UBS wollte Superkundin FIFA rausschmeissen
Red. Dieser Artikel erschien am 23. August auf Inside Paradeplatz.
Der Finanzkonzern UBS, unter dem Duo Ermotti-Weber ein Saulus-Paulus-Konvertierter, wollte einen seiner schwierigsten Kunden auf die Strasse stellen: die FIFA. Der Weltfussballverband steckt seit anderthalb Jahren in Korruptionsverfahren, wird gejagt vom allmächtigen US-Sheriff und der Berner Oberstrafbehörde.
Ex-FIFA-Banker packt in den USA aus
Die UBS, einst für viele Schandtaten zu haben, kriegte darob mehr und mehr kalte Füsse. Immerhin war der Supertanker des Finanzplatzes seit Jahr und Tag die Hausbank des globalen Fussballriesen.
Das birgt Risiken, vor allem fürs angestrebte Image als Zero Tolerance Bank. Die lange hochwillkommene FIFA war plötzlich toxisch geworden. Denn nun sassen deren Funktionäre im Gefängnis, waren geständig oder hielten sich im Untergrund versteckt.
Unliebsames drohte, zum Vorschein zu kommen. Ein Ex-FIFA-Banker der Julius Bär stellte sich den USA und packt in Übersee wohl viele Geheimnisse aus. Nach Ausbruch des Skandals schaute die UBS zunächst zu. Man gab sich cool, habe nichts zu befürchten, meinten UBS-Chefs hinter vorgehaltener Hand.
Quelle mit Insiderwissen
Die Gelassenheit war offenbar nur vorgetäuscht. Denn plötzlich war alles anders. Nun plante die Bank den harten Schnitt: Kündigung der Kundenbeziehung, Rausschmiss der FIFA. Das sagt eine Quelle mit Insiderwissen.
Die Spitze der Grossbank habe offenbar die Gefahr eines Grossschadens bei der eigenen Reputation als zu gefährlich erachtet. Auslöser sei vermutlich der Rückzieher der Revisionsgesellschaft KPMG gewesen. Die bekannte Prüferin legte vor ein paar Wochen ihr FIFA-Mandat nieder.
Jetzt also auch die Hausbank: Auch sie wollte abspringen, die Brücke zum Weltverband mit seinen nicht so honorigen Funktionären abbrechen und die Fussballtruppe ihrem Schicksal überlassen. So jedenfalls sah es der Plan für diesen Sommer vor. Doch dann passierte anderes.
Gianni Infantino, der frische Präsident der FIFA und Nachfolger des legendären und gejagten Joseph Blatter, bat seinen UBS-Banker zum Tête-à-tête ins Restaurant Sonnenberg, hoch über Zürich, im oberen Stock. Dort hat die FIFA ihren «Club», ein Extra-Zimmer mit grossem Porträt von Joseph Blatter, gezeichnet von Karikaturist Nico. Infantino redete dem UBS-Kadermann ins Gewissen. Er bat ihn, die FIFA als Hauptkundin zu behalten, bekniete den Manager, den Exit-Entscheid zu überdenken.
Infantino, ein Kämpfer und Strippenzieher, hatte Erfolg. Die UBS brach ein. Statt die Beziehungen zur FIFA zu beenden und damit ein Zeichen zu setzen, sich von vermuteter Korruption ein- für allemal zu distanzieren, tönte es von der Brücke, weiterzufahren wie bisher. Keine Desavouierung der FIFA, kein Verzicht auf die hohen Gebühren für die UBS.
Ein Sprecher der Grossbank wollte keine Stellung nehmen zum Fall. Man kommentiere allfällige Kundenbeziehungen nie öffentlich.
FIFA-Infantino behält seine Macht
Für Infantino ist das Zurückkrebsen der UBS wichtig. Der FIFA-Präsident geriet bereits nach kurzer Zeit im Amt unter massiven Druck. Teure Privatflüge und Sonderbehandlungen von Sponsoren wurden ihm vorgeworfen, die Ethiker der FIFA untersuchten, Medien verkündeten bereits seinen erzwungenen Rücktritt.
Doch Infantino konnte seinen Kopf aus der Schlinge ziehen. Es war der letzte Schritt eines Coups von oben, mit dem er das Rad zurückgedreht hat zur Autokratie. In der FIFA regiert nur einer: Infantino.
Die Machtdemonstration provozierte Abgänge wichtiger Kontrolleure in der Weltfussball-Zentrale. Als dann auch noch die Revisionsgesellschaft KPMG den Bettel hinschmiss, war Infantino geschwächt.
«Danke UBS! danke Sergio!» dürfte Infantino den Chefs seiner Hausbank zurufen, weil ihm diese die Stange halten. In einem neuen Video hat sich die UBS soeben als kompromisslose Werte-Bank präsentiert. Libor- und Devisen-Betrügereien, das war mal. Heute sind wir der Musterknabe der Branche.
Wie der FIFA-Entscheid dazu passt, bleibt das Geheimnis der UBS-Chefs.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine. Der Wirtschaftsjournalist Lukas Hässig betreibt die Webseite «Inside Paradeplatz».