Österreichs Skiresorts: «Durchgeknallter Wahnsinn»
Zum ersten Mal seit Jahren drängen sich Besucherinnen und Besucher ins renovierte Alpine Museum Bern. Für den Tiroler Nestbeschmutzer ist der Tourismus zu einer «Gehirnwaschmaschine» geworden, die Touristenshops «Souvenir-Bordelle» mit «Hongkong-Müll, auf dem Tirol drauf steht».
In seinem Buch «off piste» veröffentlicht Hechenblaikner schwarz-weiss Fotos, die Armin Kniely zwischen 1936 und 1970 geknipst hat, und stellt seine eigenen Bilder der umgepflügten Alpenwelt gegenüber.
Weine aus computergesteuerten Schläuchen
Um in die Berner Ausstellung zu kommen, müssen die Zuschauer zuerst fünf Tonnen Skimüll umgehen: So gross sei die Müllernte einer Wintersaison.
Chalets dienen nur noch als Fassade. Weine, Schnäpse und Bier werden mit computergesteuerten Schläuchen abgefüllt. Beim «Après-Ski-Inferno» betätigten sich alle als «Fremdgänger, Draufgänger oder Blindgänger».
Heckenblaikners Bilder sind gnadenlos. Mit Bierflaschen übersäte Skipisten zum Saison-Abschluss-Event, klaffende Löcher für Kunstschnee-Speicherseen im hochalpinen Fels, Pistenschneisen an einst schönsten Berghängen so breit wie doppelspurige Autobahnen.
«Dieselbe Ökonomie der Massentierhaltung»
«Die Tourismusindustrie deckt die als Gleitfläche benutzten Gletscher mit Plastikfolien ab und versucht deren siechenden Sterbeprozess, den wir Menschen mit verursachen, fast verzweifelt hinauszuzögern», fotzelte der Tiroler Fotograf an einer Führung in Bern.
Der «Homo consumis» beherrsche die Natur, nur sich selbst leider nicht. Das Tirol habe von der Viehwirtschaft auf die Gastwirtschaft umgesattelt. Ob Kühe oder Touristen: Es sei «dieselbe Ökonomie der Massentierhaltung» und «abgemolken» würden sie beide. Unter dem Regime der Erlebnismaximierung bliebe von der Natur ebenso wenig übrig wie von der Kultur.
Kein Wunder, feinden ihn Tourismuskönig an, und ein Bürgermeister hat eine Ausstellung im Zillertal mit Erfolg verhindert. «In Tirol hätte ich keine Chance, als Fotograf zu überleben. Ich kann meine Arbeit nur noch auswärts zeigen.» Die Ausstellung in Bern – die grösste bisher – kann sein grösster Erfolg werden.
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Zu den Hauptpartnern der Ausstellung in Bern gehören der Schweizer Alpen-Club SAC und das Bundesamt für Kultur. Auch die Burgergemeinde Bern hat einen Zustupf geleistet.
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AUSSTELLUNG «INTENSIVSTATIONEN» IM ALPINEN MUSEUM BERN
ist geöffnet bis zum 24. März 2013.
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Lois Hechenblaikner, 1958, lebt im Tirol. Er stellt in Kunstmuseen und Galerien aus. Auf seiner Homepage sind die wichtigsten Fotoserien veröffentlicht.
Ja, zeigt diesen Wahnsinn auf, klagt lauthals, versucht endlich die Leute zu sensibilisieren !
Sawiris lässt inzwischen doch grüssen, … auch bei uns sind wir schon längst daran !
Überhaupt dieser „Erlebniswahn“ geht wie ein grassierender Virus um.
Egal ob man dabei auch noch das eigene Leben (und das fremde gleich mit), in Gefahr bringt. Hauptsache Kicks, … eben «massen Wahnsinn» …
Bachläufe und Wasserfälle sind schon längst zur tödliche Rutschpiste avanciert, Kitesurfen wird demnächst auf allen Seen gestattet, und Basejumping in Lauterbrunnen zieht bald auch noch zahlende Zuschauer an, denn die Wahrscheinlichkeit einen Todessprung zu assistieren ist gross … es fehlt dann nur noch der Imbiss Wagen in der nähe um das Angebot „Touristisch-adäquat“ abzurunden …
Und Nottwil, wird je länger je mehr einen Ausbau brauchen, ganz zu schweigen von der IV … !
Hier drängt sich doch eine Frage auf : Was ist eigentlich mit uns Menschen los !?