Interdiscount

«Let's party» – die Umsatzzahlen von Interdiscount lassen keine solche Stimmung aufkommen. © interdiscount.ch

Keine Partystimmung bei Interdiscount

Marco Diener /  Coop spricht von einem Umsatzwachstum. Doch es ist ein Umsatzrückgang. Droht Interdiscount das gleiche Schicksal wie Melectronics?

«55 Jahre Interdiscount. Let’s party!» Mit diesem Slogan wirbt gegenwärtig Interdiscount, die Elektronik-Tochterfirma von Coop. Doch mit der Partystimmung dürfte es bei Interdiscount nicht allzu weit her sein. Interdiscount hat nämlich einen massiven Umsatzeinbruch zu beklagen. Auch wenn die Coop-Verantwortlichen das Gegenteil behaupten.

Angeblich 10,3 Prozent mehr Umsatz

An der Bilanzmedienkonferenz vom 18. Februar präsentierten die Coop-Leute die Umsatzzahlen ihrer Tochterfirmen. Auffallend: Interdiscount soll seinen Umsatz von 700 Millionen Franken im Jahr 2023 auf 772 Millionen Franken im Jahr 2024 gesteigert haben. Das wäre ein Wachstum von 10,3 Prozent. Und das im Jahr, in dem die Migros sich genötigt sah, ihre Elektronik-Tochterfirma Melectronics abzustossen.

Aus 954 Millionen wurden deren 700

Das Umsatzwachstum machten die Coop-Verantwortlichen mit ein bisschen Zahlenakrobatik möglich. Um das zu erklären, blickt Infosperber auf den 15. Februar 2024 zurück. Damals fand die letztjährige Bilanzmedienkonferenz statt:

  • 2024 wies Coop für Interdiscount im Jahr 2023 einen Umsatz von 954 Millionen Franken aus.
  • 2025 wies Coop für Interdiscount im Jahr 2023 nur noch einen Umsatz von 700 Millionen Franken aus.
954 neu
So ändern sich die Zeiten: 2024 wies Coop für das Jahr 2023 einen Interdiscount-Umsatz von 954 Millionen Franken aus, …
700 neu
… 2025 waren es für das gleiche Jahr 2023 plötzlich nur noch 700 Millionen Franken.

Mit anderen Worten: Coop hat den Interdiscount-Umsatz nachträglich um 254 Millionen Franken nach unten korrigiert.

Bis 2023 separat

Wichtig zu wissen: 2023 geschäfteten die beiden Coop-Töchter Interdiscount und Microspot noch separat. Trotzdem wies Coop damals den gemeinsamen Umsatz von 954 Millionen Franken aus. Dazu trug Interdiscount 700 Millionen bei, Microspot 254 Millionen.

Inzwischen hat Coop die Tochterfirma Microspot in die Tochterfirma Interdiscount integriert. Und hat nun die Umsätze von 2023 und 2024 so verglichen:

  • 2023: Interdiscount-Umsatz ohne Microspot 700 Millionen Franken.
  • 2024: Interdiscount-Umsatz mit integriertem Microspot 772 Millionen Franken.

Coop behauptet deshalb, der Umsatz sei um 10,3 Prozent gewachsen.

Tatsächlich 19,1 Prozent weniger Umsatz

Doch ein aussagekräftiger Vergleich der Umsätze von 2023 und 2024 ist nur möglich, wenn der Umsatz von Microspot in beiden Jahren eingerechnet ist:

  • 2023: Interdiscount-Umsatz mit Microspot 954 Millionen Franken.
  • 2024: Interdiscount-Umsatz mit integriertem Microspot 772 Millionen Franken.

Mit anderen Worten: Bei der Integration von Microspot ging viel Umsatz verloren – vermutlich an Digitec/Galaxus und an Brack. Der Umsatz sank um 182 Millionen Franken oder 19,1 Prozent.

Das «Wording» interessiert Infosperber nicht

Infosperber bekam von der Coop-Medienstelle per Mail nur unbefriedigende Antworten. Deshalb: Anruf auf der Medienstelle. Der zuständige Mediensprecher war leicht überfordert und sagte deshalb, er kläre ab, «wie das ‹Wording›» sei.

Doch Infosperber ist nicht am Coop-«Wording» interessiert, sondern an der Wahrheit. Und diese sieht für Interdiscount offenbar düster aus. Seit 2021 ist der Umsatz von Interdiscount/Microspot um über 30 Prozent gesunken. Über einen allfälligen Gewinn oder Verlust gibt Coop keine Auskunft. Aber ein Goldesel ist die Coop-Tochter sicher nicht.

Umsatzrückgänge allenthalben

Auch wenn es um die anderen Tochterfirmen geht, verschleiert Coop die Tatsachen. Die Firma schreibt: «Coop hat im vergangenen Jahr mit allen Fachformaten Marktanteile gewonnen.» Das mag sein. Tatsache ist aber auch:

  • Der Elektrogeräte-Händler Fust verlor 2,4 Prozent an Umsatz.
  • Beim Baumarkt Jumbo waren es 4,2 Prozent.
  • Beim Möbel-Händler Livique/Lumimart sogar 5,3 Prozent.
  • Und beim Body-Shop 15,8 Prozent.

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Eine Meinung zu

  • am 28.02.2025 um 13:23 Uhr
    Permalink

    Was sind das für Zeiten ?
    Wenn die Wirtschaft Berichterstattung im Infosperber seriöser ist,als die in der NZZ?

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