Partners-Group_2017

In wenigen Jahren acht Milliarden Franken reicher: Die drei Gründer der Baarer Partners Group. © SRF 10 vor 10

Die Milliardärs-Maschine Private Equity

Werner Vontobel /  Die globale Wirtschaft produziert eine neue Generation Superreicher. Woher ihr Geld kommt und wer die Zeche zahlt, bleibt unklar.

In den USA kaufen die Multimilliardäre Wahlen oder auch gleich mal die Weltgesundheitsorganisation WHO. In der Schweiz hat Christoph Blocher mit seinem Geld die SVP zur stärksten Partei gemacht und neuerdings versuchen Fredy Gantner, Urs Wietlisbach und Marcel Erni von der «Partners Group» die Bilateralen III zu Fall zu bringen. Sie vertreten die neue Generation von Superreichen. Anders als Blocher oder Gottlieb Duttweiler produzieren sie nichts mehr. Statt Waren verschieben sie nur noch Geld. Dafür aber gleich im Umfang von hunderten Milliarden.

Firmenhandel als Geschäftsmodell

Im «Sonntags-Blick» hat Beat Schmid versucht, nachzuvollziehen, wie die drei Gründer der Private-Equity-Firma Partners Group (PG) in Baar in wenigen Jahren gemeinsam um rund 8 Milliarden Franken reicher geworden sind. Die kurze Antwort: Geld (bisher 150 Milliarden Dollar) von reichen Kunden einsammeln, damit Firmen kaufen und nach fünf bis zehn Jahren mindestens zum doppelten Preis verkaufen. 

Die reichen Kunden können mit einer jährlichen Nettorendite von 15 bis 20 Prozent rechnen. Die drei Partner kassieren darüber hinaus noch Managementgebühren und sie halten private Anteile, mit denen sie bisher – immer laut «Sonntags-Blick» – eine Eigenkapitalrendite von 41 Prozent erwirtschaftet haben. Soweit die finanzielle Oberfläche.

Doch wie genau haben die drei Partner und ihre 1900 Angestellten die gekauften Firmen effizienter gemacht und ihren Wert verdoppelt? Das wird im Sonntags-Blick nicht genauer erläutert, und auch die Website der Partners Group gibt dazu wenig her. Da wird praktisch nur – und sehr abstrakt – auf der Ebene der Finanzmärkte argumentiert. «Transformational Investment» halt – noch Fragen? 

Die reale Wirtschaft kommt dabei nur am Rande vor. Doch der Zufall wollte es, dass die Partner just zu Beginn dieser Woche einen wichtigen Deal unter Dach und Fach brachten. Wie auf «Marketscreener» nachzulesen war, hat die Partners Group ihren Anteil an der Firma Techem mit einer Gewinnmarge von 45 Prozent verkauft.

Im Einzelnen soll die Transaktion wie folgt abgelaufen sein: 2018 hat die PG zusammen mit zwei anderen Private Equity-Firmen die Techem für 4,6 Milliarden Euro gekauft und dann lange einen Börsengang geprüft. Jetzt hat man das Unternehmen für 6,7 Milliarden an ein Investoren-Konsortium, bestehend aus der US-Beteiligungsgesellschaft TPG und dem singapurischen Staatsfonds GIC, weiterverkauft.

Rätselhafter Deal

Real gesehen handelt es sich bei Techem um eine rund 4000 Mitarbeiter starke Firma, die auf das Ablesen von Heizungsdaten und auf die Energieoptimierung von grossen Wohnimmobilien spezialisiert ist. Sie hat ihren Umsatz im letzten Jahr um 12,5 Prozent auf 1,01 Milliarden Euro ausgeweitet. Der Bruttogewinn (Ebitda) wird mit 552 Millionen angegeben. Davon müssen aber unter anderem noch Zinsen für 2,8 Milliarden Nettoschulden abgezogen werden. Ein allfälliger Nettogewinn wird – wohlweislich – nicht ausgewiesen.

Für PG ist der Verkauf ein gutes Geschäft. Aber was bringt die TPG und die GIC dazu, fast 7 Milliarden für einen bestenfalls knapp rentablen Heizungsableser auszugeben? Warum wurde die Techem bloss unter globalen Investoren weiterverkauft, statt sie öffentlich an der Börse feilzubieten, versehen mit einem ordentlichen Verkaufsprospekt mit allen relevanten Informationen?

