Sperberauge
Sich aufplusternde Migros wird kleinlaut
In Sachen Nachhaltigkeit liege die Migros «deutlich vor allen anderen Detailhändlern der Schweiz und weltweit», verkündete der Grossverteiler. Er stützte sich nach eigenen Angaben auf eine Studie der Rating-Agentur ISS-Oekom in München.
Doch diese Studie will die Migros partout nicht öffentlich zugänglich machen. Deshalb fragte Infosperber nach: «Hält es die Migros für fair und konsumentenfreundlich, sich auf eine intransparente, vertrauliche, nicht kontrollierbare Studie zu stützen, um mit dem Studienresultat gross Werbung zu machen?»
Mediensprecher Patrick Stöpper antwortete, die Migros selber kenne ja die Resultate der «zuverlässigen und seriösen» Studie. Die Migros fordert Vertrauen, anstatt Transparenz zu schaffen.
Erstaunlich: Auch die «ISS-Oekom» in München verweigert die Einsicht in ihre Studie, wie die Konsumentenzeitschrift «K-Tipp» erfahren musste. Darauf wollte Redaktor Marco Diener zum angeblichen Nachhaltigkeits-Weltrekord wenigstens folgende Fragen von der Migros beantwortet haben – vergeblich:
- Ist [in der Studie] mitberücksichtigt, dass die Migros auch Mineralwasser aus Norwegen und Australien verkauft?
- Ist mitberücksichtigt, dass die Migros mit ihrer «Grilltarier»-Werbekampagne den Fleischkonsum anheizt?
- Und ist mitberücksichtigt, dass die Migros mit ihren Take-Away-Produkten zum wachsenden Plastikverbrauch beiträgt?
Die Migros schwieg dazu. Schliesslich fand der K-Tipp heraus, dass «ISS-Oekom» die Migros in der Studie weder mit Lidl oder Aldi Schweiz noch mit Landi, Manor, Spar oder Volg verglichen hat.
Migros – der nachhaltigste Detailhändler der Welt? Für solche Werbesprüche muss die Migros, wie alle andern auch, keinen Wahrheitsbeweis antreten. Fake News sind eine tägliche Kost.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Mich stören Werbekampagnen für Fleischkonsum wenig, es wird auch für Ferienflüge geworben. Was mich stört, ist die geplante Obsoleszenz, sind fehlende Reparaturmöglichkeiten für Elektrogeräte, mangelnde Ersatzteile, zu teure Reparaturkosten, zu kurze Lebensdauer vieler Konsumelektrogeräte und der IT-Hardware. Und natürlich die teils völlig überrissenen Preise von Migros, Coop und Co. Das Schlimmste aber sind das M-Magazin und die Coop-Zeitung. Coop versendet wöchentlich an 2.5 Millionen Haushalte meist um die 120 bis 140 Seiten Werbung. Migros ein bisschen weniger. Wer hat Zeit, das zu lesen? Was bringt das? Zahllose Gutscheine werden im ganzen Magazin verteilt, die Kosten für diesen Widersinn sind horrend (Porto, Druck, Papier, programmieren der Kassen, Instruktion des Personals wegen der vielen Aktionen, wenig Effizienz an den Kassen, weil zuerst ein Dutzend Gutscheine im Portemonnaie durchwühlt werden müssen, um dann einen vermeintlich passenden zu finden, der entweder bereits verfallen ist, oder sonstwie wegen Intransparenz zu Diskussionen Anlass gibt). Viel wichtiger wären faire Preise, Aktionen die transparent sind und nicht nur im Megastore gelten, was gewiss viele zusätzliche Fahrten generiert. Der ganze Unsinn mit Cumulus und Superpunkten, der die Effizienz an den Kassen bremst und die ganzen Scheinaktionen mit mondpreisig ausgelobten, durch Klebepunkte aus Treueprogrammen dann zu akzeptablen Preisen erhältlicher Billigware oder Gratis-Quengelspielzeug zum Sammeln.
Die Migros ist erfreut, dass die übermässige Zuwanderung in die Schweiz weitergeht. Ist das nachhaltig? Ist es nachhaltig, den bei der Migros verbotenen Verkauf von Alkohol und Tabak durch die Töchter Denner und Voi zu unterlaufen; den Sonntagsverkauf zu pushen; Süssigkeiten auf Höhe von Kinderhänden anzubieten und M-Budget-Produkte zuunterst in die Gestelle zu legen, für Mitarbeitende und Kunden nur mühsam erreichbar; das Sortiment so auszuweiten und zu differenzieren, dass vieles nach dem Ablaufdatum entsorgt werden muss; grosse Einkaufszentren mit langen Anfahrtswegen für die Kunden und Kundinnen zu forcieren; Umsatz auf Teufel komm raus zu bolzen? Die ganze Misere wird zugedeckt mit intensivem Propagieren von sozialem und umweltmässigem Engagement in Teilbereichen. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ wird heute bis zum Abwinken für alles und jedes missbraucht. Zeit, sich von ihm zu verabschieden.
Bei der Migros hat das ja Tradition. Angefangen hat es mit einem eigenen Migros-"Bio"-Label. Mit bescheneren Anforderungen natürlich. Aber bei Coop is es auch nicht mehr das Gelbe vom Ei. Viel Werbung für Naturaplan aber immer wieder kritische zu beurteilende Produkte.
Hackt nicht so grausam auf unseren armen Schweizer Detaillisten herum. Sie machen das alles ja nur, weil wir Kunden das so wollen.
Die MIGROS sollte sich wieder auf ihren Pioniergeist G. Duttweiler besinnen.
Pionierarbeit bei Verpackung (weg von Plastik und Einwegprodukten) etc. etc.
Es gäbe alternativen im eigenen Land z.B. bei SULZER:
https://www.sulzer.com/de-ch/shared/about-us/2018/09/24/15/15/leading-technology-for-biobased-pla-plastics
Wirkliche Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft wäre ein Alleinstellungsmerkmal, das die Migros mit ihren vielen eigenen Produktionsbetrieben einfacher umsetzen könnte als die meisten Konkurrenten.
Die Migros sollte heute mit Innovation statt Umsatz beginnen und nicht wie VW mit der Elektromobilität hinterher rennen.
@Alex Schneider: Ihr Fazit mutet skurril an – das Pferd am Schwanz aufgezäumt. Was kann ein Begriff für den mit ihm betriebenen Missbrauch? Genau: nichts.
Konsequent, unbeirrt, korrekt und sachlich möglichst immer und überall aufmerksam machen auf die Missbräuche: Das braucht es. (Wobei mich bei Ihren Beispielen noch interessieren würde, was beispielsweise Alkohol und M-Budget generell mit Nachhaltigkeit zu tun haben.)
Nachhaltigkeit ist und bleibt die einzige Möglichkeit für die Menschheit, die Voraussetzung für ein etwas längeres Dasein auf dieser schönen Erde zu schaffen.