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Migros wirbt für mehr Fleisch- und Fisch-Konsum © Y&R Wunderman

Migros heizt Fleisch- und Fisch-Konsum an – ausgerechnet!

Christian Müller /  Die «nachhaltigste Detailhändlerin der Welt» (die Migros über die Migros) hat neue Werbespots zu Fleisch und Fisch. Guten Appetit!

Alle Schweizer und Schweizerinnen, die eine anständige Zeitung lesen oder sich über die Informationssendungen am Radio ins Bild setzen, was so alles abgeht auf unserem Globus, wissen es: Die Meere dieser Welt sind schon weitgehend leergefischt und der Fleischkonsum in unserer wohlhabenden westlichen Welt ist deutlich höher, als was wir uns leisten könnten, wenn wir allen Menschen dieser Erde das Gleiche gönnten. Und obendrauf essen wir nicht nur zu viel Fleisch, sondern vor allem zu viel der guten Stücke. Ein Grossteil des Fleisches – die weniger köstlichen Partien all der geschlachteten Tiere – geht in arme Länder, subventioniert über unsere Landwirtschaftspolitik.

Das weiss auch die Migros. Und was tut sie? Sie beauftragt eine der grössten Werbe- und PR-Agenturen der Schweiz, die Y&R Wunderman, eine Werbekampagne zu kreieren, um den Konsum von edlen Fischen und besonders edlem Fleisch zusätzlich anzuheizen – durch den Gang der Konsumenten an die bediente Theke.

Business as usual, könnte man denken. Aber es lohnt sich, nachzuschauen, wer diese Werbeagentur denn genau ist – und man wird ganz schnell fündig: Y&R Wunderman gehört zur Young & Rubicam-Gruppe, die ihrerseits wieder einem der grössten Werbe-, PR- und Medien-Konzerne der Welt gehört: der WPP-Group. Schaut man dann auch noch, wer die WPP-Group ist, erfährt man auf Wikipedia, dass sie mit 16 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz die grösste Werbe- und Kommunikationsagentur der Welt ist, dass sie ihren Sitz in London hat, in 112 Ländern 3000 Büros unterhält und weltweit über 200’000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Ein klassischer Globalplayer also.

Was im vorliegenden Fall besonders interessant ist: Die WPP-Group erklärt auf ihrer Website, dass sie als Unternehmen sich der Nachhaltigkeit verschrieben hat: Sie tut alles, um unsere Welt gesund zu erhalten und auch den kommenden Generationen eine intakte Natur zu hinterlassen:

«Bei WPP haben wir das Ziel, einen positiven, langfristigen Beitrag an die Gesellschaft und an die Umwelt zu leisten. Wir beraten unsere Kunden in Themen der Nachhaltigkeit, indem wir ihnen helfen, Marken mit dem Ziel der Nachhaltigkeit zu kreieren und die Nachhaltigkeit in die Produkte, ins Marketing und in die Kommunikation einzubinden. Und wir unternehmen alles, um in unserem Business unsere eigene Leistungsfähigkeit zu steigern.»

Und auch die Migros erklärt auf ihrer Website, dass sie ein spezielles Nachhaltigkeitsmanagement hat:

«Nachhaltigkeit ist Teil der Migros-Kultur und integraler Bestandteil der Unternehmenstätigkeit. Die Umsetzung der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Ziele erfolgt entlang der gesamten Wertschöpfungskette.»

Fazit:

Die Migros, im Detailhandel die Nummer 1 in der Schweiz, erklärt auf ihrer eigenen Website, sie sei die – wörtlich – «nachhaltigste Detailhändlerin der Welt». Sie anvertraut ihre strategische Werbung dem grössten Werbekonzern der Welt, der seinerseits von sich behauptet, eine besonders nachhaltige Geschäftspolitik zu betreiben.

Beide, der Schweizer Detailhandelsgigant und der globale Werbegigant, machen damit sichtbar, wie ernst sie ihre eigenen Nachhaltigkeits-Versprechen nehmen. Sie beide behaupten, in ihren Aktivitäten der Nachhaltigkeit verpflichtet zu sein – und lancieren, die Migros als Auftraggeberin und die Y&R Wunderman als Auftragnehmer, eine neue Kampagne zur Steigerung des Fleisch- und des Fisch-Konsums. Also genau das, was unsere Welt in absehbarer Zeit kaputtgehen lässt.

  • Hier geht es zu den beiden Werbe-Videos der Werbeagentur Y&R Wunderman. Sie dauern 12 bzw 13 Sekunden.

Aber noch etwas, zum Vergleich des Aufwandes zwischen Journalismus und Werbung: An dieser neuen Kampagne der Migros haben zehn (!) Werbeleute von Y&R Wunderman mitgearbeitet: «Verantwortlich bei Y&R Wunderman: Annette Häcki (CD), Kevin Zysset (AD), Julia Staub, Christoph Schäfer (Text), Urs Krucker(Strategie), Marlon Perini, Rafael Tucef (Programmierung) An Le (DTP), Kerstin Schnyder, Deborah Buccarella (Beratung).» Und weitere sieben (!) an der Produktion der beiden Filmchen. «Filmproduktion: Hillton AG, Regie: Jyri Pasanen, DOP: Ralph Bätschmann; Producer: Gian-Andrea Albin, Gilles Germann; Foodstyling: Karin Frey; Fotografie: Claudia Linsi, Bildbearbeitung: Lorenz Wahl (pd/wid).» Und das alles, damit der Kunde und die Kundin selber entscheiden können, was sie konsumieren wollen …

Zum Infosperber-Dossier:

Plünderung Weltmeere

Die Plünderung der Weltmeere

Das reichhaltige und wundervolle Leben im Meer wird dezimiert. Industriell und rücksichtslos bis zum Ende.

