Kommentar
Von 3. Säule-Anlagefonds rate ich ab
Red. Alain Lauber ist unabhängiger Finanzexperte und Konsumentenschützer.
Es ist unverantwortlich, dass man Ihnen und vielen anderen Kundinnen und Kunden diese «Renditechance» verkaufen will – oder bereits verkauft hat. Denn diese Anlagefonds bestehen mindestens zur Hälfte aus Obligationenfonds. Die Bank und die Kunden‹berater› beziehungsweise Bankverkäufer wissen genau, dass man mit Obligationenfonds kein Geld mehr verdienen kann.
Anfang Mai 2017 hat der Chefökonom der Credit Suisse in der Tagesschau bestätigt, dass mit Obligationen kaum oder gar keine Rendite möglich ist. Das gilt natürlich auch bei Anlagefonds mit Obligationen.
Bei Anlagefonds belasten die jährlichen Verwaltungsgebühren TER (Total expense ratio) die tiefe Rendite so dramatisch, dass der Anleger garantiert verliert.
Ein Beispiel ist der UBS-Monatsbericht von Ende Juli 2017 über den «UBS Vitainvest Funds»: Auf einer Grafik sind hohe Renditen ersichtlich. Im Kleingedruckten dazu heisst es: «Diese Angaben sind vergangenheitsbezogen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse. Die dargestellte Performance lässt allfällige bei Anteilszeichnung und -rücknahme erhobene Kommissionen und Kosten unberücksichtigt.»
Die «theoretische Verfallsrendite» gibt die UBS mit 0,24 Prozent an, die jährlichen TER-Gebühren mit 1,52 Prozent.
Auf weitere Hausse von Aktienkurse spekulieren
Die Chance auf eine Rendite liegt bei gemischten Fonds einzig auf dem Aktienanteil. Sollte die Börse wieder einmal den Weg nach unten einschlagen, werden die Fondsanleger mit Schrecken feststellen, dass es keinen Kapitalschutz auf den Fonds gibt – im Gegensatz zum normalen 3. Säule Konto.
Mein Tipp, falls Sie Wohneigentum haben und amortisieren können: Nutzen Sie diese Chance!
Für neue 3. Säule-Interessenten: Schliessen Sie die 3. Säule auf keinen Fall mit einer Versicherung ab! Sparen und Versichern soll man immer trennen. Benötigen Sie eine Risikoabsicherung für Tod und Invalidität, können Sie das viel günstiger mit einer reinen Risikoversicherung tätigen.
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Siehe vom gleichen Autor auch:
- Bank«berater» ködern mit unrentablen Mischfonds, 14.11.2016
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Alain Lauber ist selbstständiger Ratgeber für Geldanlagen. Er verlangt Beratungshonorare nach Zeitaufwand, vermittelt oder verkauft aber keine Anlage-Produkte und hat keine finanziellen Beziehungen zu irgendwelchen Finanzanbietern. Zu seiner Webseite.
Ist leider nur allzu wahr.
In der NZZ gibts heute einen interessanten Artikel zu «Renditen wie im Paradies». http://click.email.nzz.ch/?qs=5e2d690c871441d3217096b298b6f93a33c0e2c99e61f6e213048e77ce6d89140e28792a58f0d3a4cbdda6199a54b39c2f350e9e7df537ed
Diese TER-Gebühren sind wohl Teil der «Global Transfer Logik». Früher lief dies unter dem Begriff der «Wegelagerei» bzw. der unfairen Ausnützung momentaner Monopolsituationen. Aber das ist wohl die Konsequenz der aktuellen Geldpolitik unserer Notenbanken.
Guter Warnruf. Die 3. Säule ist vielleich noch ein Steuersparvehikel, sicher aber ein profitables Geschäft für Banken und Versicherungen und keinesfalls sinnvoll als sichere Altersvorsorge. Sichere Altersvorsorge bietet in erster Linie die von Spekulation und Finanzmärkten unabhängige 1. Säule, die AHV. Umso wichtiger, dass die AHV mit der aktuellen Rentenreform gestärkt wird. Gerade auch deshalb jetzt 2x JA in die Urne legen!
@Zimmermann: Folgende Infos bedürfen einer Korrektur:
1. Die AHV ist konzipiert als TEIL einer drei Säulen umfassenden Altersvorsorge und ist für sich allein nicht existenzsichernd.
2. Das AHV-Vermögen ist angelegt und daher nicht unabhängig von den Entwicklungen auf den Finanzmärkten.
3. Ob die AHV mit der anstehenden Reform gestärkt wird, ist eine umstrittene Ansichtssache. Etwa die Hälfte der Experten und Politiker sind da anderer Meinung; so wie auch die Durchschnittsbürger, was die Abstimmung am nächsten Sonntag zeigen wird.
Wenn – wie mit der vorliegenden Reform – sinkende Renten der 2. Säule (Pensionskasse) wesentlich mit höheren Neurenten der AHV (1. Säule) kompensiert werden, wird unbestritten die AHV im System gestärkt. Das sehen auch FDP und SVP so und sind dagegen, weil sie die AHV schwach halten wollen. – Mit ganz wenigen Ausnahmen finanzierten sich die AHV-Renten bisher zu 100% mit dem Ergebnis der Beitragsumlage und somit unabhängig vom Fondsertrag auf den Finanzmärkten. Die geringfügig höheren Lohn- und Mehrwertsteuerbeiträge der Reform sorgen dafür, dass dies so bleibt. Auch dies sichert die Renten auf absehbare Zeit und stärkt die AHV. Oder umgekehrt: Scheitert die Reform, kommt die AHV-Rechnung sofort in zunehmend rote Zahlen. Das schwächt sie. Und weil die AHV für 2/3 das wichtigste Einkommen im Alter ist, dürfte dies nicht im Interesse des «Durchschnittsbürgers» sein.
Nicht dass es mir an Argumenten fehlen würde, R. Zimmermanns Behauptungen in Frage zu stellen. Nur: Seit wann ist das infosperber-Forum eine Plattform für Abstimmungspropaganda?