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Volksinitiative-Initiator Armin Capaul mit einer Kuh mit Horn © Philipp Zinniker

Unterschriften für Kühe mit Hörnern gesucht

Dominik Crimi /  Bergbauer Armin Capaul aus dem Berner Jura, Franz Weber, ProSpecieRara, Demeter und andere stehen hinter der «Hornkuh-Initiative».

Red. Dank Armin Capaul läuft die Unterschriftensammlung für eine «Hornkuh-Initiative». Etliche, allerdings wenig finanzstarke Organisationen unterstützen sie. Noch ist erst die Hälfte der erforderlichen 100’000 Unterschriften zusammen. Bis nächsten März müssen sie eingereicht sein. Dominik Crimi, CAD-Zeichner und Publizist, hat den Initianten für Infosperber interviewt.
Warum haben Sie diese Initiative lanciert?
Armin Capaul: Als ich vor 35 Jahren die ersten hornlosen Rinder auf einer Alp im Bündnerland hüten durfte, fragte ich mich, was soll das. Schon beim Alpauftrieb verhielten sie sich sehr komisch und wollten immer den steilen Weg verlassen. Sie schwitzten, ihr Fell war nass und aus dem Mund kam Schaum. Heute weiss ich, dass die Hörner auch eine Art Ventilator sind, wichtig für den Wärmeaustausch. Zudem taten mir diese Tiere leid, es waren keine ganzen Rinder mehr, es fehlte etwas. Ja, sie wurden verstümmelt. Was ich mir erhoffe von meinen Einsatz für horntragende Kühe und Ziegen, ist teilweise schon eingetroffen. Es wurde zu einem Thema, das einiges ausgelöst hat. So gab das Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) die Studie «Fehlen den Milchkühen die Hörner?» in Auftrag.

Sie möchten, dass der Bund eine artgerechte Haltung von Kühen mit Hörnern finanziell unterstützt. Denken Sie, der Grossteil der Bevölkerung sieht das ähnlich?
Auf jeden Fall, die Bevölkerung wünscht sich ganze Kühe. Kürzlich hat mir eine Frau am Telefon gesagt: «Wenn ich eine Kuh mit Hörner sehe, dann geht bei mir das Herz auf!» Viele solche Reaktionen bekomme ich. Oder ein anderes Beispiel. Ein Mann hat mir mit Bestimmtheit erklärt, nachdem er die Hornkuh-Initiative unterschrieben hat: «Eine Kuh ohne Hörner ist keine Kuh mehr!» Andere wünschen mir viel Erfolg und hoffen sehr, dass diese Initiative zustande kommt. Einige bestellen bei mir Unterschriftenbögen, weil Sie mithelfen möchten beim Sammeln von Unterschriften.

Möchten Sie Kühe ohne Hörner verbieten lassen?
Nein. Mein Anliegen ist, dass der Bund mit seinen Direktzahlungen für Bauern und Bäuerinnen das Halten von horntragenden Tiere honoriert. Es muss ein Umdenken stattfinden. Wenn von Schweizer Wertschöpfung gesprochen wird, dann sollte man die Werte von ganzen Kühen nicht zerstören. Da muss doch niemand mehr von Schweizer Qualität reden, denn die Verstümmelung spiegelt sich in der Milch (Allergien), den Milchprodukten und auch im Fleisch. Gesunde Lebensmittel brauchen gesunde Lebensgrundlagen. Bauern, welche es jedoch nicht so sehen, möchte ich auch nicht schlecht reden.
Sie reden von Allergien durch Milch und Fleisch, haben Sie hierfür Belege?
Milchallergien und Laktose-Unverträglichkeiten haben zugenommen, seit die meisten Kühe enthornt werden.
Ein Beispiel: Eine Bäuerin bei uns in der Nähe hat bis vor kurzem täglich Rohmilch von den eigenen Kühen trinken können. Nun hat ihr Mann auf intensive Milchproduktion umgestellt und seine Kühe enthornt. Seine Frau bekam von dieser neuen Milch Ausschläge im Gesicht und begann auf Milch zu verzichten. Als der Ausschlag weg war, hatte Sie wieder das verlangen nach Rohmilch. Seither geht Sie zum Nachbarbauer und holt dort die Rohmilch von horntragenden Kühen und hat seither nie mehr einen Ausschlag bekommen.
Warum sind die Hörner für die Tiere so wichtig?
Der Hornzapfen, ist ein Teil des Schädels. Die Hornschale ist das, was alle sehen können. Dazwischen sind Nerven und Blut und das Ganze hat mehrere Funktionen. Das beginnt bei der Kommunikation, ist ebenso wichtig für die Verdauung und spielt eine grosse Rolle bei der Rangordnung der Herden. Die Kühe oder Ziegen machen die Rangordnung mit den Hörnern aus, gleichzeitig haben sie eine abfedernde Funktion. Enthornte Tiere können dies nicht mehr, weil sie beim Kampf abgleiten in den Bauch, was zu inneren Verletzungen führen kann. Zudem ist das Horn bei einem gesunden Tier warm, wenn man es anfasst, da es lebt. Deshalb sollte man das Horn nicht unterschätzen. Die Unversehrtheit und Würde des Tieres.

Wie viele Kühe werden in der Schweiz enthornt?
Es gibt eine Umfrage die besagt, dass 77 Prozent der Milchkühe enthornt sind. Wenn wir noch die hornlosen Mutterkühe dazu zählen, sind wir bei rund 90 Prozent. Nur jede zehnte Kuh darf also ihre Hörner behalten. Es ist doch höchste Zeit etwas dafür zu tun, bevor man sie nicht mehr sieht! Ein Grossverteiler macht inzwischen schon Werbung für Hornkäse: ‹Käse von Kühen, denen nichts fehlt.› Und das Geschäft läuft, warum wohl? Wie wäre das, wenn auch Heidi-Milch ebenfalls Horn-Milch wäre mit dem Slogan: ‹von Kühen, wie anno dazumal›? Ich fände das einfach super und es wäre vor allem für die Tiere etwas Schönes.
Bis Mitte Oktober haben erst 51’000 Frauen und Männer Ihre Initiative unterschrieben. Bringen Sie die Unterschriften bis Ende des Jahres zusammen?
Die Hoffnung stirbt zuletzt und ich versuche alles. Lange Zeit dachten die Leute, die Unterschriften zu bekommen wäre kein Problem, doch leider ist dies nicht so. Die Hornkuh-Initiative hat von den vier Landwirtschafts-Initiativen, die momentan im Umlauf sind, die grösste Chance angenommen zu werden. Deshalb lohnt es sich doppelt, sich dafür einzusetzen!

Hier können Sie einen Unterschriftenbogen herunterladen (als PDF auf Ihren Laptop oder PC exportieren. Sonst hier.)


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Dominik Crimi ist CAD-Zeichner und Publizist.

Zum Infosperber-Dossier:

Kuh

Landwirtschaft

Massentierhaltung? Bio? Gentechnisch? Zu teuer? Verarbeitende Industrie? Verbände? Lobbys?

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