Möglichkeit 1: Finance Fiction?

Darauf gibt es zwei denkbare Antworten. Die erste: Der Verkauf ist Teil eines grösseren (geheimen) Deals. Die Megafonds kaufen einander gegenseitig ihre Beteiligungen zu überrissenen Preisen ab und steigern dadurch ihren Marktwert. Dies schlägt sich wiederum in den Boni der Manager nieder. Das wäre sozusagen Finance-Fiction.

Auch der bisher vorletzte Deal von PG spielte sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab. PG kaufte einer GHO-Capital für vermutlich etwa 500 Millionen Euro eine Mehrheitsbeteiligung an der Biotechfirma FairJourney Biologics ab, was den Marktwert dieser Firma, die jährlich 41 Millionen Dollar umsetzt, auf 900 Millionen Euro veranschlagt. Ob daraus je ein rentables Geschäft wird, steht in den Sternen. Doch bis dann gelten die Bewertungen, welche die «Global Investors» durch ihre Transaktionen selbst bestimmt haben. GHO hat einen realen Gewinn von vermutlich weit über 100 Millionen realisiert. Die Partners Group kann die Beteiligung an FairJourney zum Kaufpreis in ihrer Bilanz verbuchen. Win-Win – aber letztlich bloss Finance Fiction.

Möglichkeit 2: Aussicht auf Marktdominanz

Die zweite Möglichkeit bringt uns zurück in die reale Wirtschaft: Das Geschäft der Ablesedienste ist jetzt schon in wenigen Händen konzentriert, was im deutschen Bundeskartellamt Sorgen ausgelöst hat. Neben den Branchenriesen Techem und Ista sind zwar noch rund 300 kleinere Messdienste auf dem europäischen Markt tätig, sie sind aber kaum noch konkurrenzfähig. Der Kauf von Techem könnte Teil eines Planes sein, den Markt vollends zu monopolisieren, die Preise deutlich anzuheben, und die Gewinne so zu steigern, dass die Techem zu einem noch höheren Preis via Börse verkauft werden könnte. Millionen von Mietern würden so zur Kasse gebeten. Viel Kleinvieh macht viel Mist in wenigen Händen.

Das ist alles Spekulation. Genaueres weiss man nicht und soll es nicht wissen. Fakt ist nur, dass die globalen Finanzmärkte die unheilvolle Tendenz haben, auch politisch mächtige Multimilliardäre hervorzubringen und uns im Ungewissen darüber zu lassen, wer letztlich die Zeche zahlen muss.


So funktioniert das Geschäftsmodell der Partners Group: Beitrag von SRF 10 vor 10 vom 21. März 2017


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2 Meinungen

  • am 13.11.2024 um 11:11 Uhr
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    Diese Art von Finance Fiction passt perfekt ins Fiatgeld-Casino, genauso wie die praktisch steuerfreie Offshore Vermögensvermehrung von Billionen. Dieses Schuldgeld-Casino, bei der die Vermögenden alle Faktoren kontrollieren, die Masse der Menschen aber verarmt, ist mit einer Mikrosteuer auf Finanztransaktionen natürlich nicht zu verhindern. Diese könnte nur den Hochfrequenzhandel unrentabel machen.

    Wir haben es tatsächlich mit einem Systemproblem gigantischen Ausmasses zu tun, welches nur mit einem grundlegenden Systemwechsel behoben werden könnte.
    Alles andere ist Augenwischerei.

    Ich empfehle deshalb die Lektüre «Die Humane Marktwirtschaft» von Peter Haisenko, welche das System wirklich neu von A -Z durchdenkt, neu aufsetzt und trotzdem eine funktionierende, sozial verträgliche Marktwirtschaft aufzeigt und die groteske Macht des Geldes wieder in normale Bahnen lenkt.

  • am 13.11.2024 um 13:31 Uhr
    Permalink

    Ja, ja, ich weiss der INFOSPERBER hat seine Mühe mit Menschen die reich sind oder viel Geld verdienen. Ich selbst bin nicht reich, trotzdem finde ich es mutig und richtig wenn diese 3 Privatpersonen aus der Deckung kommen und sich für die Unabhängigkeit einsetzen. Wie so viele andere Milliardäre in der CH könnten sie sich ja um die Politik foutieren denn mit Gegenwind ist zu rechnen wenn man sich dermassen exponiert. Also – Daumen hoch.

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