Die Tabakindustrie muss Kreide fressen
Der gerichtlich verordnete «Werbe»-Spot ist krass:
- «Rauchen tötet jeden Tag 1200 US-Amerikaner»;
- «Es sterben mehr Leute nur wegen des Rauchens als an den Folgen von Totschlag, Freitod, Medikamenten, Drogen, Autounfällen und Alkohol zusammen».
Die Tabakkonzerne müssen alle Krankheiten aufzählen, die Rauchen verursacht. Allerdings bestehen die Spots nur aus Text und einer Roboterstimme. Dafür müssen die Spots auf den grossen Fernsehkanälen zu Zeiten mit höchsten Einschaltquoten während eines Jahres fünfmal pro Woche ausgestrahlt werden. Zusätzlich müssen die Konzerne in über vierzig grossen Zeitungen die Spots auch gedruckt verbreiten.
Das ist der 45 Sekunden lange Fernsehspot
Allein die Marlboro-Herstellerin Altria zahlt für die Kampagne 31 Millionen Dollar. Die Ausgaben anderer Tabakkonzerne sind nicht bekannt. Schon vor über zehn Jahren waren die Tabakkonzerne in den USA wegen «bandenmässigem Vorgehen» zu über 200 Millionen Wiedergutmachungszahlungen verurteilt worden. «Die US-Bevölkerung war jahrzehntelang mit Lügen über die Gesundheitsrisiken oder über das Passivrauchen in die Irre geführt worden», erklärte Ruth Malone, Professorin für Präventivmedizin an der Universität von Kalifornien.
Erste Entwürfe für die Spots lagen bereits 2011 vor. Die Tabakkonzerne konnten deren Ausstrahlung lange mit Einsprachen verhindern. Die heutige Version ist denn auch viel milder als die damaligen Entwürfe. In diesen hiess es noch: «Wir haben dem Kongress unter Eid erklärt, dass Nikotin nicht abhängig macht … Hier ist die Antwort: Rauchen macht schwer abhängig. Wir haben die Zigaretten so manipuliert, dass sie abhängig machen.»
Hören Sie hier unbedingt jeden einzelnen CEO mit seiner Aussage unter Eid (58 Sekunden):
Die Konzerne konnten verhindern, dass sie ähnliche Spots in den sozialen Medien verbreiten müssen, wo sie viele Jugendliche hätten ansprechen müssen. Es war immer ein Ziel der Tabakkonzerne, neue Rauchende unter Jugendlichen zu akquirieren.
Tabaksteuer mit 70 Millionen Dollar bekämpft
Letztes Jahr haben die Tabakkonzerne in Kalifornien 70 Millionen Dollar ausgegeben, um eine Volksvorlage zur Erhöhung der Tabaksteuern zu bekämpfen – diesmal ohne Erfolg. Jetzt finanzieren die Konzerne ein Referendum in San Francisco, um ein Verkaufsverbot für aromatische Zigaretten zu verhindern. Darunter auch E-Zigaretten, mit denen sie Junge zum Rauchen verführen wollen.
In der Schweiz geht es derweil nicht um ein Verbot aromatisierter E-Zigaretten, sondern darum, ob die Konzerne dafür ziemlich frei Werbung machen dürfen.
Und in der Schweiz mussten die Tabakkonzerne keine Schadensersatzzahlungen leisten und keine Aufklärungsspots verbeiten. Im Gegenteil:
- Deren Tabakanbau in der Westschweiz und im Aargau wird weiterhin mit Steuergeldern subventioniert (Flächenbeiträge des Bundes sowie eine Gebühr auf den Zigaretten, deren Geld besser verwendet werden könnte).
- Die Industrie darf von der Schweiz aus in die Dritte Welt Zigaretten mit einer Nikotinkonzentration verkaufen, die in der EU verboten ist. Und das im Wissen, dass dort die Tabakonzerne in vielen Ländern Jugendliche direkt bewerben dürfen.
So unglaubwürdig und schizophren ist die gesundheitliche Präventionspolitik der lobby-hörigen bürgerlichen Mehrheit im Parlament.
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Siehe dazu:
- «Die Schweiz als Zentrale der Zigarettenhersteller», Infosperber vom 24.11.2016
- «Die Schweiz als Bastion der Tabakmultis», Infosperber vom 9. Oktober 2014
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Nun warten wir mal ab bis die Mehrheit der Richter Republikaner sind. Dann wird noch die Erde zur Scheibe…..
sehr guter text von urs gasche! tatsächlich kaum zu glauben, was die mehrheit unseres parlaments sich erlaubt!