Sperberauge

Glencore-Kupfermine: Das Resultat eines «winzigen Moments»

Urs P. Gasche © Peter Mosimann

Urs P. Gasche /  Bundesrat Cassis hat das Überschreiten von WHO-Richtlinien bagatellisiert. Aktuelle Fotos dokumentieren eine andere Wahrheit.

Zuerst liess Bundesrat Ignazio Cassis während seiner kürzlichen Afrika-Reise ausrichten, die Kupfermine des Glencore-Konzerns in Sambia würde die WHO-Höchstwerte für Schwefeldämpfe jetzt einhalten.
Als selbst Glencore einräumte, dies sei nicht der Fall, ruderte der Bundesrat im «Echo der Zeit» vom 12. Januar etwas zurück und sagte, die WHO-Grenzwerte würden «im Grossen und Ganzen» eingehalten. Nur im «winzigen Moment», wenn die Fabrikanlagen angefahren werden, könnten «Grenzwerte» überschritten sein. Also nicht der Rede wert, lautete die verharmlosende Botschaft des Aussenministers.

Trotz einer merklichen Verminderung der giftigen Abgase dank Investitionen von Glencore riechen die Bewohner der Umgebung immer wieder den stechenden und säuerlichen Geruch von Schwefeldioxid in ihren Nasen – ein klares Zeichen, dass der WHO-Richtwert massiv überschritten wird.
Ein lokaler Journalist des «Zambian Watchdog» hat die Dämpfe am 15. Januar 2019 fotografiert, die sich in einem der «winzigen Momente» (Bundesrat Cassis) über der Stadt Mufulira verbreiteten.


Emissionen des Glencore-Kupferwerks trüben die Sicht.

Wie stark der WHO-Richtwert überschritten wird, darf die betroffene Bevölkerung nicht wissen. Weder Glencore noch das Umweltministerium publizieren die in und ausserhalb der Fabrik gemessenen Daten. Diese wichtige Information hätte das EDA auch verbreiten können, tat es aber nicht.
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Weitere Informationen zur Politik des Glencore-Konzerns.
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Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

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4 Meinungen

  • am 27.01.2019 um 11:56 Uhr
    Permalink

    Es gibt Klimaleugner, es gibt Holocaustleugner, es gibt Umweltverbrechenleugner, Zeit für eine Abwahl von BR Cassis.

  • am 27.01.2019 um 14:13 Uhr
    Permalink

    Herr Gasche: Diese Fotos aber als «SO2 Mufulira» zu markieren, ist irreführend – sie belegen nichts.
    Da ist nur eine Wolke zu sehen (i.e. Wassertröpfchen in Luft). Ob diese Wolke natürlichen Ursprungs oder vom Werk stammt, weiss man nicht, und SO2 ist… farblos!
    Betreiben die dortigen NRO keine unabhängige Messstation? Ein SO2-Sensor sollte um CHF 1’000 kosten…

  • am 27.01.2019 um 15:50 Uhr
    Permalink

    @Maeder. Doch es gibt viele Messstationen von Glencore und den Behörden. Aber die Messresultate werden nicht veröffentlicht. Die Fotos sind keine Beweismittel. Sie zeigen nur Emissionen der Kupferfabrik. Diese auf dem Bild farblosen Abgase enthalten nicht nur SO2. Nach den Zeugen, welche diese Aufnahmen machten, roch es aber klar auch nach dem farblosen SO2.

  • am 31.01.2019 um 18:00 Uhr
    Permalink

    Gemäss https://www.glencore.com/sustainability/environment/air-emissions
    werden seit 2014 95% der SO2 Emissionen zurückgehalten. Das ist also 20
    mal besser als kein Filter, aber 5% werden immer noch durchgelassen. Gemäss
    https://edspace.american.edu/theworldmind/2016/02/01/clean-air-privilege-not-a-right-in-mufulira-zambia/ wurden aber noch 2013 die jährlichen WHO-Grenzwerte um das 70-fache überschritten.

    Das heisst, falls diese (unbelegten) Angaben stimmen, dürften auch mit den neuen Filtern die Grenzwerte um mindestens 70/20 (oder 7000% x 5%) = 350% überschritten sein, zumindest kurzzeitig.

    Man könnte den Wert von 350% sogar verdoppeln, wenn man gemäss obiger Quelle eine Meldung von Glencore glaubt, dass ca. im Jahr 2000 die Filter bereits 50% zurückhielten. Dann bedeutete die heutige zehnfache Verbesserung auf 5% nur eine zehnfache Verbesserung der Grenzwert-Überschreitung von 70-fach (im Jahr 2014) also auf das 7-fache heute.

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