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Ist das die Zukunft in Zürich und in der Schweiz? © Mit KI erstellt, unterstützt von DALL.E3

Ermotti macht Stimmung gegen die verstärkte Regulierung

Rico Kutscher /  Wer sich wundert, warum die Schweiz immer wieder einknickt, braucht bloss dem Konzernchef der Grossbank UBS zuzuhören.

Red. Dies ist ein Gastbeitrag. Rico Kutscher ist Chefredaktor des Wirtschaftsnews-Portals Muula.ch


Sergio Ermotti trat am 18. Juni beim IWP, dem Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik an der Universität Luzern, vor hunderten Studenten auf und präsentierte einen cleveren Ansatz gegen mehr Regulierung.

Er habe den Eindruck, die Werte der Schweiz hätten an Bedeutung verloren und statt Mut herrsche Angst im Land, sagte Ermotti vor den Anwesenden, zu denen auch Alt-Bundesrat und einstiger UBS-Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger zählte.

Viele Stimmen sähen in der Fusion der Krisenbank Credit Suisse (CS) mit der UBS nur Gefahren, statt die Vorteile einer globalen und wettbewerbsfähigen Grossbank für die Schweiz zu erkennen, betonte Ermotti.

Geschicktes Spiel auf drei Ebenen

Der UBS-Konzernchef spielte dabei auf drei Ebenen. Zunächst machte er die angeblichen Vorteile der UBS für Land, Firmen und die Bevölkerung klar. Dann ging er auf die Forderungen nach mehr Regulierung ein und präsentierte völlig andere als die gängigen Kennzahlen. Und schliesslich spielte er immer auf der emotionalen Ebene, was förmlich unter die Haut ging.

Allein die Gelder der europäischen Kundschaft sichere bei der UBS über 20’000 Arbeitsplätze, führte Ermotti aus. Die UBS senke die Finanzierungskosten für die öffentliche Hand und sorge für günstige Kredit für Bürger und Firmen.

Die einzig verbliebene Grossbank leiste einen Beitrag zum Wohlstand des Landes, nicht nur als grosse Steuerzahlerin, sondern auch als Sponsorin der Fussballnationalmannschaft, als Einkäuferin von Waren und Dienstleistungen für rund 4 Milliarden Franken, als Innovatorin und Risikokapitalgeberin.

Die Grossbank fügt sich neben Asset Managern, Risikokapitalgebern, Rohwarenkonzernen, Versicherern und Privatbanken am Finanzplatz in die ganze Wertschöpfungskette ein. Die Finanzwelt ermögliche quasi Führungspositionen des Landes in der Industrie.

Die Konkurrenz um führende Finanzplätze, wie Hongkong, Singapur und den USA, schlafe zudem nicht. Und die Logik, «klein» sei gut und «gross» sei schlecht, könne der Starbanker auch nicht nachvollziehen. Die drei grössten Unternehmen des Landes zahlten rund 90 Prozent der Unternehmenssteuern.

Emotionale Argumente verharmlosen harte Fakten

Immer wieder gab es emotionale Einschübe. Aus dem Untergang der CS dürfe man nicht ableiten, dass die einzig überlebende Grossbank dafür bezahlen muss, sagte Ermotti. Die kleine Schweiz gehe es viel besser als etwa Österreich und puncto Bruttoinlandprodukt sowie Median-Einkommen überrage sie ohnehin die Nachbarländer.

Auf der zweiten Ebene, den Kennzahlen, verwies der UBS-Konzernchef darauf, dass die fusionierte Bank viel geringere Risiken und eine kleinere Bilanzsumme aufweise, als die CS allein vor einiger Zeit gehabt habe. Zudem hätten die Eigenmittel der UBS eine viel höhere Qualität, hob Ermotti hervor. Die Bilanzsumme der Grossbank dürfe man auch nicht auf das Bruttoinlandprodukt des Landes beziehen, sondern auch mit Bestandsgrössen, wie den Privatvermögen der Schweiz oder die Auslandvermögen, vergleichen, dozierte er. Häufig würden da Äpfel mit Birnen verglichen, kritisierte Ermotti.

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UBS – Das Klumpenrisiko nimmt wieder zu. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik.

Die Bilanz eines Industrieunternehmens sei etwas ganz anders als eine Bankbilanz, weil die Geldhäuser die verkauften Produkte und Kredite & Co. in ihren Büchern auswiesen. Dies sei bei Industrieunternehmen ja nicht der Fall. Wenn eine Bank in Schwierigkeiten käme, müssten die Kreditnehmer sowieso weiterzahlen. Dies sei ein gewaltiger Unterschied bei den Risiken, denn käme ein Industrieunternehmen in Nöte, verlören Fabriken, Produktionsanlagen und sonstiges Vermögen relativ schnell an Wert. Einzig Liquidität könne für Geldhäuser zum Problem werden, weshalb die Schweiz da nachbessern müsse. Die Einführung des international üblichen Public Liquidity Backstopps PLB habe das Land völlig verschlafen, bemängelte Ermotti.

