Sperberauge
Glyphosat: Vorwürfe an EU-Behörde
Nach dem «Freispruch» durch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung BfR und die europäische Lebensmittelbehörde Efsa in Parma soll die EU die Zulassung des Pflanzenvernichtungsmittels Glyphosat verlängern.
Widerspruch dagegen kommt von Professor Christopher Portier, Experte für Chemikaliensicherheit in den USA. Seine externe Expertise hatte zur Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO geführt, dass Glyphosat «wahrscheinlich krebserregend» sei (Infosperber vom 10.4.2015: «WHO: Monsanto-Gift wahrscheinlich krebserregend»).
Portier verlangt eine Neubewertung der EU-Behörden und äusserst in einem offenen Brief an den EU-Kommissionspräsidenten «ernste Sorgen bezüglich der wissenschaftlichen Qualität» der EU-Bewertung. Der Glyphosat-Forscher spricht von «fehlerhaften Bewertungen», die «eine ernsthafte Gefährdung der öffentlichen Gesundheit bedeuten können». Portier vermutet, dass die Aufsichtsämter die Rohdaten der von der Industrie vorgelegten Studien gar nicht selbst ausgewertet haben, sondern sich auf Zusammenfassungen der Industrie verliessen.
Fakt ist, dass die EU das Datenmaterial zur Bewertung von Glyphosat nicht öffentlich macht. «Geschäftsgeheimnisse der Industrie» hätten Vorrang, erklärte die Efsa.
——-
- Zum Infosperber-DOSSIER: «Der Unkraut-Killer Glyphosat»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
«Geschäftsgeheimnisse der Industrie» hätten Vorrang, erklärte die Efsa.
Der Satz müsste ehrlicherweise heissen: Geschäftsgeheimnisse der Industrie hätten Vorrang vor der Gesundheit der Bevölkerung.