Espresso coffee cup with world map on table

Aus den Tropen in die Tasse: Kaffee wird auf der ganzen Welt getrunken, kommt aber aus nur wenigen Ländern. © Depositphotos

Vom Strauch zum Regal: Wer am Kaffee wie viel verdient

Daniela Gschweng /  Für die Kaffeebauern bleibt vom Verkaufspreis kein Fünftel und an Kapseln verdient hauptsächlich der Detailhändler.

Kaffeeanbau und -vermarktung sind ein notorisch schwieriges Geschäft, aber auch eines mit teilweise hohen Margen. Grosse Gewinne machen die Verkäufer von Kapselkaffee. Am wenigsten profitieren nach wie vor die Produzent:innen, fand eine aktuelle Studie zu Kosten, Gewinnen und Wertschöpfung im Kaffeeanbau.

Die vom Branchenverband Global Coffee Plattform (GCP), der Nachhaltigkeitsinitiative IDH (Sustainable Trade Initiative) und dem Netzwerk Solidaridad in Auftrag gegebene Studie «The Grounds for Sharing» beschäftigt sich damit, wie sich Kosten und Gewinne entlang der globalen Kaffee-Wertschöpfungskette verteilen. Als exemplarisches Beispiel dient dabei der Kaffeepreis in Deutschland als einem der grössten Kaffee-Abnehmerländer.

41 Cent pro Kilo Kaffee – auf dem Papier

Die Studie basiert auf öffentlich zugänglichen Daten, die durch Befragungen auf allen Stufen der Wertschöpfungskette ergänzt wurden. Einbezogen sind sowohl Eigenmarken wie auch nationale und internationale Marken wie Tchibo, Melitta, Lavazza oder Nestlé.

Ein Kilogramm Kaffee kostete demnach im deutschen Handel vor drei Jahren durchschnittlich 9,71 Euro. Nach Abzug von Kosten und Steuern ergibt das einem Nettogewinn von 11 Prozent oder 1,09 Euro.

Die Wertschöpfung verteilt sich beim Kaffee ungefähr gleichmässig auf Handel (2,18 Euro), Röstung (2 Euro) sowie Steuern (2,83 Euro) und Produktion (2,05 Euro). Die Gewinnspanne nicht. Je Kilogramm Kaffee gingen 20 Cent an die Röster und 61 Cent an den Einzelhandel. Das geschätzte Nettoeinkommen für die Kaffeebäuer:innen beträgt 41 Cent pro Kilogramm Kaffee. Das klingt gar nicht so schlecht. Allerdings nur auf dem Papier.

Mitarbeitende Familienmitglieder fallen unter den Tisch

Wer den Kaffee anbaut, trägt das grösste Risiko und die höchsten Kosten in der Wertschöpfungskette. Nicht in die Rechnung einbezogen sei dazu die Mitarbeit von Familienmitgliedern. Diese werde weder bezahlt noch berechnet.

Ganz exakt ermitteln liesse sich diese Zahl auch nicht, schreibt das unabhängige Bureau d‘Analyse Sociétale d’Internet Collectif (BASIC), das die Studie erstellt hat. Umfassende Bilanzen gebe es nur von grossen Kaffeeplantagen, die meisten Kaffeeproduzent:innen sind jedoch Kleinbauern.

Dargestellt ist die Aufteilung hier für ein Kilogramm gemahlenem Kaffee zum Durchschnittspreis von 8,06 Euro:

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Kosten, Gewinnmargen, Steuern und Nettoeinkommen der Kaffeebäuer:innen pro Kilogramm gemahlenen Markenkaffee in Deutschland.

Die aktuelle Wertverteilung im Kaffeegeschäft sorge für strukturelle Armut und sei wirtschaftlich so nicht tragbar, schliesst Solidaridad, bekannt als einer der Mitbegründer der Max Havelaar Fairtrade Initiative. Die Wertschöpfung finde vor allem aufseiten der Importeure und Einzelhändler statt – weit entfernt von den Kaffeebäuer:innen.

