Sperberauge
EU-Prüfer: Glyphosat weiter «nicht krebserregend»
Die Europäische Chemikalienagentur ECHA hat Glyphosat Ende Mai erneut als «nicht krebserregend» eingestuft. Das umstrittene Herbizid behält damit seine in der EU seit 2017 gültige Einstufung als «augenschädigend und giftig für Wasserlebewesen».
Die vorliegenden wissenschaftlichen Nachweise erfüllten die Voraussetzungen für eine Einstufung als krebserregende, erbgutverändernde oder fortpflanzungsgefährdende Substanz nicht, begründete das Komitee für Risikoeinschätzung seine Entscheidung.
Umweltverbände werfen der ECHA mangelnde Sorgfalt vor
Zahlreiche Nichtregierungsorganisationen kritisierten diesen Entscheid. HEAL, ein Dachverband europäischer Umwelt- und Gesundheitsverbände, wirft dem Komitee vor, Beweise ignoriert zu haben. Die EU stütze sich vor allem auf die Argumente der Industrie. Das Pestizid Actions Network (PAN) ist gleicher Meinung und weist auf Studien hin, nach denen Glyphosat bei Versuchstieren Krebs ausgelöst hat.
Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), Teil der Weltgesundheitsorganisation WHO, hatte Glyphosat 2015 als «genotoxisch» und «wahrscheinlich krebserregend» eingestuft.
Die Gruppe Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) kritisiert, dass die ECHA nur die Gefährlichkeit des reinen Wirkstoffs Glyphosat beurteilt habe. Das verbreitete Pestizid komme aber in Unkrautvernichtungsmitteln nie allein, sondern in Kombination mit anderen Stoffen vor, was die Gefährlichkeit erhöhen könne. Das sehe sogar der Hersteller Monsanto (inzwischen Bayer) so.
Glyphosat-Verbot ist immer noch möglich
Glyphosat könnte in der EU dennoch verboten werden. Theoretisch ginge das einfach durch Nichtstun. Die EU-Zulassung für das Herbizid läuft Ende 2022 aus. Die Risikobewertung der ECHA geht nun an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA. Diese müsste eigentlich abschliessend über Glyphosat entscheiden, bevor die Zulassung Ende des Jahres ausläuft.
Die EFSA hat aber bereits angekündigt, dass sie sich bis Mitte 2023 Zeit lassen wird. Grund sei die grosse Menge an Kommentaren, die zu dem Totalherbizid eingingen, sowie eine aussergewöhnlich grosse Datenmenge. Im Raum steht deshalb eine Verlängerung der Glyphosat-Zulassung um ein Jahr.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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