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Der CEO der Bank Bär: Boris Collardi © © Cash-Video

CEO verharmlost FIFA-Connection der Bank Bär

Lukas Hässig /  «Inside Paradeplatz» veröffentlicht 16 Namen von korruptionsverdächtigen FIFA-Assoziierten, mit denen die Bank Bär geschäftete.

Die Zürcher Bank ist tief im argentinischen Fussball-Sumpf verstrickt. Mit dem Einverständnis der Schweizer Aufsichtsbehörde Finma ermittelt die internationale Auditfirma Deloitte.
Boris Collardi, seit 2009 CEO der Julius Bär Gruppe AG, liebt das Risiko – im Beruf und auch sonst. Nun könnte er eine rote Linie berühren – oder sie gar überschreiten.
Collardi führt mit Wort «Funktionär» in die Irre
Es geht um Collardis Interview in der gestrigen «Schweiz am Sonntag». Dort dementiert Collardi, dass seine Julius Bär 16 Fifa-Kunden betreut hat. Auf die Frage, ob Bär «16 mutmasslich korrupte Fifa-Funktionäre als Kunden hatte», antwortete der Spitzenbanker, man sei wegen eines laufenden Verfahrens nicht frei im Reden. Doch: «Die von gewissen Kreisen verbreitete Zahl von angeblich 16 Fifa-Funktionären mit Konten bei Julius Bär stimmt nicht

Collardi nutzte die Gelegenheit, dass die «Schweiz am Sonntag» nach «Funktionären» fragte, obwohl auch das nahe Umfeld dieser Funktionäre gemeint war. Bei Korruptionsfällen geht es stets um «Funktionäre» und «Affiliates» (Assoziierte). Damit sind alle Zudiener, Partner, Familienangehörigen, Freunde gemeint – kurz: der ganze Dunstkreis.
«Friends & families» gehören auch dazu
In Geldwäschereifällen wie dem Fifa-Fall geht es immer um den ganzen potenziellen «Sumpf». Also: Nicht die enge Definition von Fifa-Präsidenten und -Managern zählt, sondern sowohl diese als auch ihre möglichen Verbündeten.

Das ist der Sinn der Geldwäscherei-Bekämpfung. Deshalb müssen die Banken nicht nur die in einem Strafverfahren Beschuldigten melden, sondern auch deren «Friends & Family» nennen.
Das hatten auch Collardi und seine Julius Bär im Fall Fifa so gehandhabt. Sie haben der Meldestelle für Geldwäscherei, abgekürzt MROS, alle Namen mit Konten bei ihr gemeldet, die rund um die interne Untersuchung vom letzten Frühsommer aufgeleuchtet sind.
Die 16 Konten-Inhaber bei der Bank Bär
Diese bei der Fifa eingereichte Liste der Bank Bär umfasst präzis 16 Namen. Zunächst 4, inzwischen sogar 5 davon sind selbst von der US-Justiz angeklagt, die restlichen 11 haben einen direkten Bezug zu den Angeklagten.

In der Folge beschloss die Finanzmarktaufsicht Finma, dass Bär durch eine externe Prüferin eine Untersuchung durchzuführen habe. Diese hat nun begonnen. Beauftragt worden ist mit dem Segen der Finma die internationale Auditfirma Deloitte.
100 Petrobas-Leute hatten Konti bei der Bank Bär
Sie nimmt derzeit die Fifa-Kunden und weitere, vor allem jene des brasilianischen Grosskorruptionsfalls Petrobras, unter die Lupe. Petrobras-Beschuldigte und -Zudiener hatten über 100 Konti bei Bär. Deloitte schreibt sodann in einem Bericht zuhanden der Finma, was Bär gut gemacht hat und wo die Bank fahrlässig oder sogar noch schlimmer agierte.

Im Fall Fifa stellt sich nach Collardis Interview von gestern die Frage: Wer sind die 16 Kunden?

Der erste ist Alejandro Burzaco, Chef von «Torneos y Competencias» und in dieser Rolle jahrelanger und vermögender Vermittler von Fifa-Marketingrechten. Burzaco ist Argentinier, angeklagt vom amerikanischen DOJ und…geständig.

Zu ihm gehören als Kunden bei Bär: sein Sohn Matias Alejandro und die beiden Co-Besitzer von Torneos y Competencias, Andrea Veronica Burzaco und Dino Rocco.