Kaffeeproduktion sei so für die meisten Kaffeebäuer:innen und den Planeten wirtschaftlich unrentabel, sagt auch Annette Pensel, Geschäftsführerin der Global Coffee Platform. Die Marktstruktur lähme Bestrebungen des Kaffeesektors zur mehr Nachhaltigkeit.

Kaffeeanbau grösstenteils in kleinbäuerlicher Hand

Grundsätzlich: Kaffee gilt als anspruchsvolle Kultur, die durch den Klimawandel zunehmend unter Druck steht. Er wird in wenigen, grösstenteils einkommensschwachen Ländern in tropischen Gegenden produziert. Mehr als 70 Prozent des Weltmarktanteils stammen aus Brasilien, Vietnam, Kolumbien und Indonesien. Die Kaffeeveredelung wiederum liegt vor allem in den Händen von etwa einem Dutzend global tätiger Röstereien.

Der Anbau von Kaffee ist harte, kleinteilige Arbeit, die grösstenteils in Familienbetrieben stattfindet. Die meisten Kaffeebauern und -bäuerinnen bewirtschaften weniger als fünf Hektaren Land. Viele können die Produktionskosten nicht decken und arbeiten mit Verlust, zeigte das «Kaffeebarometer» im vergangenen Jahr. Alternativen haben die Bäuerinnen und Bauern oft nicht. Auf den Kaffeeplantagen in Brasilien wiederum herrschen oft ausbeuterische Zustände, zeigte die deutsche «Tagesschau» 2023 auf.

Am oberen Ende der Wertschöpfungskette wird abgesahnt

Viel Geld gibt es dafür am anderen Ende der Wertschöpfungskette, wo die Profite flexibel sind. Wer an einem Kilogramm Kaffee wie viel verdient, fällt je nach Produkt sehr unterschiedlich aus.

Es kommt darauf an, ob Kaffee als ganze Bohnen, gemahlen, in Pads oder in Kaffeekapseln angeboten wird. Bei gemahlenem Kaffee sind die Margen noch einigermassen gleich verteilt, bei den teuren Kaffeekapseln streiche der Handel den Löwenanteil des Gewinns ein, führt BASIC auf. In Deutschland hat dabei vor allem der Verkauf ganzer Bohnen in den vergangenen Jahren zugenommen. In der Schweiz kaufen nach einer Umfrage von Statista mehr als 30 Prozent der Bevölkerung Kaffee in Kapseln.

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Nettogewinnmargen pro Kilo Röstkaffee in Deutschland nach Verpackungsform

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

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2 Meinungen

  • am 18.07.2024 um 14:09 Uhr
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    Klar sind diese Kostenstrukturen ungerecht. Aber sie sind nicht aussergewöhnlich, sondern die traurige Normalität. Bei den Turnschuhen von Roger Federer oder den Sommerkleidchen von Zara ist es genau dasselbe. So funktioniert unsere globalisierte Welt!

  • am 19.07.2024 um 19:57 Uhr
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    1 kg hochwertiger handwerklich gerösteter Kaffee kostet wohl etwas mehr als ca. € 10 – eher zwischen € 25 und € 35. Bei den großen Marken muss man als Konsument grundsätzlich von Ausbeutung und eher durchschnittlicher Qualität ausgehen. Wer ernsthaft mit eigenem Geld – nicht von der Firma oder durch irgendwelche Einladungen finanziert – für Kapseln zahlt, kann sein Geld gleich verbrennen. Das ist ein billiger Marketingtrick um das gleiche Zeug noch teurer verkaufen zu können – George Clooney und die überkandidelten Shops zahlt man dann gleich mit. Es gibt mittlerweile wirklich genug kleine Röstereien, die ihren Rohkaffee zu sozialverträglicheren Preisen beziehen und obendrein noch eine viel größere Bandbreite an Sorten und Mischungen liefern. Es gibt heutzutage keinen Grund mehr, sogenannten Markenkaffee zu kaufen und damit Ausbeutung und überhöhte Managerboni zu unterstützen.

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