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Die EU-Landwirtschaft ist von Grossbetrieben geprägt: Weizenernte bei Eldagsen in den Niederlanden. © CC

Wissenschaftler fordern Änderung der EU-Landwirtschaftspolitik

D. Gschweng /  «Grüne Wüsten», in denen kein Tier mehr leben kann, bedrohen die Biodiversität Europas. Die EU muss handeln, fordern Forscher.

Fünf Organisationen, die zusammen 2’500 Wissenschaftler repräsentieren, haben in einem offenen Brief an das EU-Parlament eine Reform der EU-Agrarpolitik gefordert. In ihrem Schreiben vom 5. November verlangen sie umgehend eine echte Kursänderung anstelle des derzeit vorliegenden Plans für die EU-Agrarpolitik nach 2020, der im Oktober zuletzt diskutiert wurde.

«Wir beobachten einen katastrophalen Rückgang der Vogel-, Reptilien-, Insekten- und Amphibienpopulationen, die in ganz Europa auf schädliche Agrarpraktiken zurückzuführen sind», stellen die Wissenschaftler fest. Sie fordern eine sofortige Priorisierung von Nachhaltigkeitszielen, um die Biodiversität zu retten.

Warnung vor «grünen Wüsten»

Die bisherige gemeinsame Agrarpolitik (GAP, engl. CAP) der EU habe zur Intensivierung von Arbeitsweisen geführt, die der Tierwelt grossen Schaden zugefügt haben. Dazu gehörten unter anderem die drastische Zunahme von Pestizideinsätzen, eine Ausweitung der Bewässerung und die Zerstörung von Weideland.

Die derzeitigen EU-Regeln sehen vor, dass ein Landwirt Subventionen beantragen kann, die der Fläche des bewirtschafteten Bodens entsprechen. Diese Flächensubventionen folgten als Korrektur von Produktionszuschüssen, die in der Vergangenheit unter anderem zu den bekannten Butterbergen geführt hatten. Die Flächenregel aber fördert die Intensivwirtschaft in Grossbetrieben.


In der EU-Landwirtschaft wird pro Hektar gezahlt. Für die Umwelt ist das ein Desaster. (CC)

Das Resultat seien «grüne Wüsten» aus ertragsoptimierten Monokulturen, die für die meisten Lebewesen nicht mehr bewohnbar seien, führen die Unterzeichner auf. Seit den 1980er-Jahren habe der gegenwärtige Kurs der EU zum Rückgang der Vögel in Europa um 55 Prozent und der Insekten in Deutschland um 76 Prozent geführt. Ähnliche Trends würden auch von anderen Tier- und Pflanzengruppen beobachtet, deren Lebensräume von den landwirtschaftlichen Nutzflächen Europas abhängen. Massnahmen, um die Artenvielfalt zu erhalten oder wiederherzustellen, würden nur wenig kontrolliert und seien grösstenteils ineffektiv, bemängeln die Europäische Ornithologen-Union, die Europäische Säugetierstiftung, die Societas Europaea Herpetologica (Europäische Gesellschaft f. Reptilienforschung), die Societas Europaea Lepidopterologica (Schmetterlingsforschung) und der Schmetterlingsschutz Europa. Es mangle an Zielsetzungen und Funding.


Aufteilung des EU-Budgets für die Jahre 2014 – 2020 (Daten: EU, Visualisierung: Spiegel Online)

Die Wissenschaftler kritisieren damit einen der Grundpfeiler der EU. Den Landwirtschaftssektor ausbalanciert zu halten, ist nicht nur politisch komplex, sondern auch teuer. 60 Milliarden Euro, rund 40 Prozent des Budgets und damit den grössten Posten, gibt die Europäische Gemeinschaft jährlich dafür aus. Die kommende Version des GAP sieht Zahlungen an Bauern im Umfang von einem Drittel des Gesamtbudgets vor, berichtet das irische Portal «Greennews».

Eine zukünftige EU-Agrarpolitik müsse sowohl diverser wie auch nachhaltiger sein als die gegenwärtige, fordern die Unterzeichner des offenen Briefes. Sie müssen den globalen Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Developement Goals, SDGs) der Vereinten Nationen Rechnung tragen. Dazu gehöre unter anderem eine grössere Unterstützung für kleine Betriebe, nachhaltige Wirtschaftsmethoden und Massnahmen zur Erhaltung der Biodiversität.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

Zum Infosperber-Dossier:

Kuh

Landwirtschaft

Massentierhaltung? Bio? Gentechnisch? Zu teuer? Verarbeitende Industrie? Verbände? Lobbys?

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2 Meinungen

  • am 28.11.2019 um 17:25 Uhr
    Permalink

    Nicht viel neues und wolkig wie effektiv der ökologischere Kurswechsel der GAP angestellt werden muss.

  • am 30.11.2019 um 14:47 Uhr
    Permalink

    Dazu kommt noch die (subventionierte) Verseuchung des Trinkwassers mit Nitrat.
    Das Kranke daran ist, dass die EU dabei enorme Überschüsse produziert, welche u.a. in die ECOWAS – Staaten exportiert werden. Dies führt dort dazu, dass die Leute von dort – in Folge Arbeitslosigkeit – in die EU auswandern. Die EU dies wiederum verhindern will und in Mali und Niger das Militär einsetzt, um diese Migration zu verhindern.

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