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7 Meinungen

  • am 30.04.2019 um 13:37 Uhr
    Permalink

    Die Fleischproduzenten bekommen s wohl langsam mit der Angst zu tun, weil immer mehr Leute immer weniger Fleisch essen – das wird wohl dahinter stecken. Also probieren die Fleisch- und Fischhändler den Konsum anzukurbeln. Verwerflich in der Tat, dass die Migros da mitmacht…….

  • am 30.04.2019 um 14:32 Uhr
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    Ekelhaft, diese Verlogenheit. Und in der Tat Business as usual mittlerweile. Man beachte dazu das Buch und den Film von Kathrin Hartmann «Die grüne Lüge». Gründliche und spannend aufgearbeitete Recherchen zum Thema Greenwashing.

  • am 30.04.2019 um 14:34 Uhr
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    Seit langem wundere ich mich, dass vor allem die Tierschutzorganisationen gegenüber Migros und Coop angesichts der schon im letzten Jahr übertriebenen Fleisch-Grill-Reklame untätig geblieben sind. Ich wünsche mir eine Art von Gelbweste, mit der ich in der Migros einkaufen kann, und mit der ich diese Werbung sowie den Chinaschrott, welchen die Migros mit ihren Mania-Aktionen verbreitet, gut sichtbar ablehnen kann. Diese Organisationen hätten Kraft, Mitglieder und Mittel, um eine solche bislang einmalige Aktion von Kunden gegenüber einem (zwar genossenschaftlichen, aber immer kapitalistischeren) Grossverteiler aufzugleisen.

  • am 30.04.2019 um 14:35 Uhr
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    Muss immer lachen, wenn MIGROS-Leute von nachhaltig schwafeln! Nachhaltig ist bei dem Unternehmen nur das Auspressen des Personals, der kleinen und mittelgrossen Bauern, aus der Region gepresst, das Verschleudern von Lebensmitteln, das Abblocken von kundenfreundlichen Informationen, Ampel, sowie Kundenbetrug, zusammengeklebtes Rindfleisch heisst Mostmöckli, in Anlehnung an Mostbröckli, qualitativ hochwertiges Fleisch!

  • billo
    am 30.04.2019 um 14:48 Uhr
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    Und in der Coop-Zeitung erschien zeitgleich ein Artikelchen, in welchem eine Wissenschafterin empfehlt, 4x pro Woche Fisch zu essen, um durchschnittlich vier Jahre später an Alzheimer zu erkranken als die Wenigfischessenden…!
 Das ist die Karikatur der heute üblichen Wissenschaft, die nur noch ein ganz enges Gebiet im Sucher hat und alles rundherum vergisst – zum Beispiel den Umstand, dass die arg dezimierten Fischbestände sich nur dann erholen können, wenn pro Mensch max. 1x Fisch im Monat verspeist wird, also rund 17x weniger, als die Coop-Zeitung empfiehlt!
    Siehe: http://www.fair-fish.ch/wissen/gesundheit/

  • am 30.04.2019 um 14:49 Uhr
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    Nachhaltigkeit, oh dieses Modewort. Ich stell mir das im Bereich Verpflegung so vor: Wir kochen und essen hauptsächlich das, was in unseren Regionen daheim ist, und wenn wir einzelne Produkte «verdammen», so bitte nicht die Probleme, die Industrielle Landwirtschaft verursacht, der heimischen bäuerlichen Landwirtschaft anlasten. Auch die Wertigkeit zwischen beiden ist grundverschieden.
    Speziell negativ, Herr Müller, werten Sie die Einladung an der Theke zu kaufen. Als Verkäufer habe ich die Möglichkeit, persönlichen Kontakt mit der Kundin. Und wenn das Vertrauen stimmt, kann ich beraten und so step by step immer wieder tipps zu geben, auch wie man «billige» Stücke zu besten Gerichten zubereitet. So nebenbei werden damit Tonnen von Verpackung gespart.
    Ähniches gilt für Bäcker. Da gibt es wieder welche, die den Teig «ruhen» lassen, wie dazumal, und siehe, schmeckt gut, wird besser vertragen, bleibt länger «frisch»
    Und nochmals zum Rind, Rinder sind Grasfresser und produzieren Essen für uns, wo wir es sonst nicht mehr können. Und der Spruch, sie fressen Körner für 3 Personen, stimmt nur, wenn wir sie artfremd füttern, damit quälen, denn Körner sind nicht ihre Nahrung.
    Mit ein Bisschen Goodwill können wir soviel für uns, die Umwelt, das Klima tun, und dabei noch Unmengen im «Gesundheitswesen» einsparen.
    Herr Müller, der Gang zur Theke kann viele Vorteile haben – und Geld sparen.

  • am 6.05.2019 um 15:19 Uhr
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    Wenn ich die Werbespots des Fleischfachverbandes sehe erinnere ich mich immer daran, dass diese aus der Bundeskasse subventioniert werden. Schweizer Logik. Ehrlichkeit ist Beilage.

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