Rupert Murdoch WEF 3

Medienmogul und Multimilliardär Rupert Murdoch vor elf Jahren am WEF © WEF

Familienkrach bestimmt politischen Kurs der Murdoch-Medien

upg. /  Murdoch mit Kindern vor Gericht: Es geht um den politischen Einfluss mit «Fox News», «Wall Street Journal», «New York Post» usw.

Multimilliardär Rupert Murdoch, 93, bestimmt seit Jahrzehnten den politischen Kurs grosser Medien in den USA, in Grossbritannien und in Australien. Murdoch nutzt die Macht seiner Medien regelmässig, um konservative Parteien zu unterstützen und Wahlkampagnen zu führen. Zur Kontrolle dieser Medien hat Murdoch einen Trust gegründet, dem zwei Holdings angeschlossen sind: Fox mit den «Fox News» und dem «Fox Broadcast Network» sowie die News Corp, der alle Zeitungen gehören.

Alle sechs Kinder von Rupert Murdoch haben den gleichen Anteil am Kapital des Trusts. Dazu gehören auch Chloe und Grace, die beiden jüngeren Kinder, die er mit seiner dritten Frau Wendi Deng hat. Doch diese beiden haben kein Stimmrecht.

Die Statuten des Trusts sehen «unwiderruflich» vor, dass die vier ältesten Kinder – Lachlan, James, Elisabeth und Prudence – über ein gleichberechtigtes Mitspracherecht bei der Zukunft des Unternehmens verfügen. 

Doch jetzt möchte Rupert Murdoch das ändern und seinem ältesten Sohn Lachlan das alleinige Sagen sichern. 

Die Trust-Urkunde enthält lediglich eine eng gefasste Bestimmung, die Änderungen in gutem Glauben und mit dem alleinigen Ziel erlaubt, dass sie allen Mitgliedern des Trusts zugute kommen. Murdochs Anwälte argumentieren, dass sie die beteiligten Kinder James, Elisabeth und Prudence schützen möchten, indem sichergestellt werde, dass diese die Politik von Fox weder mässigen noch den Betrieb durch ständige Kämpfe um die Ausrichtung stören können.

James, Elisabeth und Prudence wehren sich gegen das Vorhaben ihres Vaters und haben sich zusammengeschlossen, um ihren Machtanteil zu sichern.

Der Rechtsstreit wurde bisher geheim gehalten. Doch jetzt gelangte ein 48-seitiges Gerichtsdokument von Nevada vom Juni 2024 in die Hände der «New York Times». Darin steht, dass Rupert Murdoch den Trust ändern könne, wenn er nachweise, dass er in gutem Glauben und zum alleinigen Nutzen seiner Erben handle. Damit steht laut NYT die politische Zukunft eines der einflussreichsten Medienunternehmen der englischsprachigen Welt auf dem Spiel. 

Endgültig entscheiden wird ein Gericht in Reno im US-Bundesstaat Nevada wahrscheinlich im kommenden September. Das Gericht muss entscheiden, ob Murdoch tatsächlich «in gutem Glauben» handelt. Das Gericht ist auf Familientreuhandfonds und Nachlässe spezialisiert. Nevada ist aufgrund seiner günstigen Nachlassgesetze und des Schutzes der Privatsphäre ein beliebter Staat für dynastische Familientrusts.

Murdoch will keine Einmischung der politisch gemässigteren Kinder

Murdoch geht es darum, seine Medienunternehmen als konservative Kraft zu erhalten. Seinem Sohn Lachlan übergab er letztes Jahr die operative Führung der Fox-Gruppe und des Verlags News Corp. 

In seinem Antrag ans Gericht argumentiert Murdoch, dass er nur dann die konservative Ausrichtung des Unternehmens bewahren könne, wenn er Lachlan ermächtige, das Unternehmen zu leiten, ohne dass sich seine politisch gemässigteren Geschwister einmischen können. Nur so könne er den wirtschaftlichen Wert seiner Medien für alle seine Erben schützen.

Vertreter der beiden Seiten lehnten eine Stellungnahme gegenüber der NYT ab. Beide Seiten engagierten hochkarätige Anwälte.

In Anbetracht von Murdochs fortgeschrittenem Alter hat dieser Kampf laut NYT das Zeug zu einem Endkampf um die Kontrolle über seine ausgedehnten Medienkonglomerate, zu denen «Fox News», das «Wall Street Journal», die «New York Post» und grosse Zeitungen und Fernsehsender in Australien und Grossbritannien gehören.

Auslöser des Streits war Rupert Murdochs Unterstützung für Trump

Seit Murdoch den Trust vor fast 25 Jahren gründete, gingen die politischen Ansichten der Familie auseinander. Während des Aufstiegs von Donald J. Trump sympathisierten Vater Murdoch und Sohn Lachlan immer mehr mit Trump und drängten den einflussreichsten Sender des Unternehmens, «Fox News», weiter nach rechts. Das bereitete den anderen drei Kindern zunehmend Unbehagen.

Sohn James argumentierte, dass das Spiel mit Trump kurzfristig zwar Einschaltquoten bringe, jedoch die langfristigen Aussichten der Muttergesellschaft untergraben werde. Nach den Unruhen am 6. Januar vor dem Kapitol in Washington kritisierte James «Fox News» indirekt: Er sprach von «Sendern, die Lügen an ihr Publikum verbreiten» und «heimtückische und unkontrollierbare Kräfte entfesselten, die uns noch jahrelang begleiten werden».

James Frau Kathryn ist eine langjährige Klima-Aktivistin. Nach den Waldbränden, die Anfang 2020 in Australien wüteten, sprachen James und sie im Daily Beast von ihrer «Frustration über die Berichterstattung von News Corp und Fox» zum Klimawandel und kritisierten «die anhaltende Leugnung durch die australischen Nachrichtenagenturen».

Medienfreiheit

Bereits im Jahr 1965 hatte der deutsche Publizist Paul Sethe den viel zitierten Satz veröffentlicht:

«Die Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.»

Sethe bezog sich auf das damalige Deutschland. Heute beanspruchen in allen westlichen Ländern möglicherweise zweihundert Milliardäre und Konzernchefs die Medienfreiheit, um ihre Meinung zu verbreiten.

Alle Kinder sind Multimilliardäre

Im Frühjahr 2019 zahlte Rupert Murdoch seinen Kindern – einschliesslich den beiden Kindern aus erster Ehe – je rund zwei Milliarden Dollar aus. Dies nach Murdochs Verkauf seiner Filmstudios und anderer Vermögenswerte an die Walt Disney Company. James und Kathryn kündigten damals an, dass sie einen Teil dieses Vermögens für Zwecke wie Massnahmen gegen den beschleunigten Klimawandel und den Kampf gegen den «High-Tech-Illiberalismus» einsetzen würden.

Nach Aussagen seiner Mitarbeiter nimmt Murdoch die Kritik seines Sohnes James übel, weil das Familienimperium, das er fast im Alleingang aufgebaut hat, James und seine Geschwister schliesslich zu Multimilliardären machte. 

Der Streit entfremdete Vater Murdoch von dreien seiner Kinder so sehr, dass keines von ihnen bei der Hochzeit mit seiner fünften Frau Elena Zhukova im vergangenen Monat in Kalifornien dabei war. 


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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