Roche-CEO Severin Schwan verbreitet Unwahrheiten
Ein bisschen Werbung für seine Firma oder seine Branche darf ein Konzernchef sicher machen. Wir sind es auch gewohnt, dass Konzerne Vorteilhaftes gross heraustreichen und übertreiben, dafür aber unerfreuliche Fakten und Ungereimtheiten herunterspielen oder ganz übergehen. Eines aber erwarten wir vom Führungspersonal eines Milliardenkonzerns: Dass die einseitig dargestellten Fakten wenigstens stimmen.
Das ist bei Roche-Konzernchef Severin Schwan nicht der Fall. In einem Interview in der «Nordwestschweiz» erklärte Severin Schwan wörtlich:
«Es ist kaum jemandem bekannt, dass die Pharmaindustrie in den letzten Jahren sogar zur Entlastung der Prämien beigetragen hat, denn in der Schweiz sinken die Medikamentenpreise.»
Und er fügte diesem Satz gleich noch an:
«Schreiben Sie das, das müssen die Leute wissen!»
Mein lieber Schwan! Wenn dies die dummen Leute nicht wissen, liegt es einzig und allein daran, dass die Behauptung des Roche-CEO nicht stimmt. Bis 2008 waren die Kosten für Medikamente zwar noch viel stärker gestiegen. Aber auch seit 2008 ging die Spirale weiter aufwärts, wenn auch etwas abgeflacht.
Um die Behauptung des Roche-Konzernchefs zu widerlegen, müssen wir uns auf diejenigen Medikamente beschränken, die von der obligatorischen Krankenversicherung bezahlt werden müssen. Denn nur diese Medikamente haben einen Einfluss auf die Prämien.
Aus der neusten, im Internet veröffentlichten Monitor-Statistik des Bundesamts für Gesundheit BAG sind die Pro-Kopf-Kosten zu Lasten der Krankenkassen ersichtlich. Josef Hunkeler, langjähriger Gesundheitsexperte beim Preisüberwacher, hat diese Zahlen auf sämtliche Versicherten hochgerechnet: Apotheken und Ärzte haben 2012 im Vergleich zu 2008 umsatzmässig 6,6 Prozent mehr Medikamente zu Lasten der Grundversicherung abgegeben.
Zählt man die Medikamente in den Spitälern dazu, welche ebenfalls zu Lasten der Prämienzahler gehen, so stiegen die Kosten von Medikamenten zu Lasten der Krankenversicherungen von 2008 bis 2012 sogar um 11 Prozent auf 5,89 Milliarden. Am meisten gestiegen, nämlich um über 40 Prozent, sind – nach den Auswertungen Hunkelers – die Arzneimittelkosten bei den ambulanten Behandlungen in den Spitälern. In den Spitälern stiegen die Medikamentenkosten zu Lasten der sozialen Krankenversicherung aber auch im stationären Bereich ungebremst. Auch hier dürfte es sich um Wachstumsraten einer ähnlichen Grössenordnung handeln. Diese Daten sind aber bis anhin noch nicht öffentlich zugänglich.
Von «Entlastung der Prämien» dank sinkender Medikamentenpreise also keine Spur. Den Satz, den die Leute unbedingt wissen müssen, und der auch Severin Schwan zur Kenntnis nehmen soll, ist vielmehr folgender:
In keinem andern Land Europas beanspruchen die Medikamentenkosten mit 23 Prozent einen so hohen Anteil an den Kosten der obligatorischen Grundversicherung wie in der Schweiz.
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Der Autor vertritt die Prämienzahlenden in der Eidgenössischen Arzneimittelkommission.
Das klingt, als würden Schwan und Gasche nicht den gleichen Effekt beschreiben. Es ist doch denkbar, dass die Medikamentenpreise sinken, gleichzeitig aber die von den Grundversicherungen zu tragenden Medikamentenkosten steigen. Vielleicht konsumieren wir einfach zunehmende Mengen.
Sicher ist der Konsum auch gestiegen. In der Tat ersetzen aber teurere Medikamente ältere billigere Medikamente. Schwan spricht aber lediglich von älteren Medikamenten, die wohl tatsächlich billiger werden. Seine «Statistik» stimmt, aber trägt zu keiner Prämienentlastung bei, weil die teureren Neuentwicklungen verschrieben werden. Diese teureren und neueren Alternativen haben keine Vergleichspreise in der Vergangenheit und sind dadurch auch nicht teurer geworden. Seine Behauptung scheint also eher eine Weglassung von Fakten als eine Lüge zu sein. Dafür muss ein Schwan den Hals aber schon gehörig verdrehen.
…will also heissen, dass die Entlastung der Prämien durch die sinkenden Preise der älteren Medikamente kleiner ist, als die Mehrbelastung durch die teureren Neuentwicklungen einerseits und den Mehrkonsum andererseits. Der von Schwan beschriebene «Effekt» kommt insgesamt also nicht mehr zum tragen.
Gemäss Angaben der Interpharma «Pharma-Markt Schweiz» stieg der Einheitspreis auf FAP-Niveau von 2008 bis 2012 im Gesamtmarkt von CHF 23.61 auf CHF 24.48, d.h. um 3.7%. Im Bereich der kassenpflichtigen Präparate stieg dieser absatzgewichtete Durchschnittspreis von CHF 33.20 auf CHF 34.97, d.h. um 5.3%. Kassenpflichtige Präparate, welche in Spitälern verwende werden stiegen in dieser Periode von CHF 45.81 auf CHF 55.54, d.h. um 21.2%. Dank des kleineren Anstieges der von den Spitälern verwendeten «Hors-Liste"-Präparate stieg der Durchschnittspreis für Spitalpräparate «nur» um 9%.
Da auch die Zahl der abgegebenen Packungen, gemäss Angaben der Interpharma im Bereich der kassenpflichtigen Präparate von 2008 bis 2012 um 6.9% stieg, müsste eigentlich davonausgegangen werden, dass auch die Medikamentenkosten der Sozialversicherung entsprechend, d.h. um etwas über 12% gestiegen sind.
Gemäss den vom BAG letzte Woche veröffentlichten Angaben der KV-Statistik (Tabelle 2.17) stieg die Medikamentenrechnung im ambulanten Bereich von CHF Mia 5.132 per 2008 auf CHF Mia 5.649, d.h um 10.07%. Zu Kostensteigerung im statinären Bereich gibt es keine öffentlichen Angaben.
Mit freundlichen Grüssen, Josef Hunkeler
Er muss die Unwahrheit sagen, sonst verliert er seinen Job, sein Geld, weil er das Kollegialitätsprinzip der Superreichen und Supermächtigen verletzt hätte. Jede Diskussion ist eigentlich überflüssig. Wer zur Bourgeoisie der Superreichen und Supermächtigen gehört, oder zu dessen Anwärtern gehört, redet immer nach dem Prinzip: Quo bonum. Die Wahrheit interessiert sie nicht, nur Geld, Gold und Gewinn. Die Pharmaindustrie gehört wie die Krankenkassen und die Banken in die Hände des Staates, erst dann wird es aufhören. Alle Schweitzer sollen gleich sein, wir brauchen keine Sondergrüppchen welche Millionenschwer das Geld horten, so dass es nicht fliessen kann. Allein die Kleider und die Uhr welche er trägt kosten mindestens zwei Monatseinkommen eines Arbeiters. Warum lassen wir uns das gefallen? Schickt solche Leute mal als Pfleger ins Altenheim, sie sollen dort mal den Sterbenden den Popo putzen, das wird sie Demut lernen.