WindturbineGriespass

Die SwissWinds-Pilotanlage auf dem Griespass im Wallis © swisswinds

Strafklage von SwissWinds gegen drei Stromkonzerne

Kurt Marti /  Der SwissWinds-Gründer Martin Senn hat gegen drei Stromkonzerne Strafklage eingereicht, unter anderem gegen die EnAlpin.

Anfang Februar stellte der «Walliser Bote» den WWF an den Pranger, weil dieser wegen Vögeln und Fledermäusen den Bau von drei weiteren Windrädern der SwissWinds-Gruppe (SWG) auf dem Griespass monatelang verzögert habe. Wer aber die Windkraft auf dem Griespass wirklich behinderte und behindert, darüber stand nichts im Lokalblatt, nämlich die drei Stromkonzerne EnAlpin, Services Industriels de Genève (SIG) und Forces Motorices Valaisannes (FMV).

Denn laut SWG-Gründer Martin Senn versuchen diese drei SWG-Partner die Entwicklung der SwissWinds-Gruppe zu «blockieren» und das Unternehmen «in den Ruin zu treiben». Deshalb hat der Windpromotor Senn gegen die drei Stromkonzerne eine Strafklage wegen «versuchter Nötigung» und «ungetreuer Geschäftsführung» bei der zentralen Staatsanwaltschaft Wallis eingereicht.

Walliser Politprominenz im EnAlpin-Verwaltungsrat

Die Vorwürfe richten sich vor allem gegen die EnAlpin mit Sitz in Visp, die mehrheitlich im Besitz der deutschen Energie Baden-Württemberg (EnBW) ist und die im Jahr 2013 ein Füllhorn von 18 Milllionen Franken über die Aktionäre ausgegossen hat. Im EnAlpin-Verwaltungsrat sitzt die Walliser Politprominenz: CVP-Präsident und Nationalrat Christophe Darbellay, CSP-Ständerat René Imoberdorf und Alt-CSP-Staatsrat Wilhelm Schnyder.

Anlässlich der Einweihung des ersten Windrades auf dem Griespass waren Bundesrätin Doris Leuthard und der Walliser Energieminister Jean-Michel Cina anwesend.


Bundesrätin Doris Leuthard weiht das erste Windrad auf dem Griespass ein

Folgende Vorwürfe führt SwissWinds-Chef Martin Senn gegen die EnAlpin ins Feld:

  • EnAlpin habe vereinbarte Zahlungen «vertragswidrig» zu spät und «erst nach mündlicher Androhung einer Strafklage» überwiesen. Dadurch habe SwissWinds einen «Projektverzug und finanziellen Schaden» erlitten.
  • EnAlpin habe sich ausbedungen, einen Teil des Risikokapitals erst nach Baubeginn auszuzahlen und sei dadurch zur «Trittbrettfahrerin ohne Zahlungsverpflichtung», aber mit «intakten Optionen» geworden. Dieses zurückbehaltene Risikokapital habe der SwissWinds gefehlt.
  • Martin Senn habe «unter Druck und gegen seinen Willen» einen Vertrag mit EnAlpin unterschrieben, der den Einbezug der Projekte im Entremont in den Partnerschaftsvertrag beinhaltet. Als Beweis legt Senn eine schriftliche Erklärung des ehemaligen Finanzchefs der SIG vor.
  • Durch Netzausfälle bedingt durch die an der Kraftwerke Aegina AG beteiligten Partner EnAlpin und FMV habe die Gries Wind AG, die Betreiberin des Windrades auf dem Griespass, einen Verlust von 5 Prozent der jährlichen Produktion hinnehmen müssen.
  • Für die Entwicklung von Windkraftprojekten haben die Stromkonzerne EnAlpin, SIG und FMV zinsloses Risikokapital zur Verfügung gestellt. Dieses ist laut Senn noch nicht voll ausgeschöpft und soll auf Ende 2017 zurückbezahlt werden. Bis dahin wollten die Stromkonzerne das Risikokapital als nachrangig erklären und damit die Bilanz stabilisieren. Kurzfristig seien sie aber von dieser Zusage abgerückt und hätten damit die SwissWinds-Gruppe in unnötige Bedrängnis gebracht. Dabei sei die Firma, so Senn, finanziell gesund und stehe mit den erteilten Baubewilligungen vor dem Durchbruch.
  • Unter diesem Druck hat sich Senn bereit erklärt, seine Anteile zu einem realistischen Preis an die Partner zu verkaufen. Doch diese hätten ihm nur eine «Pseudo-Offerte» unterbreitet, die um das Zehnfache unter dem geschätzten Wert liege.

