Auch deshalb sind die Strassen verstopft!
Wer jetzt in der Vorweihnachtszeit öfter mal Schlagrahm braucht und sich diesen am liebsten – weil am bequemsten – aus einer Art Spraydose holt, um das Schlagen mit dem Mixer oder gar von Hand vermeiden zu können, der tut gut daran, sich diese Dosen einmal genauer anzusehen. Beim Schlagrahm aus der Migros (im Bild oben links) steht Blau auf Weiss: «Hergestellt in Belgien mit Schweizer Rahm». Beim Schlagrahm aus dem Coop steht, ebenfalls Blau auf Weiss: «Hergestellt in Italien mit Schweizer Rahm».
Warum dieser Schwachsinn?
Milchprodukte sind in der Schweiz staatlich subventioniert; der Import von landwirtschaftlichen Produkten in die Schweiz ist protektionistisch reguliert. Ein Lebensmittel in eine Dose abzupacken, ist aber ausserhalb der Schweiz günstiger, weil die Löhne dort tiefer sind. Also wird der Schweizer Rahm mit riesigen Lastwagen in ein anderes Land gekarrt, dort in die richtige Dose abgepackt und als Schweizer Rahm «dosiert» wieder in die Schweiz zurückgekarrt und reimportiert.
Merke:
1. Solcher Schwachsinn ist nur rentabel, weil die Transportkosten viel zu tief sind. Rumkarren kostet fast nichts mehr.
2. Mit jeder neuen oder breiteren Autobahn, mit jedem neuen oder breiteren Tunnel (Gotthard!) fördern wir solchen Schwachsinn.
3. Je leichter und billiger internationale Transporte sind, umso mehr lohnt es sich, Arbeiten – und damit Arbeitsplätze! – ins billigere Ausland zu verlegen.
Und was daraus ableiten?
Die Produkt-Informationen immer genau lesen. Und verantwortungsbewusst einkaufen. Und wenn es um eine zweite Gotthardröhre oder um die Erhöhung des Lkw-Maximalgewichts von 40 auf 60 Tonnen geht: Ablehnen!
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine.
Der Grund für diesen Schwachsinn ist der kleine Umsatz von diesem Mist.Eine Anlage in der Schweiz wäre für den kleinen Umsatz viel zu teuer.So fährt halt ein Tankwagen voll Nidle von Estavayer nach Belgien.Die migros hat sich mal den Kopf zerbrochen was man mit dem leeren Tankwagen aus Belgien in die Schweiz schaffen könnte.Der grösste Teil der Transporte ist völlig überflüssig und nur eine echte Besteuerung von Energie und Transporten wird eine Verbesserung bringen.Im Grossverteiler sehe ich bei vielen Kunden jede Menge Unsinn im Einkaufswägeli,nicht nur diese debilen Nidlespraydosen.
… hergestellt «mit» schweizer Rahm… – und womit auch noch?
Es gab doch einmal eine Volksinitiative «Energie statt Arbeit besteuern» leider wurde sie abgelehnt.
Obwohl fast alle von Vollbeschäftigung schwärmen, wird die menschliche Arbeit mit Abgaben verteuert. Soldaten erhalten ihren Lohn nicht vom Staat sondern von den Sozialpartnern, was schlussendlich jegliche Produktion in unsrem Lande verteuert. Importgüter sind davon hingegen nicht belastet. Das gleiche mit den andern Sozialversicherungen, welche teilweise Steuercharakter haben, weil damit eigentliche Staatsaufgaben erfüllt werden. Die SUVA bezahlt Heilungskosten, während der verursachende Autofahrer von seiner Haftpflicht teilweise entlastet wird. Der Strassenbau belastet jede Gemeinde. Direkte Steuern werden für Bau und Unterhalt verwendet, Verursacher bzw Benutzer werden entlastet. Wenigfahrer müssen Vielfahrer durch pauschale Abgaben unterstützen. Das Verursacherprinzip wird kaum angewendet. Hoffentlich wird die Preiserhöhung der Vignette abgelehnt, dann muss es (scheints) zu einer Preiserhöhung beim Treibstoff kommen, das entspricht schon eher dem Verursacherprinzip.
Materialverschleiss, Energieverschleiss und Luftverschmutzung für so einen Blödsinn – das ärgert.