Implizite Staatsgarantie, die angeblich keine ist?

Die Abwicklungspläne der CS seien zudem umsetzbar gewesen, was zeigt, dass dies auch für die viel besser aufgestellte UBS gelten müsse. Jedoch den Test zu machen, während es für die CS eine Alternative, wie die Fusion mit der UBS gab, wäre unverantwortlich gewesen, erklärte der Bankenmanager. Hätte man an einem Wochenende die Abwicklungspläne für die CS umgesetzt, wäre die Krisenbank am Montag mit 44 Prozent das am besten kapitalisierte Geldhaus des Planeten gewesen, so Ermotti.

Eine Staatsgarantie habe die UBS auch gar nicht, was die Entwicklung der Finanzierungskosten während der Stressphase mit der CS eindrücklich gezeigt hätten. Diese seien nämlich im Krisenmoment ebenfalls stark gestiegen. Zudem berücksichtigten die Ratingagenturen ein solches Szenario von Staatshilfe nicht – im Gegensatz zu tatsächlichen Staatsbanken. «Es spricht übrigens niemand von einer Staatsgarantie bei Firmen, die während der Coronavirus-Pandemie viel Kredit vom Staat erhalten hätten», sagte Ermotti dabei wieder auf der emotionalen Ebene. Und selbst für Fluggesellschaften und Energiefirmen müsse die Politik immer wieder als Rettungsanker agieren. Dies sei also kein ausschliessliches Phänomen von Banken.

Keine Regulierung der Welt hätte den Vertrauensverlust bei der CS verhindern können, betonte Ermotti gleich mehrmals. Mit rund 80 Prozent der Massnahmen, die der Bundesrat als Lehren aus dem CS-Debakel gezogen hat, sei die UBS einverstanden. Risiken liessen sich nicht vermeiden, allerdings habe die verbliebene Grossbank das Knowhow und die Kultur, diese mit so wenig Gefahren für die Steuerzahler, wie möglich, zu handhaben, gab sich der UBS-Chef überzeugt.

Harmlose Zuhörer

Die Frage aus dem sehr artigen Publikum, ab welcher Forderung nach mehr Eigenkapital – wie sie etwa der bekannte Ökonom Hans-Werner Sinn an gleicher Stelle beim IWP unlängst kritisch vorgebracht hatte – die UBS ihren Sitz aus der Schweiz wegverlegen würde, liess Ermotti zwar unbeantwortet. Die Schweiz brauche aber die UBS in ihrer Mitte für mehr Wohlstand, hiess es. Erhöhe man die Eigenkapitalanforderungen, träfe dies nicht nur die Aktionäre, sondern auch die Kreditnehmer, viele Sponsorings und eben den Erfolgskurs der Schweiz negativ.

Die völlig unkritischen und auf die eigene Karriere fokussierten Luzerner Studenten spendeten daraufhin minutenlangen Applaus.

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Gross, grösser, UBS – ist das die Zukunft von Zürich und der Schweiz?

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Dieser Beitrag ist am 19. Juni 2024 auf muula.ch erschienen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

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2 Meinungen

  • am 20.06.2024 um 17:35 Uhr
    Permalink

    Was hab ich da gerade gelesen? Geschickt gemachter Text. Tut so als sei er kritisch, doch repetiert der Autor eigentlich nur Ermottis Vortrag und seine Behauptungen stellt dem aber keine eigene Fakten entgegen…

  • am 21.06.2024 um 08:22 Uhr
    Permalink

    Höchst bemerkenswerte Aussage und Denkweise von Sergio Ermotti: «Die einzig verbliebene Grossbank leiste einen Beitrag zum Wohlstand des Landes, nicht nur als grosse Steuerzahlerin, sondern auch als Sponsorin der Fussballnationalmannschaft…» Das könnte wohl heissen, dass nur eine globale Supergrossbank finanziell in der Lage ist die Schweizer Fussballnationalmannschaft zu unterstützen? Könnte theoretisch die Möglichkeit bestehen, dass d er UBS- Gross-Chefmanager Sergio Ermotti intellektuell noch nicht die Möglichkeit in Betracht gezogen haben könnte, benutzt werden könnte, dafür zu sorgen, die globale Supergrossbank fürsorglich aufzupäppeln, damit die schnell gross und fett wird, die dann genüsslich zerlegt werden könnte und einige wenige auserwählte Finanzgenies können auf die Schnelle Milliarden Gewinne machen. Und die Anleger und Sparer werden sich besorgt fragen was wird aus unserer Fussballnationalmannschaft?
    Gunther Kropp, Basel

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