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Buch-Cover © orell füssli

Banken ersetzen Schwarzgeld mit Schmutzgeld

upg /  UBS und CS ersetzen das Geschäft mit Steuerflüchtlingen aus USA und der EU durch das Geschäft u.a. mit Mafia und Drogenkartellen.

Trotz der vermiesten und verlorenen Geschäfte mit Steuerflüchtlingen aus den USA, Deutschland und andern EU-Ländern rangieren immer noch fünf Banken mit Sitz in der Schweiz unter den zwanzig grössten Vermögensverwaltern der Welt. Das gehe aus dem «Global Ranking 2013 von Scorpio Partnership» in London hervor, schreibt Monica Fahmy in Ihrem neuen Buch «Das saubere Geschäft mit dem dreckigen Geld»*.
Nummer 1 bleibt die UBS mit einem verwalteten Vermögen von 1,674 Billionen Dollar (1674 Mrd $). Die UBS mit Sitz in der Schweiz, aber im Mehrheitsbesitz ausländischer Aktionäre, vermochte ihr verwaltetes Vermögen letztes Jahr sogar um 9,7 Prozent zu steigern: «Der Abfluss mutmasslicher Schwarzgelder aus der EU und den USA wird mehr als wettgemacht durch den Zufluss von Geldern aus Asien, Lateinamerika und dem Mittleren Osten», konstatiert Fahmy.
Auf Rang 5 der Weltrangliste der Vermögensverwalter befindet sich die Credit Suisse CS mit einer Zunahme von 6,9 Prozent auf 854 Milliarden Dollar. Es folgen Pictet (Rang 10; 322 Mrd $), Julius Bär (Rang 16; 200 Mrd $), Lombard Odier (Rang 19; 175 Mrd $).
«Ultra High Net Worth Individuals»
Eine «aggressive Wachstums-Strategie» konzentriere sich auf «High Net Worth Individuals» oder besser noch von «Ultra High Net Worth Individuals». Das sind Kunden mit mindestens 30 Millionen US-Dollar Vermögen, die in Ländern wohnen, mit denen kein automatischer Informationsaustausch bevorsteht. Es sind die meisten Schwellen- und Entwicklungsländer. Von dort flossen zwischen 2001 und 2010 6 Billionen oder 6000 Milliarden US-Dollar Schwarzgeld in die USA, nach Grossbritannien und in die Schweiz, schätze das Washingtoner Forschungsinstitut «Global Financial Integrity».
Fast zur Hälfte stamme dieses Schwarzgeld aus China, gefolgt von Mexiko und Malaysia: «Die Gelder stammen aus Steuerhinterziehung, Korruption und dem organisierten Verbrechen», schreibt Monica Fahmy. Falls nur ein Bruchteil des chinesischen Schwarzgeldes in die Schweiz geflossen ist, wäre es immer noch mehr als die Summe der unversteuerten Gelder der US-Amerikaner, Deutschen und Franzosen zusammengenommen.
50 Volkskongress-Mitglieder besitzen fast 100 Mrd Dollar
Laut «Economist» vom 28.9.2013 besitzen die reichsten fünfzig Delegierten des Nationalen Volkskongresses in China 94,7 Milliarden US-Dollar. Die reichsten fünfzig Parlamentarier der USA kommen laut gleicher Quelle auf zusammen 1,6 Milliarden Dollar.
Wenn es also um China geht, sei es politisch nicht opportun, schreibt Fahmy, bei gewissen Kunden genauer hinzuschauen, wie sie zu ihrem Reichtum gekommen sind. Ähnlich verhält es sich bei Kunden aus reichen Ölstaaten, gewissen afrikanischen Ländern oder aus Mexiko.
Die Folgen dieser Bankenstrategie sieht Buchautorin Fahmy düster:
«Die Strategie der Banken, superreiche Kunden aus Asien, dem Mittleren Osten, Afrika und Lateinamerika zu gewinnen, könnte im Extremfall dazu führen, dass Mitglieder der russischen Mafia oder mexikanischer Drogenkartelle ihre Gelder in der Schweiz sicher anlegen können, während ein deutscher Zahnarzt oder ein amerikanischer Unternehmer mit aller Härte des Gesetzes gejagt wird, weil sie ein paar zehntausend Franken am Fiskus vorbei geschleust haben.»

Entscheidende Fragen
In einer öffentlichen Debatte müssten folgende Fragen beantwortet werden, fordert Fahmy:

  • Will man einen hundertprozentig sauberen Finanzplatz, höchstwahrscheinlich auf Kosten des Wohlstands?
  • Will man einfach dafür sorgen, keinen Ärger mit den USA und der EU mehr zu bekommen?
  • Will man Verbrechen wie Drogen-, Menschen- und Waffenschmuggel, Erpressung und Korruption bekämpfen und dabei notfalls auch wichtige Handelspartner verärgern?
  • Welchen Nutzen will man, und welche Kosten ist man dafür bereit, in Kauf zu nehmen?


In Ihrem Buch zeigt Monica Fahmy, warum ein blütenweisser Finanzplatz kaum zu realisieren ist, nennt Akteure, Gewinner und Verlierer des globalen Geschäfts um schmutzige Gelder. Faktentreu und doch leicht verständlich geschrieben, also sehr lesenswert.
Was etwas zu kurz kommt, sind die vielen Milliarden Dollar, die heute anonym in «Trusts» offshore platziert sind, sowie die massive Steuerumgehung internationaler Konzerne.

*Buch bestellen: «Das saubere Geschäft mit dem dreckigen Geld – Finanz-Oase Schweiz, ein Hintergrundbericht», Orell Füssli Verlag, 2014
Orell Füssli, 29.90 CHF
Ex Libris, 29.90 CHF


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

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2 Meinungen

  • am 12.05.2014 um 13:54 Uhr
    Permalink

    Die Erfindung des Geldes war sicher ein grosser Fortschritt für die Menschheit, aber die Missbräuche mit Geld sind enorm und praktisch nicht berherrschbar. Aehnlich hat die Natur die Spiegelneuronen erfunden, mit denen wir uns gut vorstellen können, wie es dem anderen geht. Dieses Vorstellungsvermögen, das uns unser grosses Hirn beschert hat, ist auch schwer beherrschbar und führt oft zu krankhaftem Sichsorgenmachen und zu Religionen.

  • am 12.05.2014 um 14:32 Uhr
    Permalink

    Ein verdienstvolles Buch. Nur wird es leider keinerlei Debatte in der Schweiz auslösen. Nicht den Hauch davon.

    In der Grossen Familie gilt nach wie vor die Omertà

    Nur der Titel ist irreführend: «Das saubere» Geschäft mit dreckigem Geld» . Es ist dreckiges Geschäft mit dreckigem Geld.

    Nach wie vor staatlich mit allen Mitteln geschützt.

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