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Malte André Hartwieg: Auf seine Verlockungen fielen unzählige Anleger herein © cc

«Verdoppeln Sie Ihr Geld in nur vier Jahren»

Monica Fahmi /  Ein Basler Unternehmer kaufte Fonds von Malte Hartwieg. Der deutsche Finanzmanager ist in einen riesigen Anlage-Skandal verwickelt.

Wer Fonds der Gesellschaften «Euro Grundinvest», «New Capital Invest», «Selfmade Capital» oder «Panthera Asset Management» gekauft hat, muss wahrscheinlich mit einem Totalverlust rechnen. Diese Fonds hatten Traumrenditen versprochen. Mit einigen beschäftigt sich bereits die Justiz.

Basler mit «gewagtem Immobilien-Investment»

Erst diesen Sommer hat der in Basel wohnhafte deutsche Investor Sven Donhuysen «Euro Grundinvest» übernommen, eine Immobilienfirma mit angehängten Anlagefonds. Sie war Teil des Firmengeflechts des deutschen Finanzmaklers Malte André Hartwieg.

Hartwieg und Donhuysen haben etwas gemeinsam: Sie versprechen Anlegern viel, haben aber mit Transparenz wenig am Hut.
«Ein gewagtes Immobilien-Investment» (von Donhuysen ) titelte die «Schweiz am Sonntag» und berichtete, dass Bauprojekte nicht realisiert wurden und Renditen ausblieben.
Die «Euro Grundinvest» war eine der Fondgesellschaften aus dem zerfallenden Firmenimperium Hartwiegs, gegen den die Münchner Staatsanwaltschaft wegen Verdachts auf Anlagebetrug ermittelt. Mit zweistelligen Renditeversprechen soll der gelernte Maurer Anleger geködert haben. Das Geld floss unter anderem in die Fondsgesellschaften «Euro Grundinvest», «Panthera Asset Management», «New Capital Invest» und «Selfmade Capital».
Viel Geld ist verschwunden. Tausende Anleger sind betroffen, laut Anwälten auch Schweizer. Es geht um mindestens 200 Millionen Euro. Es könnten weit mehr sein.
Angeblich 200’000 Anleger
Malte André Hartwieg galt noch vor zwei Jahren als Star der deutschen Investmentszene. Seine Fondgesellschaften und sein Fondsvertrieb «Dima24.de» verwalteten nach seinen Angaben 2,3 Milliarden Euro, 200’000 Anleger hätten ihm ihr Geld anvertraut.
Wie viele davon dies nun bitter bereuen ist unklar. Ebenso wohin das Geld genau geflossen ist. «Euro Grundinvest» ist wie erwähnt verkauft. Erst hatten Hartwiegs Strohleute mit der Firma «IPF AG» in Teufen AR im Juni die «Euro Grundinvest» für angeblich 160 Millionen Euro übernommen, dann kaufte Donhuysen die «IPF AG».
Eine Vertriebsplattform «Dima24.de» hatte Hartwieg schon im Frühjahr seiner ehemaligen Geschäftsführerin verkauft. Ein Management-Buyout. Anleger dürften es schwer haben, gegen die neue Firma vorzugehen.
Insolvenz angemeldet
Was die verbleibenden Fondsgesellschaften betrifft, sieht es noch düsterer aus: Einem Fonds der «Panthera Asset Management» droht laut Handelsblatt der Totalverlust. Und nach einigen Fonds der «New Capital Invest» hat nun auch die «Selfmade Capital» beim Münchner Amtsgericht Insolvenz beantragt. Am 9. Oktober wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. Es riecht nach Schneeballsystem.
Schuld dem «Investment-Chef» zugeschoben
In einem Schreiben an die Anleger hatte Hartwieg im Frühjahr jegliche Schuld von sich gewiesen und die Verantwortung auf seinen in Dubai lebenden «Investmentchef» Christian Kruppa geschoben, gegen den die Münchner Staatsanwaltschaft ebenfalls ermittelt.
Kruppa und Hartwieg lernten sich laut Anwälten von Anlegern zwischen 2005 und 2008 bei der Investmentgesellschaft «Trend Capital» kennen. Hartwieg war einer der besten Verkäufer und Kruppa war Verkäufer und als Manager der «Trend Capital» in den USA eingetragen, bis er 2008 die Gesellschaft nach einem heftigen Streit mit dem damaligen CEO Frank Simon verliess. «Trend Capital» ist mittlerweile bankrott und Frank Simon sass zwischenzeitlich in Untersuchungshaft wegen Verdachts auf Betrug und Urkundenfälschung. Er soll 2’900 Anleger um über 50 Millionen Euro erleichtert haben.
Im Mai 2008 gründete Hartwieg die «Selfmade Capital». An vorderster Front mit dabei war Christian Kruppa. Die «Abu Dhabi Fonds» der «Selfmade Capital» waren laut der Münchner Anwaltskanzlei Lachmair & Kollegen Hartwiegs und Kruppas Einstieg «in lukrative Geschäfte als Initiatoren geschlossener Fonds». Allen Emirates-Fonds der Selfmade Capital sei gemein, dass das Geld der Anleger in eine Middle East Ventures Gesellschaft investiert wurde, deren Eigentümer und Geschäftsführer Christian Kruppa ist. Kruppas Gesellschaften sind in Dubai domiziliert, wo er und seine Familie leben. Für die Verwendung der Anlegergelder gab es keine bindenden Vorgaben, die Anleger hatten keine Kontrolle darüber, wo ihr Geld investiert wurde und ob überhaupt.
«Verdoppeln Sie Ihr Geld sicher in nur vier Jahren. Mit Gold in Abu Dhabi», warb «Selfmade Capital» in einem Fernsehspot 2009 und versprach Renditen von 20 Prozent im Jahr. Etliche Anleger wollten das glauben und investierten ihr Geld. Angeblich floss es in den Emiraten unter anderem in eine Gold- und Silberraffinerie und in eine Fertigbetonfabrik. Vor Ort fanden die Anwälte keinen Beweis dafür.
Skyline von Dubai: Völlig unklar, wo die Gelder investiert sein sollen:

Christian Kruppa war auch massgeblich an den angeblichen Investitionen der «New Capital Invest Fonds» in den USA beteiligt. Kruppa, der unter anderem Wohnsitz in Florida hatte, gab an, Anlegergelder in Öl- und Gasfirmen investiert zu haben. Seine «Dynasty Oil & Gas (International) LP» habe unter anderem Aktien einer «Dynex Energy SA» gekauft. Wie Recherchen der Anwälte von Lachmair & Kollegen ergaben, hat diese Aktiengesellschaft zwar einen theoretischen Börsenwert von über 400 Millionen Euro, es wurden aber nur ein einziges Mal 89 Aktien gehandelt. «Derartige Praktiken finden sich regelmässig nur im Zusammenhang mit krimineller Geldwäsche», schreibt die Kanzlei in einem Bericht.
Ein böses Erwachen der Anleger
Mitte Juli 2013 erhielten die Anleger, die in Fonds der «Selfmade Capital» und der «New Capital Invest» investiert hatten, dicke Post von Hartwieg. Es gebe Verzögerungen bei den vereinbarten Renditezahlungen. Zuvor hatte es stets geheissen, die Fonds verzeichneten grandiose Erfolge. Laut «Dima24.de» waren 2’000 Anleger und eine Summe von 120 Millionen Euro betroffen.
Etliche Anleger suchten daraufhin rechtlichen Beistand. Verschiedene Anwälte vertreten mindestens 500 Anleger, die gegen Hartwieg und Kruppa klagen wollen. Die Staatsanwaltschaft München liess sich mit den Vorermittlungen bis im August 2014 Zeit. Hartwieg gab unterdessen vor, mit den Anlegern zu kooperieren und beauftragte seine Anwälte und einen Wirtschaftsdetektiv, mit Christian Kruppa Kontakt aufzunehmen und herauszufinden, wo das Geld geblieben ist. Mit bescheidenem Erfolg.
Im August eröffnete die Staatsanwaltschaft München ein Verfahren, es gab Razzien in Hartwiegs Büro und in seiner Villa, die nun zum Verkauf steht. Ende September teilte Hartwiegs Anwalt Werner Klumpe den Anlegern mit, dass einige Gesellschaften Insolvenz beantragt hätten. Hartwiegs Anwälte legten zudem ihr Mandat nieder. Hartwieg kann sie nicht mehr zahlen, weil die Staatsanwaltschaft sein Privatvermögen gepfändet hat.

Während etliche Anleger sich langsam mit dem Gedanken vertraut machen müssen, ihr Geld nicht mehr wiederzusehen, lebt Kruppa unbehelligt weiterhin auf grossem Fuss in Dubai.
Hartwieg und Kruppa waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Bis zu einer Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.

Wer glaubt, bei einem der erwähnten Fonds investiert und Verluste eingefahren zu haben, kann sich bei der Autorin melden.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine. Die Autorin gehört zur JournalistInnen-Gruppe «investigativ.ch».

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Eine Meinung zu

  • am 16.10.2014 um 10:45 Uhr
    Permalink

    Alle Jahre wieder darf gestaunt werden, wieviele Menschen den realitätsfremden Versprechungen solcher «Investoren» bzw. «Finanzmakler» auf den Leim gehen. Dummheit? Gier? Beides zusammen?
    Daran wird sich wohl auch in Zukunft nichts ändern.

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