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Heute Abend, 12.9.2018, 22.45h, im ZDF © ZDF

Josef Ackermann: Die Fassade des Strahlemanns blättert

Richard Aschinger /  In der NZZ präsentiert er sich als makelloser Spitzenbanker. Frontal 21 zeichnet ein anderes Bild des Ex-Chefs der Deutschen Bank.

Am 5. September 2018, zehn Jahre nach dem Zusammenbruch der US Investmentbank Lehmann Brothers und damit dem Höhepunkt der schwersten Finanzkrise seit fast einem Jahrhundert, publizierte die NZZ einen ganzseitigen «Gastkommentar» von Josef Ackermann unter dem Titel «Die fatale Spirale nach unten». Vordergründige Essenz des Textes: US-amerikanische Investmentbanken, die die Krise hauptsächlich verschuldet hätten, «dominieren das globale Kapitalmarktgeschäft heute stärker als je zuvor, derweilen die europäischen Herausforderer dort fast hoffnungslos zurückgefallen sind». Für in der Aussenwirtschaft prosperierende Länder wie Deutschland und die Schweiz, schreibt Ackermann, sei das «besonders gefährlich». Der Schweizer Banker, der von 2006 bis 2012 an der Spitze der Deutschen Bank stand, plädiert für Zusammenschlüsse und noch stärker global operierende europäische Institute. «Banken von der Wallstreet mögen Europas Unternehmen weltweit genau so kompetent begleiten, wie einheimische Institute. Aber können sie es auch genau so vertrauensvoll und verlässlich?»

Gastkommentator in der NZZ

«Vertrauen» und «Verlässlichkeit»? Da wagt sich Ackermann in seinem NZZ-Artikel aufs Glatteis. Unter seiner Leitung fuhr die Deutsche Bank einen rasanten, hochriskanten Expansionskurs, der ihr Jahre später mehr als zwanzig Milliarden Bussen, hohe Jahresverluste und massiv eingebrochene Aktienkurse eingetragen hat. Ackermann, wie Ospel an der Spitze der UBS, wollte seinen Konzern unter anderem mit für betroffene Kunden und später für Steuerzahler verheerenden Hypothekarschiebereien zu einem gigantischen globalen Spieler aufblasen. Die Deutsche Bank hat sich bis heute nicht von diesen Ambitionen erholt. Der Autor des NZZ-Gastkommentars trat in Deutschland, anders als der in der Schweiz faktisch aus dem Amt gejagte UBS-Chef, erst später erhobenen Hauptes zurück.

In seinem Artikel sieht Ackermann auch heute kaum eigene Fehler. «Im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts schaffte es die Deutsche Bank (…) im modernen und gewinnträchtigen Kapitalmarkt- und Verbriefungsgeschäft auf Augenhöhe mit den führenden amerikanischen Instituten zu kommen. Diese Position konnte sie auch nach der Finanzkrise noch jahrelang halten.» In Interviews beharrt er auf der Selbsteinschätzung, er habe seinen Nachfolgern eine «gutaufgestellte Bank hinterlassen».

«Brandstifter» in Frontal 21

Wenige Tage nach dem NZZ-Text blättert Ackermanns Fassade. Am Dienstag, 11. September, sendete das ZDF-Magazin Frontal 21 einen brisanten Beitrag unter dem Titel «Die Verantwortung des Josef Ackermann». Insider erklären, die Bankleitung habe die Risiken des Milliarden-Handels mit Pfandbriefen auf Schrott-Immobilien Jahre voraus gekannt, aber auf die Gewinne bis zu einem Kollaps nicht verzichten wollen. Zur Person des ehemaligen Chefs der Deutschen Bank fallen harte Urteile. O-Ton Ingrid Matthäus-Maier (deutsche Politikerin und Bankmanagerin, von 2006 bis Mitte 2008 Vorsitzende der KfW-Bankengruppe): «Er war mit Sicherheit der Brandstifter, er war weder integer noch war er anständig, er war skrupellos und hat sich das Problem vom Hals gehalten.» Der Chef der Deutschen Bank, so wird berichtet, habe sich mehr als hundert Millionen Euro auszahlen lassen.

Heute Mittwoch, 12. September, 22.45h, zieht das ZDF mit einer Dokumentation nach: «Geheimakte Finanzkrise – Droht der nächste Jahrhundert-Crash?»


Betrifft «Joe» Ackermann

Josef Ackermann war bis 1996 Präsident der Schweizerischen Kreditanstalt (Credit Suisse) im gleichen Jahr wechselte er in die Führung der Deutschen Bank, 2006-12 als Präsident. Erneut übergangslos wurde er nach seinem Ausscheiden bei der Deutschen Bank Aufsichtsratsvorsitzender der zypriotischen Cyprus Bank. Er sitzt auch im Aufsichtsrat der Beteiligungsgesellschaft der schwedischen Industriellenfamilie Wallenberg und berät das einer der reichsten Familien der Türkei gehörende Konglomerat Sabanci. Ackermann soll, laut im KleinReport erwähnten deutschen Medien, 2018 einen grösseren Posten NZZ-Aktien gekauft haben. Direkten Einfluss gewährt ihm das nicht: Ein im Aktienregister eingetragener Aktionär erhält gemäss NZZ-Statuten nicht mehr Stimmrechte als ein Prozent des Aktienkapitals.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine. Richard Aschinger ist NZZ-Abonnent und -Aktionär.

Zum Infosperber-Dossier:

Banken

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3 Meinungen

  • am 13.09.2018 um 10:27 Uhr
    Permalink

    Ackermann ist schon lange kein Strahlemann mehr, aber die NZZ scheint das nicht zu merken.

    Der nächste Crash wird bereits prophezeit, gerade aktuell auch von Gordon Brown, ehemaliger britischer Finanz- und Premierminister. Kann sein, dass die «zurückgefallenen» europäischen Institute dadurch weniger betroffen sein werden.

    Gott schütze uns und die Welt vor den Ackermännern.

  • am 14.09.2018 um 08:11 Uhr
    Permalink

    Das Hamburger Nachrichtenmagazin schreibt zu den NZZ Aktienläufen von Ackermann: «Er wolle gesellschaftlich sinnvolle Ziele fördern». Das einzige gesellschaftliche Ziel von Ackermann ist seinen ramponierten und miserablen Ruf zu fördern! Dazu stellt die NZZ gerne Textspalten zur Verfügung. Das ist etwa so wie ein Vergewaltiger seine Tat als Erste Hilfe schön schreiben darf!
    Einmal mehr der Beweis für den publizistischen Kriechgang der NZZ!

  • am 19.11.2018 um 16:15 Uhr
    Permalink

    Das Ackermann ja bei der NZZ die Gelegenheit erhält sich mittels Gastkommentar reinzuwaschen zeigt ja nur zu gut das Aktionäre doch einen grossen Einfluss auf die Berichterstattung haben. Insbesondere die Führung der CS, deren Aktienkurs halbiert wurde, muss sich keine einzige kritische Frage gefallen lassen. Von denen gäbe es genug, Stichwort; Mocambik, Paris etc..

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