Hochfrequenzhandel: Fieberkurve des Wahnsinns
Im Wertpapierhandel würden mittlerweile knapp 70 Prozent von automatischen Handelssystemen erledigt, schreibt die NZZ. Ein Teil davon wird über den sogenannten Hochfrequenzhandel (HFT) abgewickelt. Dabei werden Computer so programmiert, dass sie innerhalb von Sekundenbruchteilen Wertpapiere kaufen und gleich wieder verkaufen. Die Händler profitieren dabei auch noch von minimalsten Kursdifferenzen.
Das HFT-Verfahren birgt aber das Risiko extremer Kursschwankungen, zudem ist es anfällig für Manipulationen, die finanzielle Vorteile verschaffen.
Berüchtigt ist der «Flash Crash» vom 6. Mai 2010, als wegen dieser automatisierten HFT-Wahnsinnsgeschäfte der US-Aktienindex Dow Jones binnen Minuten um mehr als 1000 Punkte sank und wieder stieg.
Rasanter Anstieg zwischen 2007 und 2011
In welchem Ausmass die HFT-Geschäfte an Volumen zugenommen haben, zeigt die Visualisierung in einem YouTube-Film (siehe Link unter «Animation» oder ganz unten). Er deckt die Periode von 14 US-Börsen im Zeitraum zwischen Januar 2007 und Dezember 2011 ab. Die Animation, die im Zeitraffer abläuft, muss so gelesen werden:
• Die Handelsplätze haben unterschiedliche Farben und sind rechts oben aufgelistet (Lesebeispiel: NYSE (New York Stock Exchange) = gelb.
• Die Datumszeile links unten folgt der US-Nomenklatura = Monat/Tag/Jahr (Lesebeispiel: 05/06/2010 = 6. Mai 2010).
• Auffällig sind jeweils die grösseren HFT-Handelsvolumen bei der Eröffnung des Handels und kurz vor Schluss.
• Der «Flash Crash» vom 6. Mai ist deutlich als Zunahme der HFT-Volumina zu erkennen.
• Wer die im Film hinterlegte Musik nicht mag, stellt die Lautsprecher auf stumm.
In den USA sollen laut NZZ inzwischen fast 15 Prozent aller Transaktionen durch HFT-Geschäfte ausgelöst werden. Experten hätten die Gewinne daraus 2009 auf rund 7,2 Milliarden Dollar geschätzt. Die US-Börsenaufsicht SEC hat eine verstärkte Aufsicht des HFT-Handels angekündigt, nachdem die Aktienhandelsgruppe Knight Capital am 1. August 2012 aufgrund eines Softwarefehlers in 45 Minuten 440 Millionen Dollar verlor.
Elf EU-Länder gehen voran
Nun wollen elf EU-Staaten eine Finanztransaktionssteuer einführen. Auf der allgemeinen EU-Ebene ist das derzeit nicht machbar. Vor allem die Briten mit dem Finanzzentrum London wehren sich vehement dagegen. Auch die Schweiz steht abseits. Die EU-Kommission schlägt einerseits vor, den Handel mit Aktien und Obligationen zu besteuern, andererseits auch Steuern auf Geschäften mit Derivaten (z.B. im Hochfrequenzhandel) zu erheben. Worauf sich die EU-Länder letztlich einigen werden, soll sich im November entscheiden.
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Die Anregung zu diesem Artikel stammt von der Website www.batz.ch
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine
Es wäre zu begrüssen wenn endlich «das Geld verdienen ohne zu arbeiten» KRÄFTIG besteuert würde !
Es ist höchst unethisch wenn jemand der den ganzen Tag «malocht» fast ein viertel seines Einkommens an Steuern abliefern muss währenddessen der «ganz cleveren", entspannt und mit dem Champagner Glas in der Hand, auf seiner Millionenyacht über die Meere schippern darf … !
Hier frage ich mich auch mal wieder : «Wer hat’s erfunden» …, dabei ist Gates nicht ganz unschuldig …
Aber wie immer ist eine geniale Erfindung / Anwendung auch mit Schattenseiten behaftet !