder gar Putin ?
Die Hype über natürliche Gegebenheiten wird allmählich unerträglich.
Trotzdem bleibe ich der Ansicht, dass neue Wölfe in den Städten freigesetzt werden sollen. So könnte das Stimmvolk die Realität des Modernismus am eigenen Körper erfahren.
Auf meinen Safari-Reisen war es immer klar, dass ich mich im Lande der Löwen bewegte. Konsequenterweise fragte ich um deren Bewilligung, bevor ich mich aus dem Auto für … entfernte.
In der Tat hatte ich auch nie Probleme mit grossen Raubtieren. Mücken fragten eh nicht nach meiner Meinung.
Gut gebrüllt, Freiburger Löwe!!!
Ich verstehe die Aufregung nicht: Wer isst den hier Kalbfleisch – wenn nicht «Menschen»?
Der Rotkäppchen-Kitsch ist nicht auszuhalten.
Die Hetze der Walliser und Bündner gegen den Wolf ist längst unerträglich. Vielleicht sollten sie sich mal um Herdenschutz kümmern. Dann kommt auch kein Fuchs und kein Hund an ihre «Kälbchen». Landwirte müssen eben endlich taugliche Elektrozäune bauen, auch wenn das «Arbeit» bedeutet.
Auch wenn keine DNA Spuren von Wölfen gefunden wurden, können es trotzdem Wölfe gewesen sein.
z Wallis, nit i mis Härz ine gmeisslet. Wie wär’s, wenn die Reformation nachgeholt würde?
Viele Walliser sind ja auch der Meinung, dass die auf Streifzügen bis ins Wallis vordringenden Geier Schafe reissen würden….