pikist

Eine Tasse Tee macht auch den übelsten Herbsttag erträglich. Leider ist in der Tasse zu oft eine Pestizidpfütze. © pikist

Zur Tea-Time besser bio

Daniela Gschweng /  Schwarztees enthalten viele Pestizide, stellt «Öko-Test» fest. Von 24 Tees fanden die Tester nur sechs empfehlenswert.

Viele geniessen ihn das ganze Jahr über, für andere beginnt die Teezeit erst im Herbst. 300 Gramm Tee verbrauchen die Einwohner und Einwohnerinnen Deutschlands pro Kopf und Jahr, in der Schweiz wird mit 800 Gramm mehr als doppelt so viel Tee getrunken.

Grund genug, genauer in die Tasse zu gucken. Was «Öko-Test» in den Teebeuteln gefunden hat, ist allerdings wenig appetitanregend. 12 Spritzgifte fand das beauftragte Labor in 24 Schwarztees aus deutschen Supermärkten. 14 Tees aus konventionellem Anbau erreichten höchstens die Note «befriedigend», besser schnitten auch vier der zehn Bio-Schwarztees nicht ab.

Rückstände sogar in einem Bio-Tee

Noch schlimmer: In einem Bio-Fairtrade-Tee der Drogeriekette dm, den «Öko-Test» mit «ausreichend» bewertete, fand sich das seit 2009 in der EU verbotene Pestizid Dicofol. Dicofol steht in der Liste der schwer abbaubaren (persistenten) Schadstoffe, die international geächtet sind. Die beiden Bio-Testsieger von «Lebensbaum» und «Tee Gschwendner» sind frei von Pestiziden.

In allen konventionellen Tees fanden sich Glyphosat und Pestizidrückstände. Darunter sechs Pestizide, die in der EU verboten sind, wie Thiacloprid und Clothianidin. Fast alle sind vom Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN) als «hochgefährlich» eingestuft.

Im Anbau verboten, im Produkt erlaubt

Auch, wenn sich das seltsam anhört: Pestizide, deren Anwendung in Europa verboten ist, dürfen durchaus in Produkten enthalten sein, die hier verkauft werden. In den Anbauländern sind sie ja weiterhin erlaubt. Viele verbotene Pestizide werden ausserdem weiter in Europa hergestellt und exportiert.

Fünf Tees bewerteten die Tester als «ungenügend». Wenigstens einer davon, «Twinings Pure Darjeeling Light» ist auch per Online-Bestellung bei der Migros und in den Filialen von Coop erhältlich.

Tinings-Schwarztee-coop
Der Tee «Pure Darjeeling Light» von Twinings of London ist auch bei Coop erhältlich.

Aldi Nord habe bereits einen Schwarztee aus dem Verkauf genommen, berichtet «Öko-Test». Neben Glyphosat enthielt dieser auch Rückstände des giftigen Reinigungsmittels Chlorat. Als am meisten belastet stellte sich ein Schwarztee der Discounter-Kette Norma heraus.

Öko-Test: bio, fair gehandelt, lose

Öko-Test empfiehlt, losen, fair gehandelten Bio-Tee zu kaufen, das schränke auch die Abfallmenge ein. Wer konventionell angebauten Tee aufbrühe, dem drohe aber keine akute Gefahr, versichert das deutsche Konsumenten-Magazin. Gefunden habe das Labor grundsätzlich nur kleine Mengen Spritzgift unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte. Wechselwirkungen mit anderen Umweltchemikalien seien allerdings noch wenig erforscht.

Die Folgen tragen die Menschen in den Anbauländern

Schädlich sind die Pestizide, die bei uns im Tee ankommen, vor allem für die Arbeiter und Arbeiterinnen auf den Plantagen, die sie oft ohne Schutzmassnahmen ausbringen. 11’000 Menschen vergiften sich jedes Jahr mit Pestiziden, Suizide nicht mitgerechnet.

Die Arbeitsbedingungen im Teeanbau sind auch sonst eher unmenschlich. Von existenzsichernden Löhnen sei die Teebranche weit entfernt, berichtete die Nichtregierungsorganisation Oxfam vor vier Jahren. Akkordarbeit und schlechte Bezahlung seien die Regel, viele Pflücker:innen litten Hunger. Nur ein sehr kleiner Teil der Gewinne gehe an die Arbeiter:innen, und selbst Zertifikate garantierten keine menschenwürdigen Arbeitsbedingungen.

Teeproduzenten besser als die Kaffeeröster

Insgesamt scheinen Tee-Anbieter aber einen besseren Überblick über ihre Lieferketten zu haben als die Kaffeeröster, mit denen sich das «Kaffeebarometer» kürzlich beschäftigt hat (Infosperber berichtete). Mehr als die Hälfte legte ihre Lieferketten gegenüber «Öko-Test» offen. Die beiden Testsieger Lebensbaum und Tee Gschwendner belegten glaubhaft faire Arbeitsbedingungen auf ihren Teeplantagen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Weiterführende Informationen

Zum Infosperber-Dossier:

Bildschirmfoto20130723um20_45_43

Schadstoffe in Lebensmitteln

Essen und trinken können krank machen, wenn Nahrungsmittel zu stark belastet sind.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

2 Meinungen

  • am 9.11.2023 um 11:33 Uhr
    Permalink

    Danke für den «Informationsversuch». Als jemand, der häufig Tee trinkt, hat mich dieser Beitrag interessiert. Doch er hat mich eher verwirrt. Sie machen sogar mit einem Bild Werbung für einen Tee, den Sie als «ungenügend» bezeichnen. Sie empfehlen zwar Bio-Tee, aber was wollen Sie denn mit dem nachfolgenden Abschnitt inkl. dem beigefügten Bild von «Twinings Pure Darling» aussagen :

    «Fünf Tees bewerteten die Tester als «ungenügend». Wenigstens einer davon, «Twinings Pure Darjeeling Light» ist auch per Online-Bestellung bei der Migros und in den Filialen von Coop erhältlich.»

  • am 9.11.2023 um 12:11 Uhr
    Permalink

    In Ö gibt es die Welt- bzw. EZA-Läden. Dort sind verschiedene Bio-Schwarz-, Grün-, Kräutertees und Kaffee erhältlich, auch lose in großen Packungen. Meist mit sehr umfangreicher Information zu den Bezugsquellen. Wie belastet die sind, weiß ich nicht, aber der Herkunft kann man vertrauen.

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...