Aber solange so viele Männer kaum einen Putzlappen anfassen und Haushalt als undankbare Nebensache wahrgenommen wird, ist es leider naheliegend, dass so absurde Erleichterungen in den Einkaufswagen rutschen. So muss nicht geplant werden, wann frischer Rahm bereit sein soll und die Fettputzerei fällt auch weg.
Oh ja «Energie statt Arbeit besteuern» wäre schön.
Ich hoffe, Herr Beutler liest mit und erfährt auf diesem Weg, dass seine Maja, geborene Vatter, den Ursprung des Transport-Übels in seiner Haushalt-Ignoranz ortet. Noch mehr hoffe ich, dass er sich ändert und damit der bequemen Schuldzuweisung ein Ende bereitet. Wir könnten nämlich zur Transport-Verteuerung auch die Unterstützung der weiblichen Bevölkerungshälfte gut gebrauchen. 😉
Da fühlt sich wohl jemand angesprochen.
Mein Mann gehört natürlich zu den Ausnahmen von der Regel, kennt sich mit Putzlappen und Küchenutensilien schon lange aus und zwar ohne Rahmbomben, Kaffeekapseln und in Alu verpackte Fertiggerichte.
Für unseren Salat mussten nur die Samen transportiert werden. Das macht noch nicht viel aus, aber doch ein wenig. Es sensibilisiert für regionale Produkte und führt zu weniger Abfall und weniger Transport.
Ich lese lieber Bücher als Kleingedrucktes auf Verpackungen, leider. Christian Müller hat uns auf Wichtiges aufmerksam gemacht, ich bin sicher, dass sich die Mehrheit der Bevölkerung dessen nicht bewusst ist. Hier würde nämlich der Erfolg der Verhaltensänderung aufgrund von Aufklärung möglicherweise drin liegen.
Auch wenn sich die Mehrheit der Bevölkerung solchen Konsumfrevels nicht bewusst ist, ist es wohl eine grosse Minderheit – und auch diese foutiert sich. Ich kenne kaum Personen, die konsequent auf das Kleingedruckte achten und bessere Produkte und Verpackungen suchen, ausser sie sind gerade neben dran und nicht teurer. Auch grüne KonsumentInnen sind sich nicht bewusst oder es ist ihnen egal, dass sie mit jedem Kauf abstimmen und somit die Welt gestalten.
Ich selber meide so oft wie möglich die Produkte der Migros,, weil sie ohne Not besonders viele solche Umweltsünden begeht.
Abhilfe könnte hier auch eine Gesetzesänderung schaffen, und zwar, dass die Subventionierung einheimischer Produkte nur dann gilt, wenn sie nicht den Umweg über das Ausland machen.
Es gibt nämlich noch weitere solch widersinnige Fahrten: Kartoffeln, die im Ausland gewaschen und verpackt werden, schweizer Rüebli, die in Holland mundgerecht gerüstet werden, … u.a.m.
Es ist effektiv so, dass diese Produkte in der Schweiz nicht hergestellt werden können (keine Anlage vorhanden). Ebenfalls sehr fragwürdig ist auch die Entsorgung dieser Dosen – sollten nämlich in den Kehrricht und nicht ins Alu.
Ob genau diese Transporte die Strassen verstopfen glaube ich hingegen nicht. Auf jeden Fall wird der Mehrwert dieser Dosen an der Grenze verzollt und versteuert – und dies ab dem ersten Franken Warenwert auf dem Camion. Das kann man von all den Einkaufstouristen, die dieses Produkt ennet der Grenze kaufen, nicht behaupten. Die Waren im Wert von rund 9 Mia. CHF, die im angrenzenden Ausland gekauft werden, werden nicht auf Camions, sondern in PWs importiert. Wenn wir 300 CHF Warenwert pro PW rechnen, dann gibt es doch eine solch stattliche Zahl, dass die 10-20 LKW-Ladungen Dosenrahm pro Jahr dagegen verblassen. ACHTUNG: Ich will diesen Dosenrahm nicht schön reden. Ich finde das Produkt aus ökologischer Sicht völlig daneben. Aber mit erhöhtem Verkehrsaufkommen hat es definitiv nichts zu tun.