Laut Senn wird sich in den nächsten Wochen zeigen, «ob die Rettung des Unternehmens gelingt» oder ob es den drei Stromkonzernen gelingt, «die SwissWinds-Gruppe absichtlich in den Ruin zu treiben».

EnAlpin weist die Vorwürfe zurück

EnAlpin-Geschäftsführer Michel Schwery erklärte auf Anfrage, dass die Vorwürfe von Martin Senn «aus unserer Sicht jeglicher Grundlage entbehren». Der Inhalt der Klage sei ihm «zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt». Eine Stellungnahme sei deshalb «zur Zeit auch nicht möglich».


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Kurt Marti war früher Beirat (bis Januar 2012), Geschäftsleiter (bis 1996) und Redaktor (bis 2003) der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES)

Zum Infosperber-Dossier:

Stromleitungd

Die Politik der Stromkonzerne

Elektrizitätsgesellschaften verdienen am Verkaufen von möglichst viel Strom. Es braucht endlich andere Anreize.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

2 Meinungen

  • am 21.02.2015 um 12:30 Uhr
    Permalink

    Die EnAlpin ist ein Musterbeispiel schweizerischer Industriezerstörungspolitik.
    Zur Erinnerung:
    Die EnAlpin entstand durch den spekulativen Verkauf des Kraftwerkparks von Allusuisse und Lonza. Die damaligen Mehrheitsaktionäre um SVP-Guru Blocher wählten beim Verkauf die meistbietende, deutsche EnBW (Energie Baden-Würtemberg), die damals ihrerseits im Mehrheitsbesitz der EdF (Electricité de France) war. Der Verkaufspreis war mit 450 Mio. SFr. massiv überhöht – aber mit diesem Kauf konnte die EnBW und die EdF einen Fuss in den schweizerischen Strommarkt setzen. Die realistischeren Schweizer Offerten von ALPIC und BKW lagen ca. 100 Mio. Fr. tiefer. Wegen dem Verlust der eigenen Stromproduktion zu damals 3 Rp./kWh verlor die Allusuisse einen ihrer wesentlichen Standortvorteile, den billigen Strom. Blocher und Co. machten via Allusuisse zwar anschliessend die hohle Hand bei Kanton, damit er die Strompreise für Allusuisse subventioniere. Das Schicksal der Walliser Alluminiumindustrie war jedoch, durch die Filletierung des Unternehmens und dem entsprechenden Kapitalabzug besiegelt.
    EnAlpin glückte es bis jetzt nicht, wie von EnBW angepeilt, ausserkantonale Gemeinde- und regionale EWs zu kaufen (z.B. EW Windisch). Aber das Beispiel SwissWinds zeigt, dass die EnAlpin weiter an der Zerstörung von Besitzstrukturen von Walliser und schweizerischen Unternehmen interessiert ist.
    Dies u.a. dank dem Pseudopatrioten Christoph Blocher!

  • am 17.03.2015 um 19:12 Uhr
    Permalink

    On peut ajouter ceci: la production annuelle prévue était de 3’000’000 kWh; en réalité elle s’est élevée à 2’100’000 kWh en 2012, 2’000’000 en 2013 et 1’800’000 kWh en 2014 (800 heures de production en pleine puissance). On est loin des promesses des promoteurs lors de son inauguration! (source:Website für Windernergie-Daten)

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...