Kommentar

Finma im CS-Fantasy-Land: Wir sind unschuldig

Lukas Hässig © zvg

Lukas Hässig /  Die Aufsicht präsentiert sich als harter Hund, der die CS drangsalierte, wo’s nur ging. Effektiv half die Finma, wo sie konnte.

«Lessons Learned aus der CS-Krise», lautet das Dokument, es umfasst 89 Seiten. Und es soll die Finma von jeglicher Schuld am Aus der Nummer 2 des Finanzplatzes reinwaschen. Man habe «bereits früh das mögliche Risiko einer Destabilisierung» der CS erkannt und «intensivierte» deshalb die Aufsicht.

Was gut klingt, stammt aus dem Märchenland. Tatsächlich hat die Finma der CS bis zuletzt mit Ausnahmeregeln geholfen, über Wasser zu bleiben. Per 30. September 2022 erlaubte die Bankenaufsicht der CS-Führung, die vorgeschriebenen Kapitalpuffer zu reduzieren.

Sie schritt damals auch nicht ein, als die Auslands-Beteiligungen mit der Investmentbank zusammenkrachten und die CS AG, also das Stammhaus, aus dem Lot geriet. Vielmehr akzeptierte die Finma eine aus dem Nichts erfolgende Aufwertung der CS Schweiz AG um 9 Milliarden.

Die Behörde haute den CS-Bossen nicht auf die Finger bei ihrem Tun, sondern leistete zentralen Support bei deren Fassaden-Putzen. Alles andere ist Augenwischerei. So die «108 Vor-Ort-Kontrollen» bei der CS, welche die Finma heute für die Zeit von 2018 bis 2022 in ihrem Communiqué aufführt.

Bei diesen Kontrollen habe sie «382 Punkte festgestellt». Die schiere Menge soll ablenken vom simplen Fakt, dass die Finma in der Causa CS ihren eigenen, kompletten Zusammenbruch erlitten hat.

CS Inside Paradeplatz
Die CS schräubelt ein wenig – die Finma unterstützt.

Sie liess eine Führung am Werk, die noch im Untergang neue Boni-Programme zimmerte, auf den Kilimandscharo pilgerte und Medien beim Staatsanwalt anzeigte. Das Wall Street Journal (WSJ) hat den Finger in einer grossen Story Anfang November auf den wunden Punkt gelegt.

«How a Banking Capital of the World Botched Its Own Banking Rules», titelte die «Bibel» des weltgrössten Finanzplatzes. Es ging um Ausnahmeregeln der Schweizer Behörden für ihre zwei Grossbanken, was das minimale Kapital und die Reserven für den Notfall anging.

Swiss Quality – nach unten

Dabei machte das WSJ klar, dass der viel gerühmte Swiss Finish nicht etwa härtere Vorgaben meinte, sondern leichtere. Es geht um den sogenannten «regulatorischen Filter». Mit diesem gewährte die Finma der CS Erleichterungen beim Eigenkapital, dem entscheidenden Faktor in der Krise.

«Im Q3 2022 betrug der Nettoeffekt des Filters CHF 11.9 Mrd., mehr als ein Drittel der ausgewiesenen CET1-Eigenmittel», schrieb die Expertengruppe «Bankenstabilität». So war das: Die Finma gewährte der CS beim Kapital einen Drittel Erleichterung. Deshalb flog die Bank am 19. März 2023 mit Karacho in die Wand.

Der Bericht hat zum Zweck, die Finma von Schuld und Sühne freizusprechen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine. Der Autor ist Redaktor und Inhaber des Portals Inside Paradeplatz, auf dem dieser Beitrag zuerst erschien.
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Banken

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Eine Meinung zu

  • am 20.12.2023 um 12:07 Uhr
    Permalink

    Marlene Amstad und Urs Rohner haben etwas Gemeinsames: Beide attestieren sich selbst eine weisse Weste.

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