Beim zweiten Fifa-Bigboss mit Konten bei Bär handelt es sich um Nicolas Leoz, der bis 2013 Präsident des südamerikanischen Kontinentalverbands der Fifa war, der Conmebol.

Zu Leoz, einem Paraguayaner, gehört seine Privatassistentin. Auch deren Name wurde durch Bär der Geldwäscherei-Meldestelle offengelegt.

Der dritte Namens-Komplex umfasst den Brasilianer Jose Margulies, der die Valente Corp. kontrolliert, eine ebenfalls eng mit der Fifa verbundene Vermarkterin.

Der vierte Grosse, den die Bär meldete und der wie die drei oben Aufgeführten von den USA beschuldigt wird, jahrelang korrupt gewesen zu sein, heisst Eduardo De Luca.

De Luca, ein Argentinier, war bis 2011 Generalsekretär der Conmebol, also des südamerikanischen Fifa-Spitzenverbands. De Luca und der genannte Langzeitpräsident der Conmebol, Nicolas Leoz, waren beide seit 1986 beim Südamerika-Verband. Das Gespann konnte faktisch alles kontrollieren. Beide waren wichtige Kunden bei Julius Bär.

Weiter im Takt. Bei der genannten Firma «Torneos y Competencias» geht es um eine argentinische Firma. Dort gibt es einen Jose Eladio Rodriguez, dessen Name die Bär nach Bern geschickt hat.

Ebenfalls von «Torneos y Competencias» stammt ein Leon Ellenberg, auch er wurde offengelegt. In den gleichen Komplex gehört Patricia Caminotti, die Witwe des verstorbenen Ex-Präsidenten von Torneos y Competencias.

Zur argentinischen Fussball-Clique, welche bei Bär Unterschlupf gefunden hatte und heute nicht mehr als besonders honorig gilt, gehört Geraldo Luis Bedoya, ein Spitzenmann vom Concacaf, dem karibischen Fifa-Ableger. Bedoya war Präsident des kolumbianischen Fussballverbands. Und ist geständig.

Dann der vor zwei Jahren verstorbene Julio Grondona, eine besonders grosse Nummer im Fifa-Zirkus. Grondona präsidierte während nicht weniger als 35 Jahren den argentinischen Fussballverband. Bei der Fifa brachte es Grondona auf 26 Jahre Vize-Präsidentschaft; eine Art ewiger Vizepräsident.

Schliesslich ist da noch Grondonas Schwiegersohn, Genaro Aversa, sowie sein Enkel Pablo Humberto Aversa.

Um auf 16 zu kommen, fehlt noch ein Topshot von Embratel, einer offenbar mit der Fifa liierten Telekomfirma aus Brasilien.

Von den 16 Kunden mit Fifa-Bezug stammen allein 11 aus Argentinien. Damit ist klar: Die Zürcher Nobelbank Julius Bär steckt tief im argentinischen Fussball-Morast. Das hängt eng mit einem kürzlich entlassenen Bär-Kundenberater zusammen: Jorge Arzuaga stiess im 2013 zur Bär, und zwar von der CS-Tochter Clariden Leu, die nicht zuletzt aus Compliance-Überlegungen ins Mutterhaus integriert worden war.

Auch die CS ist im Visier der Fifa-Ermittler

Banker Arzuaga, selber ein Argentinier hatte mindestens zwei der grossen Fifa-«Fische» von der Clariden Leu zur Julius Bär gebracht. Es handelt sich um die beiden Argentinier Burzaco und Grondona.

Vor ein paar Monaten wurde Arzuaga in den USA kurz in Haft genommen, nachdem er über seine Anwälte einen Deal mit den Ermittlern ausgehandelt hatte. Nun kooperiert der Ex-Bär-Berater mit den USA. Er kann aufzeigen, wie stark bei Bär die Vorschriften bei der Aufnahme neuer Kunden funktioniert oder versagt haben.
Bei den erwähnten Personen, die nicht geständig sind, gilt bis zu einer Verurteilung die Unschuldsvermutung.
——
Dieser Beitrag erschien am 13. Juni 2016 auf der Finanz-Plattform «Inside Paradeplatz».

Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine. Der Wirtschaftsjournalist Lukas Hässig betreibt die Webseite «Inside Paradeplatz».

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